Der Mann zweier Welten
elektrischen Generators entdeckt.«
Ein mittelgroßer Mann mit schmalen Zügen sah auf, als sie näher kamen. Seine Haare kamen Ketan irgendwie künstlich vor.
»Hallo, Richard«, sagte der Wissenschaftler.
»Hallo, Michael. Du siehst heute kummervoll aus.«
»Oh, ich muß mich mit meinen Schülern herumärgern. Sie stellen die primitivsten Fragen.«
Simons klopfte ihm auf die Schulter und ging weiter. »Ich möchte, daß Sie oft hierherkommen. Unterhalten Sie sich mit den Leuten. Lernen Sie von ihnen, denn Sie müssen den gleichen Weg gehen. Sie müssen gegen Engstirnigkeit und Unwissenheit ankämpfen. Da drüben ist Edison. Er hört schlecht und dreht manchmal seinen Phonographen so laut, daß Einstein am gegenüberliegenden Tisch ganz nervös wird.«
Als sie wieder auf dem Balkon waren, warf Ketan einen ernsten Blick auf die Versammlung. Er wußte, daß diese Menschen nicht zum Zeitvertreib nachgebildet worden waren.
»Und jetzt zur Bibliothek«, sagte Simons.
Sie gingen durch weitere Korridore und kamen in einen langen, schmalen Raum, in dem sich ein einzelner, riesiger Tisch befand. Vor jedem Platz war ein kleiner Sichtschirm und eine Reihe von Tasten in verschiedenen Farben.
»Hinter diesen Wänden«, sagte Richard Simons, »sind die Photokopien von mehr als hundert Millionen Büchern. Das war unsere größte Aufgabe. Wir durchstreiften heimlich die Welt nach Überresten von Büchern. Dann nahmen wir sie auf und bauten die Bibliothek.
Ein Handbuch gibt Ihnen Auskunft, was wir über die einzelnen Fachgebiete hierhaben. Dann können Sie die Nummer wählen. Der Film wird automatisch in den Sichtschirm eingespeist. Wir hofften, daß dieser Raum eines Tages mit Wissenschaftlern aus Kronenwelt angefüllt sein würde, die das Erbe ihrer Heimat übernehmen.«
Ketan wollte sich schon an die Arbeit machen, aber Richard Simons winkte ab. »Sie müssen noch etwas sehen – unser Museum.«
Es lag gleich neben der Bibliothek. Man sah Maschinen aller Art – Fortbewegungsmittel, Nachrichtengeräte, Fabrikräume. Die Wissenschaftler hatten alles geholt, was sie aus den Ruinen ihrer Welt noch retten konnten.
»Es ist einfach zuviel«, sagte Ketan. »Ich kann das nicht alles erfassen. Lassen Sie mich zurück nach Kronweld, damit ich meinem Volk diese Dinge zeigen kann.«
»Dann folgen Sie dem Weg, den Igon vorbereitet hat«, sagte Simons. »Sie dürfen nicht versagen.«
Bevor Ketan ging, kehrte er in die Bibliothek zurück. Er wählte ein paar Werke aus, die er den Bewohnern von Kronweld als Beweisstücke vorlegen wollte.
*
Es war wie ein Fall vom Paradies in die Hölle, als sie die Wüste wieder vor sich sahen. Der Himmel war voller Sand, der die Sonne verdunkelte.
Ihre Pferde waren durch ein unbekanntes Gewebe vor den Sandkörnern geschützt. Jemand hatte sie gefüttert und mit Wasser versorgt.
Sie stellten die kleine goldene Statue wieder in den Eingang und schaufelten die Sandgrube zu. Dann bedeckten sie ihre Gesichter mit den angefeuchteten Tüchern und machten sich auf den Rückweg. Sie waren spät aufgebrochen, und so erreichten sie den Canon gegen Morgen des nächsten Tages.
»Wir können für den Rest des Tages hierbleiben«, schlug John Edwards vor. »Wenn wir nachts weiterreiten, ist es kühler.«
William Douglas und Ketan waren einverstanden. Ketan wollte trotz der Dringlichkeit seiner Mission noch nachdenken.
William Douglas war am ungeduldigsten. »Was hast du nun vor, Ketan? Was besagten diese Schriften?«
Sie saßen am Lagerfeuer und aßen ihre Abendmahlzeit. »Die Instruktionen kamen von Igon, einem Sucher, der vor mehr als neunzig Jahren aus Kronweld verschwand. Er kann nicht mehr am Leben sein. Es scheint eine Organisation derer zu geben, die in der Felsnadel waren, aber ich habe keine Ahnung, ob sie von den Statikern inzwischen nicht längst ausgeschaltet wurde. Denn man hat nie von ihr gehört.«
»Aber die Instruktionen wären nicht in der Felsnadel geblieben, wenn sie nicht mehr gültig wären.«
»Wer hätte sie herausholen sollen? Schließlich geschieht dort alles mechanisch.«
William Douglas schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß es so einfach ist. Es ist alles zu genau ausgeklügelt. Die Gestalten konnten auch auf unerwartete Fragen antworten. Wahrscheinlich haben sie eine Art Kontrolle über ihre Umgebung. Was wollte Igon eigentlich?«
»Ich soll mich nach Danfer begeben, wo die Hauptausscheidungsmaschine steht. Dort soll ich Igon treffen – und das ist
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