Der Milliardär und die Braut
ihren Augen.
5. KAPITEL
Weniger als eine Stunde später erschien Nics Anwalt mit einem Stapel Unterlagen in der Hand. Jade funktionierte wie ein Roboter: Sie bot dem Mann Kaffee und Tee an, wies ihm einen Stuhl am Esstisch zu, damit er die Dokumente vor sich ausbreiten konnte, und hoffte inständig, man würde ihr die totale Verständnislosigkeit nicht allzu deutlich anmerken.
„Und Sie müssten dann hier, hier und hier unterschreiben“, verkündete er und zeigte auf die markierten Stellen in den Papieren.
Wortlos kritzelte Jade ihre Unterschrift neben die von Nic und ärgerte sich darüber, wie unbeholfen und kindisch ihr Schriftzug im Gegensatz zu seinem aussah. Die Anfangsbuchstaben seines Namens sahen wie schwungvoll gemalte Kunstwerke aus. Jede sichtlich nachvollziehbare Bewegung seines Kugelschreibers drückte Selbstsicherheit und Stärke aus.
Nachdem der Anwalt wieder gegangen war, klingelte eine fremde Frau an der Tür und stellte sich Jade als Hochzeitsplanerin vor. Jade ließ sich für den Moment von dem Elan der professionellen Organisatorin mitreißen und bestätigte sämtliche vorgeschlagenen Termine: die Anprobe bei einem italienischen Designer in Rom, eine Schmuckvorstellung bei einem renommierten Juwelier, der die Verlobungs- und Eheringe liefern sollte, und einen Besuch beim Floristen, um die Blumen für die Kirche und den Empfang auszusuchen.
Alles lief wie ein gutgeöltes Uhrwerk ab. Und die ganze Zeit über konnte Jade nur an das Ehejahr denken, das vor ihr lag. Sie würde aussehen, reden und sich bewegen wie eine Braut, und doch war sie nicht die Frau, die Nic sich freiwillig ausgesucht hatte.
Sie heirateten beide nur aus Zwang, aus der Not heraus. Ein gemeinsames Leben auf Zeit, um zu bekommen, wonach sie wirklich verlangten.
Verzweifelt bemühte Jade sich, nicht an ihre romantischen Fantasien zu denken, die sie in der Vergangenheit so leidenschaftlich gehegt hatte. Das war alles sehr lange her. Heute dagegen ging es um ein kaltes, rationales Geschäftsabkommen – eine Transaktion, die auf wirtschaftlichen Gewinn abzielte. Es hatte nichts mit Liebe oder gemeinsamen Zielen zu tun. Nic Sabbatini wollte erben, was ihm von Rechts wegen zustand. Dazu brauchte er Jade, und sie brauchte ihn. Damit war sie für ihn lediglich Mittel zum Zweck, nichts weiter.
Am nächsten Morgen brachte ein Kurier ein hochmodernes Mobiltelefon vorbei. Er versicherte Jade, es sei bereits vollständig aufgeladen, programmiert und sofort einsatzbereit. Sie unterschrieb die Lieferung und fühlte sich wieder einmal ganz allein auf der Welt. Niemand um sie herum schien zu merken, wie hilflos sie eigentlich war.
Seufzend verstaute sie ihr neues Handy in ihrer Handtasche und packte dann weiter ihre Sachen zusammen, um den Umzug nach Rom vorzubereiten. Das Entrümplungsunternehmen machte sich an die Arbeit. Erstaunt stellte Jade fest, dass fast all ihre Besitztümer entweder eingelagert oder für den Transport nach Italien verpackt wurden. Dabei hatte sie schon befürchtet, sich von den meisten Dingen trennen zu müssen. Besonders ihre Bilder lagen Jade sehr am Herzen, und sie war froh, dass ihre Werke sorgfältig in Noppenfolie gewickelt wurden.
Gegen Mittag rief Nic an und teilte ihr mit, dass er für den Rest der Woche geschäftlich nach Rio de Janeiro fliegen müsse und sie erst später in Italien treffen würde. „Tut mir leid, das ist ziemlich kurzfristig“, entschuldigte er sich. „Aber du hast ja bestimmt noch viel mit den Hochzeitsvorbereitungen zu tun.“
„Ich bin überrascht, dass du mich nicht bittest, dich zu begleiten. Oder hast du etwa mehr im Schlafzimmer als im Konferenzraum zu erledigen?“, fragte Jade schnippisch.
„Ich denke, du liest keine Zeitungen?“, konterte Nic.
Zähneknirschend stellte sie sich vor, wie er eine letzte Affäre vor der Hochzeit genoss – mit einer langbeinigen, exotischen Brasilianerin. Obwohl es wohl kaum bei dieser einen Liaison bleiben würde. Männer wie Nic hielten sich doch nicht an einen gelogenen Eheschwur, oder? Sie hatten doch schon Schwierigkeiten, einer echten Partnerin treu zu bleiben …
„Ich dachte, ich kann machen, was ich will, solange ich diskret bin?“, hakte er nach.
„Mach doch“, ermunterte Jade ihn, wobei ihre Stimme etwas zu schrill klang. „Ich kann dich ohnehin nicht aufhalten. Und mit dem Ehevertrag hast du dich doch in alle Richtungen abgesichert.“
„Darum geht es also?“
„Na, glaubst du denn, ich will die Hälfte von
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