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Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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jenem Mandelbaum zu sitzen, und sonst nichts und nichts und nichts mehr auf dieser Welt sich wünschen .. Aber während sich ihm Erde und Himmel und ein jedes Ding in jener Lebensschönheit präsentierten, wie sie nur ihm verlorene Dinge haben konnten, war die andere Hälfte seines Kopfes so klar wie Glas. Und er parierte alle Hiebe seines Gegners mit der Präzision eines Uhrwerks – mit einer Geschicklichkeit, die er sich selber nie zugetraut hätte. Einmal ritzte die feindliche Spitze sein Handgelenk, so daß ein schwacher Blutstreifen erschien; aber entweder wurde das gar nicht bemerkt oder stillschweigend übergangen. Ab und zu auch führte er einen Gegenstoß aus, und ein oder zweimal war ihm fast, als ob er einen Stoß heimgebracht hätte – aber da er weder an der Klinge noch am Hemd des andern Blut sehen konnte, dachte er, er hätte sich getäuscht ... Dann trat eine Unterbrechung ein und ein Wechsel ...
    Auf die Gefahr hin, alles zu verlieren, gab der Marquis plötzlich seinen starren Blick auf und sah blitzschnell über die Schulter weg nach der Eisenbahn rechts. Wie er sich Syme dann wieder zuwandte, hatte er mit einemmal das Gesicht eines Teufels und focht – als wie mit zwanzig Schwertern zugleich. Die Attacke war nun so heftig und wütend, daß der eine blitzende Speer ein Hagel blitzender Pfeile zu sein schien. Syme blieb keine Muße, nun etwa seinerseits nach der Eisenbahn auszuschauen. Aber er hätte es auch gar nicht nötig gehabt. Er konnte wohl erraten, warum der Marquis plötzlich so wahnsinnig dreinhieb – der Pariser Zug war in Sicht.
    Aber des Marquis krankhafte Energie übervorteilte sich selber. Zweimal schlug Syme, indem er parierte, seines Gegners Spitze weit aus dem Gefechtsfeld; und das dritte Mal war sein Gegenstoß ein so rapider, daß kein Zweifel mehr darüber war – diesmal saß er! Symes Klinge bog sich augenblicks unter der Wucht des Körpers vom Marquis, in den sie tief eingedrungen war. Syme war des so gewiß, daß er seinen Stahl in seinen Feind hineingestochen hatte, so wie ein Gärtner des gewiß ist, daß er seinen Spaten in die Erde gestochen hat. Und doch sprang der Marquis von dem Stoß ohne einen Taumel zurück – daß Syme wie gebannt stehen blieb und seine Degenspitze wie ein Idiot anstarrte. Es war – trotz allem – – kein Blut daran – –
    Das war ein Moment, in dem alles zu erstarren schien ... Dann aber fiel Syme seinerseits den andern furioso an, von etwas wie einer tödlichen Wißbegierde erfüllt. Der Marquis war wahrscheinlich, ganz im allgemeinen, ein ungleich besserer Fechter als er – das war ihm von vornherein klar gewesen – aber jetzund schien der Marquis verstört und das höchst zu seinem Nachteil natürlich. Er focht verwirrt, ja sogar schlapp – und schielte dabei fortwährend nach der Eisenbahn hinüber – fast als ob er den Zug mehr als die Degenspitze zu fürchten hätte. Syme hingegen, der focht leidenschaftlich ... aber jederzeit achtsam und bedachtsam, in einer geistigen Wut nur brennend, das Rätsel seiner unblutigen Klinge zu lösen. In dieser Absicht zielte er weniger auf den Körper des Marquis und mehr gegen seinen Hals und Schädel. Anderthalb Minuten später – fuhr seine Spitze dem andern in den Hals unter der Kinnlade. Und – – kam ohne einen Tropfen Blut heraus. Halb verrückt stieß er noch einmal zu und erzielte etwas, das eine große blutige Schramme auf der Wange des Marquis machen sollte. Und dann war – – absolut nichts von einer großen blutigen Schramme.
    Für einen Augenblick wurde der Himmel für Syme wieder einmal schwarz von außernatürlichen Schrecken. Dieses Menschen Leben war behext – behext! Aber dieser neue Geisterschreck war ein viel scheußlicherer als jene kleine Geisterkasperliade vom Paralytiker als Polizeihund. Der Professor war bloß ein Kobold gewesen, dieser Mann aber war ein Teufel – und am Ende gar der Teufel in Person! Auf jeden Fall stand dieses fest, daß dreimal eine menschliche Klinge ihn tief durchbohrte und dennoch kein einziges Mal ein Zeichen hinterließ. Wie Syme sich das so dachte, stand etwas auf in ihm und reckte ihn hoch, und alles Gute in ihm, das sang hell auf, so wie ein Wind hell im Baume singt. Und er dachte fest an alle natürlichen Dinge in diesem seinem Abenteuer – an die chinesischen Laternen in Saffron Park, an das rote Haar der Schwester im Garten, an die ollen ehrlichen biertrinkenden Seeleute unten bei den Docks und an seine treuen Kameraden,

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