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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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sollte.
    »Wie ich hörte, betreiben Sie Ihre eigenen Nachforschungen?«, fragte Bert.
    Alle drei gaben seinen Blick unschuldig zurück.
    »Ich war bei Frau Engler«, fuhr Bert fort.
    Mike wurde rot. Die Röte verteilte sich nicht über das ganze Gesicht, sondern konzentrierte sich in hektischen Flecken auf den Wangen. Sie bildeten einen ungesunden Kontrast zu der Blässe der übrigen Haut.
    »Was haben Sie mir dazu zu sagen?«
    »Sie weiߟ irgendwas!« Mike umklammerte die Tischkante so fest, dass seine Knöchel weiߟ wurden. »Aber sie beruft sich auf die Schweigepflicht.«
    »Das muss sie!« Bert hätte diesen groߟen Jungen lieber in den Arm genommen, statt ihm die Leviten zu lesen. Er konnte ihn nur allzu gut verstehen. War ihm nicht selbst im Gespräch mit Lara Engler fast der Kragen geplatzt? Er durfte ihm seinen Gefühlsausbruch jedoch nicht durchgehen lassen. Mike hatte eindeutig eine Grenze überschritten.
    »Sie muss?«
    »Jawohl. Sie würde sich mit dem Verletzen der Schweigepflicht strafbar machen. Begreifen Sie das nicht? Sie hat gar keine Wahl.«
    »Und Ilka? Hat sie denn eine Wahl?«
    »Das eine hat mit dem andern nichts zu tun, Mike. Das müssen Sie auseinander halten.«
    »Sie haben gut reden! Es ist ja nicht Ihre Freundin, die verschwunden ist.« Die Röte auf Mikes Wangen hatte sich vertieft. Er fühlte sich missverstanden, sogar verraten. Das konnte ihn womöglich noch in der Absicht bestärken, auf eigene Faust etwas zu unternehmen.
    »Stimmt das, was Frau Engler mir erzählt hat?«, fragte Bert. »Haben Sie ihr tatsächlich gedroht, sie umzubringen?«
    Mike schien sich mühsam zurückzuhalten. Bert erkannte den Zorn in seinen Augen. Hoffentlich beherrscht er sich, dachte er und fühlte sich an seine Jugend erinnert. Er hatte auch zu denen gehört, die gelegentlich ausgerastet waren. Es waren keine angenehmen Erinnerungen.
    »Das sagt man so«, mischte Merle sich ein, »ohne sich was dabei zu denken. Das darf man nicht auf die Goldwaage legen.«
    Auf die Goldwaage legen, dachte Bert. Ein schöner Ausdruck. Er musste sich unbedingt mal mit dem Ursprung von Redewendungen befassen.
    »Das sollten Sie lieber Lara Engler erklären«, sagte er. »Mikes Wutanfall hat sie in Angst und Schrecken versetzt.«
    Mike blickte zerknirscht vor sich hin. »Tut mir Leid«, murmelte er.
    Merle atmete sichtlich auf. Doch wenn sie geglaubt hatte, Bert würde jetzt seinen Mantel nehmen und sich verabschieden, so hatte sie sich getäuscht.
    »Eins noch«, sagte Bert. »Ich warne Sie ausdrücklich davor, unseren Ermittlungen in die Quere zu kommen. Sie alle drei«, ergänzte er und sah sie der Reihe nach streng an. »Sie behindern nicht nur unsere Arbeit, Sie bringen sich möglicherweise auch selbst in Gefahr.«
    »In Gefahr?« Die Röte verschwand von Mikes Wangen. Er wurde blass.
    »Ganz allgemein«, sagte Bert. »Im Augenblick gibt es keine Anzeichen dafür, dass Ihre Freundin sich in Gefahr befindet. Sie kann immer noch untergetaucht sein, warum auch immer.«
    »Kann sie nicht«, widersprach Mike. »Nicht ohne mich. Und auߟerdem wäre sie ganz bestimmt nicht ausgerechnet an diesem Abend verschwunden.«
    Bert wurde hellhörig. »Wieso nicht?«
    »Weil sie mir versprochen hatte €¦ Sie hatte mir versprochen, mit mir zu schlafen.«
    Mit dieser Bemerkung war er über seinen Schatten gesprungen. Er gab Berts Blick fest zurück. In seinen Augen war ein Flackern, das verriet, wie schwer ihm das fiel.
    Bert holte sein Notizbuch hervor. Das lieߟ den Fall allerdings in einem ganz anderen Licht erscheinen.
     
    Das Gefühl drohenden Unheils, das Imke schon seit Wochen nicht los wurde, verstärkte sich immer mehr. Jette redete nicht viel über Ilka. Jedes Mal wenn Imke am Telefon das Gespräch darauf brachte, lenkte sie rasch vom Thema ab.
    Seit Mike bei den Mädchen eingezogen war, bekam Imke ihre Tochter kaum noch zu Gesicht. Sie fragte sich, was der Grund dafür sein mochte, und hatte gleichzeitig Angst vor der Antwort. Auf keinen Fall wollte sie wahrhaben, dass Jette ihre Nase womöglich wieder in Dinge steckte, die sie nichts angingen.
    »Diese ausgeprägte Tendenz, sich einzumischen«, sagte sie zu Tilo. »Dieser Trotz und diese Beharrlichkeit. Ich frage mich, von wem sie das hat.«
    Tilo grinste ihr über den Tisch hinweg zu. Er hatte sich den Nachmittag freigenommen und war damit beschäftigt, ein Puzzle zu legen. Angeblich beruhigte das seine Nerven. Imke konnte das nicht nachvollziehen. Sie hatte sich

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