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Der Mann auf dem Einhorn

Der Mann auf dem Einhorn

Titel: Der Mann auf dem Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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spät im Jahr angegriffen worden war. Ein Kriegszug, der in den Winter fiel, begünstigte zwar die Angreifer, wenn sie wohl ausgerüstet waren. Aber er brachte über jede Armee eine Fülle von Problemen, unter denen sie jetzt litten.
    Doch die Befehle waren Sache von Herzog Murdon oder gingen von dem geheimnisumwitterten Drudin aus, dem Herrscher der unterirdischen Städte, von denen im Herzogtum geflüstert wurde und die niemand kannte.
    »Sei froh, dass du nicht mitgeritten bist!« tröstete der Posten. In der Ferne verlor sich das Heulen des Wolfes.
    Das Summen und das Stimmengebrodel in den Gassen der Stadt aber blieben, solange der Einhornreiter entlang der Mauer ritt. Heute, zum erstenmal, hatte er sich mit Waffen gegen die Versuche der Besatzungssoldaten gewehrt, ihn zu töten.
    *
    Immer wieder musste die Gruppe der ersten Reiter ausgewechselt werden. Die Männer waren nicht weniger erschöpft als die Tiere, denen der Schweiß im Fell gefror.
    Zwar gelang es ihnen, sich einen Weg durch den Schnee zu bahnen, aber der niedergetretene Pfad, den sie für die Nachfolgenden schufen, kostete Unmengen an Kraft.
    Feithearn hatte dreihundert Reiter ausgeschickt, um das verwunschene Tal von den Tieren zurückzuerobern und die Kuppelruine zu untersuchen.
    Jetzt in der einsetzenden Dunkelheit waren die Caer-Reiter noch knapp einen Tagesritt vom Talrand entfernt.
    Der Wind riss und zerrte an ihren Schilden und an den dicken Mänteln. In den Mähnen und Schweifen der Pferde knisterten Eiskristalle. Der Zug der Krieger wand sich in der Spur dahin, die von den Hufen der Pferde immer härter und leichter gemacht wurde. Der Rückweg würde leicht sein, der Weg zum Tal war es nicht.
    Als die zwölf Mann, die bisher die Spur getreten hatten, ihre müden Pferde anhielten, um die nächste Gruppe an die Spitze zu lassen, murmelte einer der Anführer: »Ich bin nicht sicher, ob Feithearn den richtigen Befehl gegeben hat.«
    Sein Nachbar knurrte zwischen den Pelzen hervor: »Aber wir haben gehorcht. Was hat er Falsches befohlen?«
    »Dreihundert Männer sind weniger in der Stadt. Denkt an die Rebellen! Sie werden von der Bevölkerung versteckt.«
    »Du magst recht haben!«
    Es war ihnen klar, dass dreihundert Männer fehlten, um die Ordnung in Nyrngor zu sichern.
    Der Zug stockte, die Vorreiter schlossen zu Paaren auf und reihten sich in der Mitte ein. In langsamem Schritttempo kämpften sich die Krieger hinter dem flatternden Kriegswimpel her, auf den Rand des Tales zu. Es waren geübte Krieger, und sie wussten sich zu helfen. Stangen wurden in den Schnee gerammt, nachdem die Pferde einen großen Kreis festgetreten hatten. An den Stangen und Lanzen wurden Stoffbahnen befestigt, die als Windschutz und Wall gegen den Schnee wirkten. Mit Schilden und Schwertern grub man bis zum Boden und legte das Gras frei. Mitgebrachte Fackeln und Holzstücke bildeten ein Feuer. Die Pferde fraßen das Heu, das einige Packtiere mitführten. Aus Schneeballen und Decken bauten die Männer höhlenartige Unterschlupfe. Schnee schmolz in Töpfen über dem Feuer. Tiere und Männer drängten sich eng zusammen und halfen sich gegenseitig.
    So schafften sie es, die Nacht zu überstehen. Beim ersten Licht ritten sie weiter.
    Von dem Heer aus Vögeln, Katzen, Hunden, Ratten und Wildtieren gab es keine Spuren und keinerlei Anzeichen dafür, dass das Kommen der Caer beobachtet worden war.
    *
    In der dunklen Taverne roch es nach kaltem Essen, sauer gewordenem Wein und nach Rauch und Ruß. Drei Personen saßen im Hintergrund des niedrigen, verräucherten Raumes, nur ein winziges Ölflämmchen ließ die Umrisse der Bänke und Tische erkennen.
    Es war die Zeit zwischen Mitternacht und Morgen. Das Heulen des Wolfes und der Schrei des Falken waren längst in der Ferne verklungen. Nyrngor lag wieder ruhig da, aber die Nervosität und die Angst waren geblieben.
    »Ich begreife das alles nicht. Es ist und bleibt mir ein Rätsel«, sagte Königin Elivara leise. Noch immer verwendete sie die Maske der schwachsinnigen Alten. Bisher war sie nicht einmal von den Stadtbewohnern erkannt worden, denen sie sich nicht freiwillig offenbart hatte. »Woher kamen die Tiere? Wo sind sie am Tag? Wovon lebt Hester?«
    »Niemand weiß es. Wir dürfen die Stadt nicht verlassen, und die Caer trauen sich nicht, den Spuren zu folgen.«
    Dhorkan saß im fellausgeschlagenen Sessel des Wirtes, der am Rand des riesigen Herdes kauerte und seine Hände über der Ascheschicht rieb.
    »Es gibt

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