Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
Vom Netzwerk:
und lautete also:
    »Keiner würde es mehr bedauern als ich, wenn sich einer von der weißen Sekte in die Sektweiße einmischen würde. Ich hoffe indes, daß es dazu nicht kommt. Aber wo blieben in der letzten Zeit Ihre Galoschen? Die Sache ist zu dumm, besonders nach dem, was der Leihhausfritze dazu sagte.«
    Währenddem schien der Kutscher des Präsidenten wieder einige Kontrolle über sein Pferdchen erlangt zu haben, und die Verfolger rückten etwas dichter auf – – aber da gings mit einemmal um die Ecke in die Edgeware Road hinein. Und in dieser Straße bestand irgendein Verkehrshindernis, das die Alliierten geradeswegs der göttlichen Vorsehung zuschrieben. Ja, der Verkehr aller Art mußte plötzlich links oder rechts abbiegen oder ganz anhalten – und da hörtest du die Straße herauf jenen unverkennbaren Alarm, der noch allemal – mit tödlicher Sicherheit die Feuerspritze verkündete – die in ein paar Sekunden denn auch unter metallischem Getöse anschwirrte. Aber so schnell (und so bahnfrei) sie hier vorbeiwollte – war Sonntag nicht noch schneller ? Raus aus dem Gab! rauf auf die Spritze! und droben war er! ... und dahin war er! . . und du sahst durch den verschwindenden Lärm und auf immer größere Entfernung, wie er den erstaunten Spritzenmännern irgend etwas auf das Eindringlichste vorgestikulierte ...
    »Ihm nach! Ihm nach!« heulte Syme. »So kann er nicht vom Weg mehr ab! Das ist doch über allen Zweifeln eine ... Feuerspritze!«
    Also peitschten die drei Kutscher, die einen Moment lang verdutzt waren, neu auf ihre Rößlein ein und verringerten sichtlich wieder den Abstand zwischen ihnen und ihrer fast verschwundenen Beute. Der Präsident aber, der erkannte die zunehmende Nachbarschaft förmlich an, indem er sich nach dem rückwärtigen Ende seines Wagens verfügte, wiederholt sich verbeugte, Handküsse austeilte und schließlich eine zierliche gefaltete Nota dem Inspektor Ratcliffe zwischen sein Vorhemdchen warf. Der Empfänger entfaltete es – nicht ohne Ungeduld – und las die Worte:
    »Jetzt weicht, jetzt flieht! Die Wahrheit über Ihre Hosenstrecker – etsch! – ist an den Tag gekommen! – Ein Freund.«
    Die Feuerspritze strebte derweil unentwegt dem Norden zu; in ein Viertel, das die Sechse nicht wiedererkannten. Wies aber nun ein hohes, von Bäumen überschattetes Gitter lang ging, war das Halbdutzend Freunde auf ein neues bestürzt und zugleich doch wieder froh: wie nämlich der Präsident von der Feuerspritze herabsprang (wenn du gleich nicht sehen konntest, ob ers nun aus Laune tat, oder ob ihn der wachsende Protest seiner unfreiwilligen Gastgeber dazu gezwungen hatte), genug – gleichviel – er sprang herab ... aber ach! eh die drei Cabs noch die Stelle erreichten, hatte Sonntag, wie eine große graue Katze, den hohen Zaun genommen – und verschwand hinter dem dunklen Grün ... wie in grüner Nacht. Syme ließ wütend halten, sprang ab und kletterte gleichfalls übern Zaun. Als er aber erst mit einem Bein drüben war und seine Freunde ihm nachkamen, wandte er sich mit dem Gesicht noch einmal zu ihnen – und das schien ganz weiß durchs Grün her.
    »Was kann das bloß für ein Ort sein?« fragte er. »Könnts nicht am Ende das Haus von diesem alten Teufel sein? Ich hörte einmal, daß er ein Haus hier im Norden hätte.«
    »Desto besser«, erwiderte der Sekretär grimmig und stützte seinen Fuß auf eine Stütze auf, »dann werden wir ihn doch zu Hause finden.«
    »Aber nein, nein, das ist es nicht«, sprach Syme und runzelte die Stirn. »Ich hör die fürchterlichsten Geräusche ... als ob Teufel durch wirklich teuflische Nasen lachen, rotzen, nießen und kotzen würden!«
    »Das sind seine Hunde ... und die husten vielleicht«, sprach der Sekretär.
    »Ich huste Ihnen gleich auch was!« schrie da Syme wütend. »Husten! Warum nicht gleich behaupten, daß seine Küchenschaben husten! Schnecken husten! Geranien husten! ... Haben Sie vielleicht jemals nen Hund so husten hören?« Und er hielt die Hand auf. Und da erscholl aus dem Dickicht ein langes, brummendes Brüllen, das dir wie unter die Haut kriechen und dir alles Fleisch frieren machen wollte – ein langes durchdringendes Brüllen, das die Luft um dich herum hörbar schlagen machte.
    »Die Hunde vom Sonntag werden schon keine gewöhnlichen Hunde sein«, meinte Gogol und schauderte.
    Syme schwang sich endlich vollends über das Gatter. Und blieb aber noch einmal stehen und lauschte voller Ungeduld – »Was?

Weitere Kostenlose Bücher