Der Mars-Robinson
denn bisher hatte man nicht den Druck auf der Marsoberfläche gemessen, sondern lediglich den der ihn umgebenden Lufthülle. Demnach bestand die Möglichkeit, daß es auf der Marsoberfläche mehr Sauerstoff gab, als die Wissenschaftler anhand komplizierter Messungen festgestellt hatten. Es lag an mir, genauere Untersuchungen vorzunehmen, und damit stand ich einem neuen Problem gegenüber.
Ich dachte einen Tag darüber nach, den nächsten und übernächsten.
Dann baute ich meine Anlage innerhalb des Raketenrumpfes. Ich mußte mit der kältesten Temperatur starten, die ich erzielen konnte und zu diesem Zweck die Luft nachts aufsaugen, besonders zu einem Zeitpunkt, in dem draußen hundertfünfzig Grad Fahrenheit Frost herrschte. In dieser Temperatur konnte ich nicht arbeiten, sie durfte sich lediglich auf den Apparat beschränken, den ich baute.
Zunächst saugte ich die Nachtluft in die Wasserkondensationsanlage und erzielte zwanzig Grad. Jetzt drückte ich die Temperatur weiter herunter und fluchte über die kleinen Pumpen. Es ist ein langwieriger Prozeß, die Luft zu verflüssigen und deren Einzelelemente gewissermaßen ,herauszukochen’.
Doch ich besaß genügend Pumpen, und da konnte eigentlich nichts schiefgehen. Sie waren zwar klein und ganz und gar nicht für diesen Verwendungszweck bestimmt, aber sie arbeiteten, konnten die Luft verdichten und genau das brauchte ich.
Die Luft wurde aus dem Wassertank gesogen und noch einmal verdichtet. Dann wurde sie durch ein Rohr wieder in den Tank zurückgeführt, um die Hitze abzureagieren, die sich bei der Kompression entwickelt hatte. Anschließend wurde sie mittels einer Düse in eine andere Kammer gesprüht, konnte sich ausdehnen und noch kälter werden.
Ich stellte die zweite Refrigeratoranlage gleichen Musters her und baute dann immer eine wie die andere. Jedes Kühlrohr wurde in die Ausdehnungskammer geführt. Als ich am Ende meiner Pumpen- und Motorenreserven angelangt war, baute ich um das ganze Ding eine Kiste, die ich mit Decken vollstopfte, die zur Hitze-Isolierung dienen sollten. Dann schaltete ich auf Rückkoppelung und schickte die gleiche kalte Luft wieder in den Kreislauf. Ich weiß nicht wie es kam, aber mein Kühlschrank funktionierte. Fünf kleine Leitungsrohre mündeten in die Hauptleitung, die ein lebhaftes Zischen und Quirlen von sich gab. Die Angst, daß der Apparat in die Luft flog, sollte ich niemals ganz loswerden. Immerhin war es ein erhebender Augenblick für mich, als ich die ersten Sauerstoffkristalle in meine Maske füllte.
Seit meiner Bruchlandung auf dem Mars waren mittlerweile vierzehn Tage vergangen. Damals wäre mir nicht einmal im Traum eingefallen, daß ich Marswasser trinken und eigens von mir selbst präparierte Marsluft einatmen würde.
Ein Problem löste das andere ab, und jetzt war die Lebensmittelfrage an der Reihe. Wieder schienen vor diesem Problem alle anderen in den Hintergrund zu treten. Schon die Produktion von Wasser und Luft war mir so schwierig vorgekommen, daß ich an ein Gelingen noch immer nicht glauben wollte, obwohl schon einwandfreie Resultate vorhanden waren.
Die Pflanzen wuchsen über weite Flächen verstreut. Ich hätte sie mir also auf kilometerlangen Märschen zusammenlesen müssen. Aber ich hatte Wasser und konnte sie dadurch näher an mein Raketenasyl heranholen. Dann gab es möglicherweise noch etwas Eßbares: die Insekten und ihre seltsamen Honigwaben. Schmecken würde keins von beiden, doch es kam ja in erster Linie darauf an, den Hunger zu stillen.
Mit aller Energie versuchte ich die Lebensmittelfrage im direkten Angriff zu lösen. Wenn man überleben wollte, so durfte man keine großen Umwege machen. An jenem Morgen, an dem ich die Luft- und Wasserprobleme gelöst hatte, gönnte ich mir eine Stunde der Erholung. Ich kletterte aus der Rakete und betrachtete die fahlbraune Landschaft und das wechselvolle Farbenspiel des Himmels, der bald tiefblau und bald giftgrün schimmerte. Es war ein seltsamer Himmel, an dem auch tagsüber die Sterne nicht erloschen. Ich hatte Heimweh nach der Erde, aber dieses Gefühl konnte ich am besten bei der Arbeit überwinden. Was zu tun war, mußte sofort getan werden. Ich ging zum nächsten Pflanzenbüschel und begann die weitverzweigten Wurzeln vorsichtig aus der dürren Erde zu lösen.
Schon stieß ich auf die erste Schwierigkeit. Ich kniete nieder, um die Pflanze noch einmal und genauer zu mustern. Ich brauchte sie nur mit den Fingern zu betasten, um die
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