Der Matarese-Bund
kastanienhaarige Mädchen an seinem Gesicht flüsterte atemlose, unverständliche Sätze in griechischer Sprache. Einmal beugte sie sich kurz zurück, um nach einem Glas auf dem Tisch zu greifen. Sie hielt Blackburns Kopf und goß ihm die dicke Flüssigkeit zwischen die Lippen. Sie lächelte ihrer Gefährtin zu, worauf diese ihr zuzwinkerte, Blackburns rot bemaltes Glied in der Hand.
Dann glitt das Griechenmädchen vom Bett und wies auf die Badezimmertüre. Ihre Begleiterin nickte, streckte die linke Hand bis zum Kopf des Generals und schob ihm die Finger zwischen die Lippen, um damit die kurze Abwesenheit der anderen zu tarnen. Die kastanienhaarige Frau ging über den schwarzen Teppich ins Badezimmer. Der Raum hallte vom ekstatischen Stöhnen des Generals wider.
Dreißig Sekunden später kam das griechische Mädchen zurück, aber jetzt war sie nicht mehr nackt. Sie trug eine dunkelfarbige Tweedjacke mit Kapuze, die ihr Haar bedeckte. Einen Augenblick lang stand sie im Schatten, dann trat sie ans nächste Fenster und zog leise die schweren Vorhänge zurück.
Das Klirren zersplitternden Glases erfüllte den Raum, als ein plötzlicher Windstoß die Vorhänge blähte. Jetzt war im Fenster die Gestalt eines breitschultrigen, kräftig gebauten Mannes zu sehen; er hatte die Scheiben eingetreten und sprang jetzt durch den Rahmen. Sein Kopf war unter einer Skimaske verborgen. Er hielt eine Pistole in der Hand.
Das Mädchen auf dem Bett fuhr herum und stieß einen erschreckten Schrei aus, als der Killer die Waffe senkte und den Abzug betätigte. Die Explosion wurde von einem Schalldämpfer verschluckt; das Mädchen brach über dem obszön bemalten Körper von Anthony Blackburn zusammen. Der Mann ging auf das Bett zu; der General hob den Kopf, versuchte, sich durch den Nebel von Narkotika zu orientieren, aber seine Augen versagten ihm den Dienst. Seiner Kehle entrangen sich nur gutturale Laute. Der Killer schoß erneut. Und noch einmal – und noch einmal. Die Kugeln bohrten sich in Blackburns Hals, Brust und Unterleib. In das aufspritzende Blut mischten sich die schimmernden Wasserfarben.
Der Mann nickte dem Mädchen aus Athen zu, worauf dieses zur Tür eilte, sie öffnete und auf griechisch sagte: »Sie ist unten in dem Raum mit den kreisenden Lichtern. Sie trägt ein langes rotes Kleid und Diamanten am Hals.«
Wieder nickte der Mann. Dann rannten sie beide in den Korridor hinaus.
Der Major wurde von den unerwarteten Geräuschen, die irgendwo aus dem Inneren des Gebäudes zu kommen schienen, aus seinen Gedanken gerissen. Er lauschte, hielt den Atem an.
Dann war ein Kreischen zu hören… Jemand schrie. Leute schrien! Er sah zu dem Haus hinüber; die schwere Doppeltür flog auf. Zwei Gestalten rannten heraus, die Treppe hinunter. Ein Mann und eine Frau. Dann sah er es. Ein brennender Schmerz schoß ihm durch den Leib: Der Mann schob eine Waffe in den Gürtel.
O mein Gott!
Der Major schob die Hand unter den Sitz, um seine Automatik herauszuholen, riß sie hoch und sprang aus dem Wagen. Er rannte die Treppe hinauf in den Korridor. Drinnen wurden die Schreie immer lauter; Leute rannten herum, einige die Treppe hinauf, andere hinunter.
Er rannte in den großen Saal mit den verrückten, sich drehenden farbigen Lichtern. Auf dem Boden konnte er die Gestalt der schlanken Frau mit den Diamanten am Hals sehen. Ihre Stirn war eine formlose Masse aus Blut; sie war erschossen worden.
»O Gott!«
»Wo ist er?« brüllte er.
»Oben!« schrie ein Mädchen, das sich in die Ecke gepreßt hatte.
Der Major fuhr von Panik erfüllt herum, rannte zurück zu dem prunkvoll geschmückten Treppenhaus, nahm drei Stufen gleichzeitig. Er raste an einem Telefon vorbei, das auf einem kleinen Tischchen auf dem Treppenabsatz stand; das Bild blieb in ihm haften. Er kannte den Raum; es war immer derselbe Raum. In dem schmalen Korridor bog er zur Seite, erreichte die Tür und schoß hindurch.
Jesus! Es überstieg seine schlimmsten Vorstellungen, etwas so Schreckliches hatte er noch nie gesehen. Der nackte Blackburn, mit Blut und aufgemalten Obszönitäten bedeckt, das tote Mädchen über ihm zusammengebrochen, ihr Gesicht auf seinen Genitalien. Es war ein Bild aus der Hölle, wenn die Hölle so schrecklich sein konnte.
Der Major würde wahrscheinlich nie wissen, wo er die Kraft hernahm, die es ihm erlaubte, jetzt ganz ruhig zu bleiben, aber er schaffte es jedenfalls. Er knallte die Türe zu und baute sich mit erhobener Waffe im Korridor auf.
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