Der Mann in Schwarz
Siegele versammelte sofort seine Kollegen von Zoll und Grenzpolizei um sich und erklärte ihnen:
„Ich habe soeben einen anonymen Anruf erhalten. Er besagt, dass in Kürze ein bestimmter Wagen einreisen wird. Es handelt sich um einen Fiat mit französischen Kennzeichen. In dem Fahrzeug sollen zehn Kilogramm Rauschgift versteckt sein. Ich glaube, es gibt eine Menge zu tun!“
Zunächst gab es Alarmstufe 1. Der Schlagbaum wurde geschlossen und alle Beamten hielten sich bereit.
Langsam vergingen die Minuten.
Alle starrten sie gebannt auf den österreichischen Teil des Tales, durch den sich die Straße in einer ganzen Anzahl von Kurven schlängelte. Dann entdeckten sie ein Lichterpaar... und kurz darauf noch eines... kein Zweifel, es handelte sich um zwei Autos, die sich der Grenze näherten. Für einige Sekunden verschwanden sie an der Stelle, wo der österreichische Schlagbaum nicht einzusehen war. Doch dann tauchte der erste Wagen auf... Wachtmeister Siegele stieß einen erregten Laut aus... es war ein schwarzer Fiat... und als er in das Lichtfeld kam, erkannten sie sofort das französische Kennzeichen.
Während der Fiat sofort zur Seite dirigiert wurde, tauchte auch schon der zweite Wagen auf: ein dunkelgrüner Opel mit Münchner Kennzeichen. Er passierte nach der obligaten Frage nach zu verzollender Ware anstandslos den Schlagbaum...
In der Garage hatten sich bereits zwei Spezialisten ans Werk gemacht. Der Protest des französischen Ehepaares verklang in der Nacht.
Eine halbe Stunde verging. Noch hatten die Beamten nichts gefunden... Gegen 0 Uhr 30 passierten in dieser Reihenfolge zwei weitere Fahrzeuge in derselben Richtung die Grenze: ein holländischer Pkw mit Amsterdamer Kennzeichen und ein österreichischer Sportwagen mit Tiroler Nummer. Sie wurden nur kurz befragt und durften passieren. Gegen 3 Uhr begannen die enttäuschten Beamten leise schimpfend den auseinander genommenen Fiat wieder zusammenzubauen. Die Untersuchung war negativ verlaufen. Es gab keinen Zweifel daran, dass ihnen ein böser Streich gespielt worden war. Aber... war es wirklich nur ein böser Streich?
Nein!
Wieder einmal hatte der Zufall seine Hand im Spiel. Zwölf Kilometer von der Grenze entfernt kam ein Wagen ins Schleudern und prallte gegen einen Baum. Die beiden Insassen wurden in ein Krankenhaus transportiert. Während der Bergung des Fahrzeugs fand man einen Kanister, dessen Inhalt aus einigen Kilo Haschisch bestand.
Die sofort einsetzenden Recherchen der Polizei ergaben, dass der Wagen von jenseits der Grenze gekommen war. Und es stellte sich auch heraus, dass er zu jenen drei Fahrzeugen gehörte, die innerhalb der nächsten fünfundvierzig Minuten nach dem Fiat die Grenze nach Deutschland überfahren hatten.
Der anonyme Hinweis auf den französischen Kraftwagen sollte die Beamten verwirren und — beschäftigen.
In welchem Wagen aber saßen die Rauschgiftschmuggler?
Wenn ein Dritter mithört
An jenem Freitagmorgen hatte es Frau Blum ganz besonders eilig, mit der Arbeit fertig zu werden. Um 10 Uhr nämlich sollte sie Frau Lutter, ihrer Schneiderin, zum Maßnehmen bereitstehen. So putzte und werkelte sie, als gelte es einen Rekord aufzustellen.
9 Uhr 30 war es geschafft. Zufrieden ließ sie einen prüfenden Blick durch die blitzblanken Räume gleiten.
Sie zog sich den Mantel an, legte die Tasche bereit und ging zum Telefon, um sich eine Taxe zu bestellen...
Frau Blum hatte die Spitze ihres Zeigefingers schon in der Wählscheibe, als sie stutzte. Deutlich drang ihr aus der Muschel eine Männerstimme entgegen. Verwirrt wollte sie gerade wieder auflegen, als eine zweite Stimme erklang. Auch sie gehörte einem Mann... und dann wurde Frau Blum blass und blasser. Krampfhaft hielt sie sich mit der linken Hand am Türpfosten fest, während ihr die Beine zu zittern begannen. Ungeheuerliches hörte sie...
„...ich bin doch nicht von gestern, Toni. Eine ganze Woche habe ich das Ding ausbaldowert.“
„Auch am Sonntag, Spitzer?“
„Klar, auch am Sonntag! Aber da ist es ungünstig. Viel zu 42 viel Betrieb. Der beste Tag ist der Montag!“
„Gut, machen wir es am kommenden Montag. Hast du schon einen genauen Plan, Spitzer?“
„Habe ich! Wir gehen in die Letzte! Zum Schluss machen wir uns winzig und warten, bis alle Mücke gemacht haben. Sobald die kleine Blonde, die immer mit dem Eis rumrennt, ihren Mantel geholt hat, ist es auch für uns Zeit. Dann sitzt nämlich nur noch der Chef an der Kasse und zählt das
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