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Der Mann zweier Welten

Der Mann zweier Welten

Titel: Der Mann zweier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond F. Jones
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dir das an!«
    Ein zweites, etwas kleineres Tier kam an das Gitter und sah sie ängstlich an.
    »Zwei …«
    »Ja. Ich brachte sie trotz des Verbotes aus Nachtland mit. Ich folgte den Bors viele Tage, bis ich ihr Lager in den dunkelsten Teilen des Landes entdeckte. Dort fand ich kleine Bors, nicht diese großen Biester. Verstehst du, was das bedeutet?«
    Ketan sah dem Wachmann in die Augen.
    »Verstehst du es? Bors – ein Achtel so groß wie diese Tiere! Ich brachte drei mit. Eines haben wir gegessen. Und jetzt sieh noch einmal in den Käfig.«
    Varano starrte in die Ecke des Käfigs. »Ein drittes Tier – ein winziger Bor …«
    »Weißt du jetzt, was ich der Ersten Gruppe und ganz Kronweld zu sagen habe? Ich habe das Geheimnis des Lebens entdeckt.«

 
7
     
    Der Wachmann war eingeschlafen und schnarchte vor sich hin. Aber Ketan hatte zu viel zu tun, um an Schlaf zu denken.
    Zuerst holte er seinen Wagen hervor und belud ihn mit den Dingen, die er dem Rat vorweisen wollte. Erst bei Aufgang der ersten Sonne hatte er sämtliche Pflanzen verstaut. Hinter dem Wagen befand sich ein massiver, schalldichter Anhänger, in dem sich die Bors aufhielten.
    Als er fertig war, setzte er sich vor den Bildschirm und stellte die Verbindung zu Elta her. Man sah ihr an, daß sie die ganze Nacht geweint hatte.
    »Was ist geschehen?« fragte sie.
    »Bis jetzt noch nichts. Ich habe mein Gesuch nach einem öffentlichen Verhör eingereicht. In Kürze mache ich mich auf den Weg. Willst du mir nicht Glück wünschen?«
    Sie sagte nichts, sondern sah ihn nur aus großen Augen an. Er erwiderte ihren Blick. Er hatte immer ein unerklärliches Gefühl, wenn er ihr in die Augen sah. Im allgemeinen suchte man sich seine Gefährtinnen so aus, daß sie die gleiche Arbeit als Sucher und Diener von Kronweld verrichteten. Aber bei Elta war es anders. Sie hegten zueinander ein eigenartiges Gefühl, über das sie nie sprachen.
    Schließlich sagte sie: »Warum hast du nur so blind gehandelt?«
    »Ich weiß genug. Es ist der einzige Weg gegen den Aberglauben. Man muß ihn vernichten – oder man kann nicht frei atmen.«
    »Du kannst ihnen nicht genug anbieten.«
    »Ich habe die Pflanzen und die Bors.«
    Sie sah ihn seltsam an. »Eines hätten wir ihnen noch zeigen können – du und ich …«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wage es noch nicht, Elta. Ich habe Angst um dich.«
    »Weil du zu wenig weißt.« Sie schien zu zittern. »Ich weiß, wie es ausgehen wird. Man wird dich degradieren, und du wirst nie wieder forschen dürfen. Du wirst nie die Antwort auf ein einziges Geheimnis finden.« Sie sah ihn entschlossen an. »Unser bisheriges Leben ist zu Ende, Ketan. Warte nicht auf den Ratsbeschluß – fliehe vorher. Selbst wenn man dich im Augenblick nur degradiert, es gibt genug Leute, die dich nicht am Leben lassen können. Geh noch heute nach Nachtland. Warte dort auf mich. Ich komme bald nach. Du mußt fort, Ketan, glaub mir doch.«
    Und dann hatte sie abgeschaltet. Langsam wandte er sich vom Schirm ab. Weshalb wollte sie, daß er floh? Hatte sie Daran und Hoult gesagt, daß er über sie Bescheid wußte? Er konnte nicht glauben, daß Elta ihn verraten würde.
     
    *
     
    Die zweite Sonne war am Aufgehen, als er erwachte. Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht und stand auf. Er hatte nicht schlafen wollen.
    Das Eingangssignal ertönte. Der dicke Wachmann kam herein.
    »Der Rat ist es nicht gewöhnt zu warten«, fauchte er.
    »Vielleicht sind einige nicht so darauf aus wie du, degradiert zu werden.«
    Sie drehten sich um und sahen Varano im Eingang stehen. Der Dicke warf ihm einen wütenden Blick zu. Gemeinsam gingen sie hinaus.
    Das Haus des Rates lag hinter dem Geburtstempel und war durch eine gerade Straße mit ihm verbunden. Es war das zweitwichtigste Gebäude der Stadt. Sie übergaben den Wagen einem Lastenaufzug und gingen zu Fuß durch die Marmorgänge. Ihre Schritte hallten laut wider.
    Ketan hatte erwartet, daß eine Menge Leute die Ränge der Halle säumen würde. Aber er sah niemanden. Der dicke Wachmann schien seine Gedanken zu erraten.
    »Ich vergaß, dir zu sagen, daß der Rat deinen Antrag verworfen hat – er hielt den Fall nicht für bedeutend genug.«
    Ketan hatte eine böse Vorahnung. Das war Absicht. Wenn er nur vor dem Rat sprach, war die halbe Wirkung seiner Worte verloren. Er wußte, daß das Volk leichter umzustimmen war als der Rat.
    Ein Diener rief seinen Namen auf. Die beiden Wachleute geleiteten ihn in die pompöse Halle.

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