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Der Mann im Karton

Der Mann im Karton

Titel: Der Mann im Karton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ist er schon hier?«
    »Eine Viertelstunde etwa. Ich
sagte ihm, ich habe keine Ahnung, wann du kommst, aber er meinte, er wolle
trotzdem warten.«
    Ich sputete mich, weil
Polizisten es nicht lieben, wenn man sie warten läßt, und überdies gefiel mir
der Gedanke an einen wartenden Polizisten in meinem Zimmer nur wenig.
    »Guten Morgen, Leutnant«,
grüßte ich aufgeräumt, kaum daß die Tür halb offen war. »Tut mir leid, daß Sie
warten mußten.«
    Chase wandte den Kopf und
betrachtete mich, dabei lief er nicht gerade vor Wohlwollen über. »Wo, zum
Teufel, haben Sie gesteckt? Seit zwanzig Minuten vergeude ich hier meine Zeit.
Kommen Sie eigentlich immer so spät zur Arbeit?«
    Ich verfügte mich hinter den
Direktorenschreibtisch und ließ mich vorsichtig nieder. »Sie reden wie ein
Aktionär«, sagte ich.
    »Ich kann höflich sein und mich
weiter mit Ihnen in diesem Büro unterhalten«, knurrte er. »Aber wir können auch
in meins fahren.«
    »Okay, Leutnant«, meinte ich
mit Bedacht. »Wo brennt’s denn?«
    »In der Nacht, als Kendall ermordet
wurde«, sagte er, »haben Sie mir erzählt, Kasplin habe Sie am gleichen Morgen engagiert, zu ermitteln, wer Miss Albertas Hund
umgebracht hat, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Hatten Sie Erfolg?«
    Ich schüttelte den Kopf. » Kasplin hat mich gestern früh angerufen und mir gekündigt.
Er sagte, der Mord habe Donna Albertas Kummer wegen des Pekinesen völlig
kuriert.«
    »Ein heller Jammer.« Chase
besah sich mein kostspieliges Mobiliar beziehungsvoll, dann musterte er wieder
mich. »Mithin sind Sie im Augenblick arbeitslos?«
    »Nicht ganz.« Ich räusperte
mich behutsam. »Margot Lynn hat mich gestern abend beauftragt, den Mörder Kendalls ausfindig zu machen.«
    »Das ist aber nett von ihr«,
sagte er und entblößte sein Gebiß. »Sie traut der Polizei wohl nicht viel zu?«
    »Sie befürchtet, daß Sie ihr
gegenüber ein Vorurteil hegen könnten«, sagte ich. »In Ihren Augen gilt sie
möglicherweise schon als Täter.«
    »Kendall wurde irgendwann
zwischen halb zehn und zehn ermordet«, sagte er. »Und das Komische ist, keiner
hat für diese Zeit ein Alibi. Entweder waren sie dabei, sich für die Party
umzuziehen — allein. Oder aber sie waren unterwegs — auch allein.«
    »Und was ist an Margot Lynns
fehlendem Alibi das Besondere?«
    »Ihr Motiv«, brummte Chase.
»Sie und Kendall hatten es miteinander, dann wurde er ihrer überdrüssig und
begann, hinter der Alberta herzulaufen.«
    »Deshalb hat sie ihn also in
den Kasten gesteckt und ihm den Hals durchgeschnitten?«
    Der Leutnant schüttelte
bedächtig das Haupt. »Er hat sich selber in den Kasten gesteckt — das steht einwandfrei
fest. Meiner Ansicht nach stritten sie sich, während er hineinstieg, und als er
dann festgeklemmt drinsteckte, erkannte sie plötzlich die günstige
Gelegenheit.«
    »Beweise?« fragte ich.
    »Fingerabdrücke«, erwiderte
Chase lakonisch. »Nur ihre und die von Kendall auf dem Karton.«
    »Ihre können davon herrühren,
daß sie den Knopf betätigte — vor aller Augen, Ihre eingeschlossen«, sagte ich.
    »Vielleicht.« Er schien nicht
überzeugt. »Aber da wäre dann noch der Hund — eine geschmacklose Warnung an die
Adresse Albertas: Laß die Finger von Kendall, oder es passiert etwas.«
    »Wie kamen Sie eigentlich so
schnell dorthin — noch ehe die Leiche entdeckt worden war?«
    »Anonymer Anruf«, antwortete
Chase. »Eine Männerstimme — das heißt, der Beamte, der den Anruf entgegennahm,
glaubt das. Ganz sicher ist er seiner Sache nicht.«
    »Das ist alles, was Sie haben?«
Ich hob die Brauen.
    »Im Augenblick, ja.« Chase
nickte. »Haben Sie etwas hinzuzufügen, Boyd?«
    »Nicht die Bohne«, sagte ich.
    »Dann sollten Sie lieber
anfangen, sich das Geld auch zu verdienen, das die Lynn Ihnen bezahlt«, sagte
er, grinste gehässig und stand auf. »Ein Privatdetektiv, der uns eine Lektion
erteilt — so was gefällt mir.«
    Er wanderte zur Tür, fuhr herum
und stach mit dem Zeigefinger ein Loch in die Luft.
    »Wenn Sie etwas herausbekommen, irgend etwas — dann will ich es als erster erfahren,
Boyd. Haben wir uns verstanden?«
    »Gewiß doch«, entgegnete ich
höflich.
    Sein Blick erfaßte das Mobiliar und mich zusammen. »Weiße Ledersessel und Anzüge für zweihundert
Dollar!« sprach er verächtlich. »Bei euch Brüdern wird mir übel!«
    »Aber bitte nicht hier drin,
Leutnant«, flehte ich. »Dieser Teppich hat mich ein Vierteljahr Arbeit
gekostet.«
    Fünf Minuten nach

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