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Der Mann, der Donnerstag war

Der Mann, der Donnerstag war

Titel: Der Mann, der Donnerstag war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gilbert Keith Chesterton
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sagen brauchen – denn wann hatte der jemals mit seinen Augen von dem Luftfahrzeug da droben abgelassen? Der sah sowieso, wie der große glühende Ball plötzlich taumelte, sich einmal noch im Himmel hoch um sich selber drehte und dann sank und hinter Bäumen wie eine Abendsonne niederging ...
    Der Mann mit Namen Gogol, der diese ganze beschwerliche Reise lang kaum ein Wort gesprochen hatte, sang plötzlich wie ein' arme Seel': »Er ist tot!« sang er. »Und nun weiß ich, er war mein Freund – mein Freund aus der Dunkelkammer!«
    »Tot!« lachte der Sekretär überlaut auf. »So leicht ist der nicht totzukriegen! Wenn der ja aus dem Kippkarren umgekippt ist, springt er jetzt schon wieder wie ein Fohlen auf der Weide und schlägt aus vor Uebermut!«
    »Daß ihm die Hufe singen!« sprach der Professor. »So tut ein Füllen – und so tat Pan!« »Pan, Pan, Pan! Was haben Sie bloß mit Ihrem ewigen Pan?« sprach Dr. Bull aufgebracht. »Sie scheinen zu denken, daß Pan ein jedes Ding sei!« »Ist es auch«, versetzte der Professor, »im Griechischen. Pan ist alles.«
    »Sie müssen nicht vergessen«, sprach der Sekretär gesenkten Blicks, »daß man auch panisch sagt.«
    Syme stand und hörte keine Silbe von alldem.
    »In dieser Richtung ging er nieder«, sagte er kurz. »Also drauflos!«
    Und fügte mit einer unbeschreiblichen Geste dazu:
    »Oh, wenn er uns all geprellt hätt, indem er umgekommen wär! Gleich säh ihm ja wohl so ein Schabernack!«
    Und er schritt aus, mit einer neuen Energie aus – auf jene fernen Bäume zu. Und seine Flicken und Fetzen flatterten im Wind. Die andern folgten ihm mit wundgelaufenen Füßen und trauten der Sache nicht so recht. Aber fast ganz im gleichen Moment wurden alle gewahr: sie waren nicht allein auf der kleinen Wiese.
    Ueber den Wasen her kam ein baumlanger Kerl ihnen entgegen, mit einer seltsam langen Stange. als wie mit einem Zepter hantierend. In einem feinen, aber altmodischen Anzug mit Kniehosen steckend, von einer Schattentönung zwischen blau, violett und grau, als wie gewisse Abschattierungen in einem Wald. Sein Haar weißlich-grau – und auf den ersten Blick, den du auf die Kniehosen und das Haar wohl zu gleichen Teilen verteilen mußtest, als wie gepudert aussehend. Er kam ganz gemächlich daher; aber der Silberfrost auf seinem Haupt, der machte, daß er dennoch wie ein Waldgeist aussah.
    »Meine Herren«, sprach er, »mein Meister läßt einen Wagen ganz dicht bei auf dem Weg auf Sie warten.«
    »Wer ist das – Ihr Meister?« fragte Syme und stand ganz still.
    »Man sagte mir, Sie wüßten schon seinen Namen«, sprach der Mann ehrerbietig.
    Da war ein Schweigen. Und dann fragte der Sekretär: »Wo ist der Wagen?«
    »Nur einen Augenblick von hier«, sprach der Unbekannte. »Mein Meister ist diesen Moment nach Haus gekommen.«
    Syme blickte links und rechts über den grünen Fleck hin, auf dem er stand. Die Hecken waren gewöhnliche Hecken; die Bäume schienen wenigstens gewöhnliche Bäume; und doch wurd ihm zumute, als stünde er mit einemmal mitten in einem Feenland.
    Er maß den mysteriösen Ambassadeur von Kopf bis zu den Füßen und konnte nichts an ihm entdecken, außer daß des Mannes Kleid genau von der Farbe violetter Schatten war und des Mannes Gesicht von der Farbe roten und braunen und goldenen Himmels.
    »Zeigen Sie uns die Stelle«, sprach Syme kurz angebunden – und ohne ein Wort machte der Mann in Violett Kehrt und schritt auf ein Loch in der Hecke zu, durch das mit einemmal dann ein weißer Weg hell durchschimmerte.
    Wie die sechs Wanderer zu diesem Loch herauskamen, war der weiße Weg durch etwas versperrt, das wie eine lange Reihe Wagen aussah, eine Reihe von jenen Wagen, dazu unbedingt ein Haus gehören mußte wie ein Haus in Park Lane. Längs der Wagenreihe eine glänzende Dienerreihe, alle in jener grau-blau-violetten Uniform steckend und alle von einem gewissen Prunk und einer Würde, als wären sie nicht bloß Bediente irgend eines Gentleman, sondern Offiziale und Ambassadeure eines großen Königs ... Es warteten ihrer nicht weniger als sechs Fuhrwerke, für einen jeden der zerlumpten, kläglich heruntergekommenen Bande eins. Und all die Wartenden (als wie in Hoftracht) trugen Degen; und wie da ein jeder der Sechse nun in seinen Wagen krabbelte, zogen sie die Dinger auch noch und salutierten damit, daß es nur so blitzte ...
    »Was kann das bloß alles bedeuten?« fragte Bull im Fortgehen von Syme. »Ists ein neuer Trick von

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