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Der Mars-Robinson

Der Mars-Robinson

Titel: Der Mars-Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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zerstörten Nestes zu beginnen. Ich dachte flüchtig daran, als ich das entdeckte, was ich eigentlich gesucht hatte: ein Wabengebilde mit tassengroßen Löchern und einer grünlichen Flüssigkeit darin. Ich füllte eine Probe ab und richtete das Nest halbwegs wieder so her, wie ich es vorgefunden hatte. Hoffentlich hatten die Insekten soviel Intelligenz, die Inneneinrichtungen von sich aus zu reparieren. Ich bezweifelte es jedoch. Seit Millionen von Jahren war das Leben dieser Insekten wie ein Uhrwerk abgelaufen, schon die leichteste Veränderung konnte sie sterben lassen. Ich hoffte es nicht.
    Angenommen, es handelte sich bei dieser Flüssigkeit wirklich um genießbaren Honig, so mußte ich von Zeit zu Zeit ein Nest ausheben. Ich sah mich schon zu einem Nomadenleben verdammt und die ganze Marsoberfläche nach Insektennestern absuchen.
    Der Wassertopf fiel mir ein und ich rannte eilig zur Rakete. Ich konnte nur hoffen, daß das Wasser nicht verdunstet war. Die Insekten, die ich vorhin aufgelesen hatte, nahm ich mit hinein.
    Aber das Wasser war noch nicht verdunstet, und als ich den Deckel abhob, leuchtete mir eine grüne Flüssigkeit entgegen. Das Resultat meiner Kochkunst war beunruhigend …
    Zweifellos hatte das kochende Wasser Bakterien und Krankheitserreger getötet. Ob die Brühe giftig war, das würde ich schon merken.
    Ich stellte ein Glas Wasser in Reichweite und schob mir einen der ausgelaugten Stengel in den Mund.
    Kein Geschmack. Zuerst nicht. Dann das schwache Aroma von Salmiakgeist. Es gab noch ein Aroma, aus dem ich nicht klug wurde. Egal, es reichte mir, um mein Experiment sofort zu beenden.
    Anschließend nahm ich ein Insekt aus der Kiste, um es mit einem scharfen Messer zu zerlegen. Ich hatte kein Chloroform noch sonst irgendein wirksames Betäubungsmittel.
    Schon nach dem ersten Schnitt stellte ich fest, daß es kein Insekt war, sondern eher ein Wirbeltier. Aber auch diese Bezeichnung stimmte nicht ganz, es hatte kein Skelett, sondern nur eine lederne Haut. Die Beine bestanden aus Knorpeln.
    Im Gegensatz zu den irdischen Insekten, die aus drei Sektionen bestanden, wies dieses nur zwei Hälften auf. Das Hinterteil mit seinen vier Beinen erinnerte an den Rumpf eines Flugzeuges; das Vorderteil hatte zwei Beine und einen langen Rüssel.
    Innerhalb des Rumpfes entdeckte ich ein Organ, das kein Insekt der Erde aufweist: eine Lunge. Man konnte sagen, daß das halbe Körpergewicht eine Lunge war. Alle anderen Organe waren nur wenig entwickelt und obwohl ich sie durch das Mikroskop betrachtete, vermißte ich die Gehirnsubstanz.
    Es schien, als wäre das Auge das Gehirn, denn ein Nervenstrang endete dort.
    Ich hatte keine Lust, dieses Tier noch weiter zu zerlegen und räumte seine Überreste so rasch wie möglich weg. Es war möglich, daß ich mein Leben auf dem Mars mit einer Diät von ,Insekten’-Lungen fristen konnte. Doch aller Wahrscheinlichkeit nach würde ich dann an fortschreitendem Brechreiz sterben.
    Ich hatte noch den ,Honig’, aber ich wußte inzwischen, daß es kein wirklicher Honig war.
    Es war spät geworden. Wie immer saß ich in meinem Wrack und arbeitete im Lichtschein einer einsamen Glühbirne. Um mich herum war das kalte Glitzern des Metalls, das einmal sinnvoll geordnet war und jetzt an die Szene eines surrealistischen Bühnenstückes erinnerte. Wollte ich in der Kombüse arbeiten, mußte ich erst den Ofen zur Seite rücken und auf die Platte stellen, die einmal ein Teil der Wand gewesen war, wo jetzt wiederum mein Tisch stand. Nichts befand sich mehr auf seinem alten Platz, alles war verrutscht, zerbeult oder zerbrochen.
    Ja, ich erinnere mich noch an den ,Marshonig’. Zuerst kochte ich ihn, vorher wagte ich nichts anzurühren. Er hatte nicht das Salmiakaroma der Pflanzen. Es ist fast unmöglich, dieses Aroma zu beschreiben. Es ist leicht, von irgendeinem aromatischen ,Gewürzcocktail’ zu sprechen, und doch trifft das nicht zu. Es roch hauptsächlich nach Alkohol, nach einem Benediktiner-Likör.
    Die Masse verflüchtigte sich schon bei einer sehr niedrigen Temperatur und hinterließ auf dem Boden des Kochtopfes keinerlei Spuren.
    Ich fand eine Röhre, die einstmals ein wichtiger Bestandteil der Luftversorgung war. Ich bohrte ein Loch in den Deckel einer Kasserolle, steckte die Röhre hinein und verband sie mit einem Gummischlauch, den ich wieder in einen anderen Behälter leitete. Mit einem Wort, ich stellte wohl einen der primitivsten Destillierapparate her, die es jemals gegeben

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