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Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Pantheistenpantinen‹, und drehte mich auf der Ferse um und tat, als wär ich ganz und gar der Sieger...
    Der wirkliche Professor wurde hinausgeschmissen, aber nicht allzu kräftig, – und übrigens versuchte einer der Anwesenden, zuerst mit aller Ausdauer, ihm die Nase auszureißen. Heute ist er, glaube ich, allenthalben in Europa als ein ganz köstlicher Betrüger angesehen. Sein sichtlicher Ernst und Aerger machen ihn – sehen Sie? – nur um so köstlicher.«
    »Nun ja«, sagte Syme – »ich kann wohl begreifen, daß Sie einen dreckigen alten Bart für eine Nacht zum Gaudium umbanden – – aber das kann ich nicht begreifen, wie Sie ihn dann ein für allemal umbehielten.«
    »Das ist das Ende vom Lied«, sagte der Professoren- Darsteller. »Wie ich unter ehrfurchtsvollem Applaus dann selber die Gesellschaft verließ, hinkte ich so die dunkle Straße davon, in der Hoffnung, daß ich bald weit genug wäre, um wieder wie ein menschliches Wesen gehen zu können. Zu meinem Entsetzen aber fühlte ich – gerad wie ich um die Ecke bog – etwas auf meiner Schulter und stand – wie ich mich umdrehte – im Schatten eines bärenhaften Policeman. Und der erzählte mir, daß man mich suche. Ich nahm eine paralytische Attitüde an und schrie laut und in deutschem Akzent: »Ja ja ja – die Bedrängten, die Unterjochten, die Mühseligen in aller Welt suchen mich. Sie arretieren mich unter der Beschuldigung, daß ich der große Anarchist Professor de Worms wäre.« Aber der Policeman zog leidenschaftslos einen papierenen Wisch in seiner Hand zu Rate und sagte höflich: »Nein, mein Herr, wenigstens nicht ganz so. Ich arretiere Sie unter der Anklage, daß Sie der berühmte Anarchist Professor de Worms nicht sind.« Diese Anklage, wenn sie überhaupt nach dem Kriminal war, war jedenfalls die leichtere und lustigere von den beiden, und ich ging gleich mit dem Herrn – mit ein wenig Zweifel, aber ohne Angst. Man schleppte mich durch eine Menge Zimmer und schließlich vor einen Polizeioffizier, der mir erklärte: gegen die Zentren der Anarchie sei eine ernsthafte Kampagne eröffnet – und meine erfolgreiche Maskerade könnte von beträchtlichem Nutzen für die öffentliche Sicherheit sein. Und bot mir eine gute Gage – und diese blaue Karte an. Obgleich unsere Konversation eine kurze war, fiel er mir als ein Mensch von sehr gesundem Menschenverstand und Humor auf. Aber über ihn persönlich könnte ich Ihnen wenig sagen, denn – –«
    Syme legte Messer und Gabel hin und sagte:
    »Ich weiß. Denn Sie sprachen mit ihm in einem zappendusteren Raum.«
    Professor de Worms nickte und trank aus.

Das neunte Kapitel
Der andere Bebrillte
    »Burgunder ist eine famose Sache«, sprach der Professor traurig und setzte sein Glas wieder hin. »Sie sehen aber nicht danach aus«, sprach Syme. »Und trinken den Wein, gerad als ob er Medizin wäre.«
    »Sie müssen, bitte, meine ganze Art und Weise entschuldigen«, sprach der Professor ganz unglücklich, »ich befinde mich in einer ganz kuriosen Lage. Im Innersten platze ich vor kindischster Ausgelassenheit. Aber ich agierte den paralytischen Professor so sehr ausgezeichnet, daß ich es nun nicht mehr lassen kann. Also daß ich – wenn ich beispielsweise unter Freunden bin, wo ich es doch absolut nicht mehr nötig hätte, mich zu vermummen – daß ich selbst dann noch wie todmatt daherrede und meine Stirn runzle, als obs meine Stirn wäre. Ich kann ganz und gar glücklich und lustig sein, verstehen Sie – aber eben immer wieder nur als jener Paralytiker. Mir stoßen die heitersten Sachen in meinem Herzen auf, und doch – wie so sehr anders kommen sie dann aus meinem Mund. Sie sollen mich nur einmal sagenhören: ›Kopf hoch, verrücktes Huhn!‹ und ich wette, ich treibe Ihnen Tränen in die Augen.«
    »Wohl, wohl«, sprach Syme. »Aber ich kann mir nicht helfen und denke immer wieder, Sie wären – abgesehen von alldem – ein wirklicher alter Griesgram.«
    Der Professor sah erst ein wenig vor sich hin – dann sah er ihn durchdringend an.
    »Sie sind ein sehr geriebener Bursche«, sagte er. »Es wird eine Lust sein, mit Ihnen zu arbeiten. Ja ja – ja ja ja ja – meine Seele ist griesgrämig umwölkt. Da ist nämlich ein mächtiges Problem zu lösen –« und er vergrub seinen Kahlschädel in seine beiden Hände.
    Und fragte leise –
    »Spielen Sie Klavier?«
    »Ja«, sagte Syme verwundert, »und ich glaube sogar, man sagt: daß man glaubt, daß ich einen leichten Anschlag

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