Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann auf dem Einhorn

Der Mann auf dem Einhorn

Titel: Der Mann auf dem Einhorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
wir den Willen der Nyrngorer brechen müssen. Wir haben zu viele Männer verloren!«
    »So ist es«, bestätigte ein Hauptmann. »Wir werden dir bis Mittag sowohl den Reiter als auch das Pferd bringen.«
    »Ihr versteht!« sagte Feithearn zufrieden, denn er sah, dass ihm die Krieger ohne Murren gehorchten. »Wir müssen die Ordnung aufrechterhalten. Wir müssen die Nyrngorer einschüchtern.«
    Der Hauptmann schlug mit der Faust gegen den Brustpanzer. »Bevor der letzte Schnee geschmolzen ist, werden sie wissen, wem sie zu gehorchen haben!«
    Feithearn nickte und entließ die Krieger. In dieser Nacht würden die Nyrngorer ein seltsames Schauspiel erleben. Wie allerdings Hester auf den Plan des Zauberpriesters reagieren würde, wussten weder Feithearn noch Duldamuur, sein Dämon.
    *
    Mythor hielt den Atem an. Er beobachtete in steigender Unruhe die Wildländer. Was er über sie wusste, hatte er aus zweiter Hand. Gegen fünf gut bewaffnete Krieger hatte er keine echte Chance, aber es sah in diesem Moment nicht so aus, als würden sie angreifen. Leise berieten die Männer miteinander. Ihre Waffen klirrten in der unbewegten Morgenluft.
    Mythor versuchte einem Kampf aus dem Weg zu gehen. Er hatte nichts gegen diese Krieger, deren Welt die Einöde war. Aber er würde sich wehren müssen, wenn sie ihn angriffen. Die Tür und die Wände des Hauses würden ihrem ersten Angriff widerstehen. Sein Plan nahm feste Umrisse an.
    Er huschte zurück in den Raum, ließ das Pferd saufen und schnallte sorgfältig den Sattel fest. Ein Rest Wärme hing noch im Inneren des Gebäudes. Mythor setzte den Helm der Gerechten auf und schloss das Kinnband. Das Pferd witterte die Anwesenheit Fremder und hob den Kopf. Mythor klopfte beruhigend den Hals des Tieres. Vielleicht glückte es ihm, die Krieger dort draußen zu überraschen. Ganz langsam führte er den Rappen zur Tür und achtete darauf, dass er die Hufe vorsichtig aufsetzte.
    Mythor sprang zurück, zog das Gläserne Schwert aus der Bodenritze und schlüpfte in den Mantel. Was sollte er tun? Wieder spähte er durch den Spalt. Die Wildländer waren näher herangekommen; zwei Männer gingen hinüber zur Scheune. Sie schienen darauf zu achten, dass ihre Gesichter stets im Schatten der großen Kapuzen aus Fell lagen.
    Mythor lauschte auf das summende Drängen des Helmes vergeblich.
    Er hob die Schultern und entfernte den Holzstamm von der Tür. Einer der drei übriggebliebenen Wildländer schulterte sein Speerbündel und stapfte nach rechts: Sie wollten also versuchen, alle Seiten des Hofes zu kontrollieren. Offensichtlich waren sie zum erstenmal hier.
    »Ich versuch's!« sagte sich Mythor und riss die Tür auf. Das Pferd machte einen Satz und stand vor dem Haus. Mythor schwang sich in den Sattel und gab dem Rappen die Sporen. Er riss das Schwert hoch und beugte sich weit vor. Das Tier machte fünf oder sechs kraftvolle Sätze durch den halbhohen Schnee, dann erst erholten sich die Wildländer von der Überraschung. Während Mythor auf sie zu galoppierte, stieß er einen heiseren, anfeuernden Schrei aus und hob das Schwert.
    Die Wildländer sprangen auseinander. Einer stürzte in die Hecke. Mythor sprengte auf den Raum zwischen ihnen zu, warf einen blitzschnellen Blick über die Schulter und sah, wie einer der Männer an der Scheune mit dem Speer ausholte. Er duckte sich noch tiefer und schlug zuerst nach rechts. Sein Schwerthieb wirbelte den Speer aus den Händen des Mannes und schleuderte ihn ein zweites Mal in den Busch zurück. Der Krieger auf der linken Seite schleuderte einen Speer, der über Mythors Kopf hinwegpfiff und sich irgendwo in den Schnee bohrte. Ein weiterer Speer, dessen Spitze sich drohend auf Mythor richtete, wurde vom zweiten Schwerthieb auseinandergebrochen. Das Pferd warf sich herum und galoppierte in kurzen, hohen Sprüngen weiter.
    Wieder blickte Mythor zurück und sah, wie ein Speer auf ihn zuflog. Er verfehlte Tier und Reiter nur um eine Elle und knirschte in eine Schneewehe. Die Hufe des Pferdes berührten unter dem dünnen Schnee hinter der Hecke gefrorenen Boden, und schlagartig nahm die Schnelligkeit zu.
    Mythor blickte sich um. Hinter ihm rannten die Männer zusammen, aber er war bereits außerhalb der Reichweite ihrer Geschosse. Das ausgeruhte Tier galoppierte geradeaus, bis der Schnee wieder tiefer wurde, dann ließ Mythor den Zügel los. Der Rappe kämpfte sich durch Schneewehen und über die flachen Stücke des Geländes.
    Der erste Zusammenstoß mit den

Weitere Kostenlose Bücher