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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Erkundigungen über Sie eingezogen, Danny. Hier und da
genießen Sie einen wirklich bemerkenswerten Ruf. Vielleicht brauche ich Sie jetzt.«
    »Weil Sie sich Chase vom Hals
schaffen wollen?«
    »Dazu gibt es nur einen Weg:
den wahren Täter zu finden«, sagte sie ziemlich gelassen. »Wie wär’s damit?«
    »Da ist noch eine Kleinigkeit«,
sagte ich. »Das liebe Geld.«
    » Wieviel ?«
    » Wieviel ist es wert, sich Leutnant Chase vom Hals zu schaffen?«
    Sie lächelte bekümmert. »In
Geschäften sind Sie ein schwieriger Partner, Danny Boyd. Sagen wir, tausend
jetzt und weitere tausend, wenn Sie Erfolg haben?«
    »Dafür kann ich Ihnen vier Tage
einräumen — wenn man Kasplins Tarif zugrunde legt«,
grinste ich. »Aber wie gesagt, bei Ihnen fasse ich besondere Bedingungen ins
Auge.«
    »Vielleicht beruht das auf
Gegenseitigkeit«, sagte sie sanft.
    »Wie nett«, sagte ich und ließ
den Bourbon über die Zunge rollen. »Wenn Sie Kendall also nicht umgebracht
haben, muß es jemand anders gewesen sein. Das nennt man in der Detektivbranche
eine logische Folgerung.«
    »Paul bat mich, ihm am frühen
Abend in seiner Wohnung zu helfen, bei den Vorbereitungen für die Party«, sagte
sie. »Ich kam so gegen sieben hin, glaube ich. Er war bei bester Laune, wie
immer, wenn er einen seiner dummen Scherze ausgeheckt hatte. Nachdem ich
Flaschen und Gläser und so weiter zurechtgestellt hatte, zeigte er mir den
Kasten und erklärte mir, was ich zu tun hatte — alle Gäste um Mitternacht im
Speisezimmer versammeln und dann auf den Knopf drücken. Kurz vor halb neun ging
ich und kam hierher, um mich umzuziehen.«
    »Und wann waren Sie wieder
dort?«
    »Kurz nach zehn«, sagte Margot.
»Ich mußte ja zuerst da sein, um die Gäste empfangen zu können — Paul hatte mir
erklärt, er müsse noch mal weg und komme erst viel später wieder zurück.
Deshalb war ich auch gar nicht überrascht, daß er nicht aufkreuzte. Den Rest
kennen Sie ja.«
    »Es ist leicht zu durchschauen,
wie der Leutnant sich alles zusammengereimt hat«, sagte ich. »Kendall brauchte
jemand, der ihm helfen mußte, den Deckel zu schließen. Und dabei saß er
sozusagen auf dem Präsentierteller, mit den Armen in den Karton gezwängt;
wahrscheinlich guckten nur Kopf und Schultern heraus... Der Helfer konnte ihm
also ohne jede Schwierigkeit den Hals abschneiden und dann in aller Ruhe
verduften.«
    Margot erschauerte. »Grausig!«
    »Der Täter muß einen makabren
Sinn für Humor haben«, stimmte ich zu. »Erst hat er den Hund zerlegt und dann
Kendall. Kennen Sie jemand, dem das zuzutrauen wäre?«
    »Ich wüßte nicht«, sagte sie
zweifelnd. »Aber könnte der Täter nicht auch ein besonderes Talent für Dramatik
haben?«
    »Auch das scheint möglich«,
gestand ich.
    »Dann haben wir einen ebenso
ansehnlichen wie talentierten Personenkreis«, sagte sie und seufzte. »Wer kein
künstlerisches Temperament besitzt, ist in einem Opern-Ensemble schlichtweg
unmöglich.«
    »Wem konnte an Paul Kendalls
Tod gelegen sein?«
    »Ich wollte, ich wüßte es«,
sagte sie, »aber ich habe keine Ahnung. Ich glaube nicht, daß es Ihnen viel
helfen wird, doch ich denke mir, daß das Motiv überhaupt nichts mit Eifersucht
oder anderen Gefühlen zu tun hat. Ich habe den Eindruck, daß der Mörder einen
sehr materiellen Grund für seine Tat hatte.«
    »Aber Sie können sich keinen
solchen Grund denken?«
    »Stimmt, leider.« Sie lächelte
gedankenversunken. »Wenn ich einen wüßte, hätte ich ihn Chase schon verraten
und mir das Geld gespart, das Sie mich kosten.«
    Ich leerte mein Glas und
stellte es vor mich auf den Boden. »Donna Alberta«, sagte ich langsam, »Margot
Lynn, Rex Tybolt — das sind alles große Namen im
Operngeschäft, hm?«
    »Die größten«, sagte Margot
selbstzufrieden. »Und?«
    »Wie kommt es eigentlich, daß
ihr euch alle mit einem so zwielichtigen Kunden wie Earl Harvey eingelassen
habt und in einem Theater in der Second Avenue auftretet?«
    Sie zuckte gleichmütig die
Schultern. »Eine Kleinigkeit, wie Sie so schön sagten — das liebe Geld.«
    »Sie haben Geld nötig?« entfuhr
es mir. Wenn ein Klient so redet, macht mich das immer nervös.
    »Geht das nicht uns allen so?«
sagte sie. »Wie kommen Sie überhaupt darauf?«
    »Sie haben das Stichwort
gegeben«, sagte ich. »Von wegen, der Täter müsse ein materielles Motiv gehabt
haben. Earl Harvey ist ein sehr materiell eingestellter Knabe.«
    »Es ist seine Show, und sein
Geld steckt drin.« Margot lachte,

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