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Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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Maul schlagen werde. Und war sein Thron der Himmel – und die Erde sein Fußschemel ... ich schwöre, daß ich ihn davon herabzerren werde.« »Wie?« starrte der Professor, »und warum?«
    »Weil ich ihn fürchte«, sprach Syme. »Kein Mensch soll in aller Welt das belassen, das er fürchtet.«
    Mit blinder Verwunderung sah da de Worms Syme an. Und wollte etwas sagen – – aber Syme fuhr leise zu reden fort, aber etwas von unmenschlichem Feuer glühte in ihm.
    »Wer möchte sich herbeilassen, nur gegen das zu streiten, das er nicht fürchtet? Wer möchte zu solch billigem, zu solchem Preisboxertum sich erniedrigen? Wer möchte nur so furchtlos sein wie ein Stück Holz? Streite gegen das – was du fürchtest. Kennen Sie die alte Geschichte von dem englischen Geistlichen, der den sizilianischen Briganten mit den letzten Tröstungen versah ... und wie der große Räuber dann auf seinem Sterbelager sprach: ›Geld kann ich Ihnen keins geben. Aber diesen Rat für Ihr ganzes Leben lang: Die Hand am Degen – und immer aufwärts schlagen.‹ Und dasselbe sage ich Ihnen: schlagen Sie aufwärts, wenn Sie die Sterne schlagen wollen.«
    Der andere sah – einer seiner Tricks – zur Decke empor.
    »Sonntag ist ein Fixstern«, sprach er.
    »Sie sollen ihn noch als Sternschnuppe erleben«, sprach Syme und setzte seinen Hut auf.
    Dies brachte auch den Professor einigermaßen auf die Beine.
    »Haben Sie irgendeine Idee«, fragte er, wohlwollend und bestürzt zugleich, »was Sie jetzt tun werden?«
    »Ja«, versetzte Syme kurz, »– dieser Bombenwerferei in Paris zuvorkommen.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung davon: wie?« forschte der andere.
    »Nein«, sprach Syme. In seinem Entschluß verharrend.
    »Sie erinnern sich selbstverständlich«, fing le soidisant de Worms wieder an, »daß – wie wir ziemlich eilig heute aufbrachen – die ganzen Arrangements zu der Abscheulichkeit ganz in die Hände des Marquis und des Dr. Bull gelegt wurden. Der Marquis fährt in diesem Augenblick wohl schon auf dem Kanal. Aber wohin er gehen und was er tun will, das weiß wohl der Präsident selber kaum. Und wir – wir wissen es auf keinen Fall. Der einzige Mensch, der es weiß – ist Dr. Bull.«
    »Wie dumm!« rief Syme. »Und wir wissen nicht, wo der ist.«
    »O, schon«, sprach der andere auf seine kuriose geistesabwesende Art, »ich weiß es schon, ich.«
    »Wollen Sie mir sagen, wo?« fragte Syme mit brennenden Augen.
    »Ich werde Sie mit hinnehmen«, sprach der Professor und holte seinen Hut von einem hölzernen Nagel herunter.
    Syme stand da und starrte ihn an. Grausam aufgeregt.
    »Wie meinen Sie?« fragte er scharf. »Sie wollen mit mir – – Sie wollen es gleichfalls riskieren?«
    »Junger Mann«, sprach der Professor mit Heiterkeit, »es amüsiert mich köstlich, daß Sie denken, ich wäre ein Feigling. Ich will es Ihnen mit einem Wort sagen – und das ganz auf Ihre philosophisch-rhetorische Art und Weise: Sie denken, es sei möglich den Präsidenten zu stürzen. Ich denke, daß das unmöglich ist – – aber ich wills versuchen – –.« Und öffnete damit die Tür der Taverne. Und rauhe Luft drang herein. Und traten hinaus, die beiden. Und gingen miteinand durch finstere Hafenstraßen ...
    Fast aller Schnee geschmolzen oder zu Schmutz zertreten. Nur ab und zu noch ein Klumpen, aber auch der dann eher grau als weiß durchs Dunkel herscheinend. Die schmalen Gäßchen naß und lauter kleine Teiche, darauf das rote Licht der Laternen schwamm – von ungefähr wie Fragmente von einer andern und gestürzten Welt. Syme schritt wie geblendet durch dies wachsende Gewirr von Licht und Schatten; aber sein Kollege holte munter aus – auf irgendein Ziel zu, ein Straßenende, bis ein zollschmaler Streifen des Flusses dunkel aufleuchtete.
    »Wohin gehen wir?« forschte Syme.
    »Jetzt eben«, antwortete der Professor, »gehen wir um die Ecke, um nachzuschauen, ob Dr. Bull schon zu Bett gegangen ist. Der hält nämlich auf Gesundheit. Der geht früh schlafen.«
    »Dr. Bull!« rief Syme aus. »Wohnt der da um die Ecke?«
    »Nein«, antwortete sein Freund. »In Wirklichkeit wohnt er ziemlich weit weg. Drüben überm Fluß. Aber wir können von hier aus sagen, ob er sich schon niedergelegt hat.«
    Und an besagter Ecke deutete de Worms mit seinem Stock über die dunkle lichtgesprenkelte Themse hinüber nach dem jenseitigen Ufer.
    Und am bezeichneten Punkt auf der Surreyseite drüben, die die Südseite ist – da ragten

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