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Der Mars-Robinson

Der Mars-Robinson

Titel: Der Mars-Robinson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rex Gordon
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kleinere. Ich sah auch deutlich die Tag- und Nachtgrenze und bunte Flächen. Das war eine Welt, eine richtige Welt. Ich hatte schon auf der Erde durch Riesenfernrohre aufgenommene Fotos von der Marsoberfläche gesehen, aber darauf war alles nur halb so klar zu erkennen. Es ist mir unmöglich, meine Eindrücke auch nur annähernd in Worte zu kleiden.
    Ich korrigierte die Flugrichtung der Rakete und richtete die Spitze so aus, daß sie ein Stück an dem Planeten vorbeizeigte. Nur so konnte ich in seiner Kreisbahn und – wenn ich mehr Glück hatte als Verstand – auf der Marsoberfläche landen. Ich tat also das, was ein Schütze unter ,Vorhalten’ versteht.
    Im Grunde war mein Plan glatter Selbstmord. Wer kannte denn schon die wirkliche Dichte der Marsatmosphäre?
    Nach und nach konnte ich auch die beiden, den Mars umkreisenden Monde erkennen. Ich rührte mich nicht mehr vom Periskop weg und manövrierte die Rakete auf die Schwanzspitze. Wenige Stunden später merkte ich, daß die Anziehungskraft des Planeten wirksam wurde. Der kalte Schweiß trat mir auf die Stirn und brannte in den Augen. Ich schwitzte buchstäblich vor Angst und wagte kaum noch durch das Periskop zu blicken.
    Als ich die Bremsraketen zündete, tat ich diese Handlung mit dem letzten Funken Verstand. Dann gab es einen Krach, als habe ein gigantischer Hammer die Kapsel getroffen. Ich wurde ohnmächtig und gerade rechtzeitig wach, um den nächsten Knall zu hören, der mein Bewußtsein zum zweitenmal auslöschte. „Jetzt ist es aus!“ war mein letzter Gedanke.
     
    Stille, Ölgestank. Finsternis.
    Ich war ein Matrose und der letzte Überlebende eines auf den Grund des Ozeans gesunkenen Unterseebootes.
    Ich konnte aber auch – und dieser Vergleich lag der Sache am nächsten – ein Pilot sein, der eine Bruchlandung gemacht hatte und nun auf die Explosion wartete.
    In beiden Fällen war die Rettung ein Wunder.
    Ich schien in meinen Haltegurten und auf einer Seite zu hängen. Ich konnte nichts sehen; es war heiß und stockfinster.
    Ich war auf dem Mars gelandet. Jetzt fiel es mir wieder ein. Ich steckte in einer demolierten Rakete. Um mich herum eine fremde Welt. Ich stand unbekannten und zahllosen Gefahren gegenüber. Aber ich lebte.
    Doch die Kapsel konnte nach dem Aufprall nicht mehr luftdicht sein, das war mir klar. Unaufhaltsam mußte der Sauerstoff entweichen. Also nur noch eine kurze Galgenfrist bis zum Erstickungstod …
    Ich löste die Haltegurte und sah unter mir einen schwachen Lichtschein. Das war die zur Hälfte im Staub begrabene Einsteigluke. Mir schien, als liege die Rakete auf der Seite. Ich hatte gedacht, sie müsse jeden Augenblick explodieren, aber dann fiel mir ein, daß auf dem Mars kein Feuer brennen konnte.
    Ich riskierte einen Blick durch das Periskop, sah die zerbeulten Außenwände und wußte daher genau, wie es drinnen in den einzelnen Kabinen aussah. Dann sah ich auch die Landschaft: eine trostlose Fläche, gegen die das Versuchsgelände in Woomera die reinste Augenweide war.
    Ich setzte mich auf die Kante der Couch. Das also war der Mars. Draußen eine unbekannte Landschaft mit etwas weniger Luftdruck als auf dem Gipfel des Mount Everest. Ich wußte nicht, ob es Abend oder Morgen wurde, zu sehr war ich damit beschäftigt, irgendwo eine Spur von Leben zu entdecken.
    Jetzt war ich von meinem Wrack abhängig, denn ,Rakete’ konnte man diesen Schrotthaufen nicht mehr nennen.
    Ware ich doch nie aus meiner Bewußtlosigkeit erwacht!
    Ich dachte nach. Ich saß im Kontrollraum, der höchsten Raketenetage. Waren die unteren Etagen noch halbwegs in Ordnung, so mußte ich dort den Raumanzug finden. Damit konnte ich mich vielleicht auch draußen bewegen, das heißt, wenn ich aus diesem stählernen Sarg hinauskam.
     
    Als ich mich zum Handeln entschlossen hatte, stand ich auf. Meine erste Tätigkeit war die Erkundung des Abteils, in dem ich steckte. Unter Aufbietung aller Kräfte gelang es mir, die erste der zu den unteren Kabinen führenden Luken aufzuziehen. Daß da unten erst recht kein Licht brannte, verstand sich am Rande.
    Ich hangelte mich in die Öffnung. Ich hatte immer geglaubt, das Raketeninnere genau zu kennen, doch in diesem Zustand kannte ich es nicht. Die Treppe führte nicht nach unten, sondern von einer Wand zur anderen. Es gab noch eine Leiter, die zum Maschinenraum führte. Ich kletterte hinunter und ertastete den Griff der zum Maschinenraum führenden Luke. Leider bekam ich sie nicht auf.
    Ich hatte keinen Grund zu

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