Der Milliardär und die Braut
wurde.
Eilig schob sie diesen Gedanken beiseite und bewunderte lieber die ausgewählte Kunstsammlung, die beinahe alle Wände im Erdgeschoss zierte. In einigen Werken erkannte sie sogar die Handschrift ihrer bevorzugten Meister wieder.
Das Gebäude war drei Stockwerke hoch und überblickte einen wunderschönen Garten mit Pool, Wirlpool und einem Tennisplatz. Fasziniert schlenderte Jade hinaus in die warme Aprilsonne. Das Wasser im Schwimmbecken glitzerte einladend, und die Oberfläche wurde durch eine laue Brise leicht gekräuselt.
Die Rasenfläche war von sattem Grün und roch herrlich frisch gemäht. Weiße Kletterrosen an einer steinernen Wand verbreiteten ihren süßen Duft, und das sanfte Summen von geschäftigen Bienen lag in der Luft. Überall waren Rosen, fiel Jade auf. In allen möglichen Farben und Farbschattierungen: tiefdunkelrote volle Blüten, alle Abstufungen von Rosa und Pink, Lila, Gelb und Apricot. Der Duft war betörend, und Jade atmete mehrmals tief durch, um ihn ganz in sich aufzunehmen.
Dann spazierte sie weiter und setzte sich nach einer Weile auf eine kleine Steinbank, von wo aus man freien Blick auf eine Brunnenfontäne hatte. Ein Marmorengel goss klares Wasser aus einem Krug in das runde Becken – ein beruhigendes, fast meditatives Geräusch, von dem Jade sich bereitwillig forttragen ließ. Gern hätte sie diese stimmungsvolle Szene gemalt, aber ihre Utensilien waren noch in einer Kiste verpackt.
Als sie schließlich in die Villa zurückkehrte, kam die Haushälterin gerade die Treppe hinunter. Sie schenkte Jade einen vernichtenden Blick. „Ich habe Ihre Sachen in das gelbe Zimmer gebracht“, verkündete sie. „Nach den Flitterwochen werde ich sie in Signor Sabbatinis Suite bringen, keinen Tag vorher.“
Spontan beschloss Jade, in Nics Bett zu schlafen, nur um die Haushälterin zu ärgern. Es machte ohnehin keinen Unterschied, weil er bis zur Hochzeit vermutlich unterwegs war und sie erst in Bellagio wiedertreffen würde. „Das werden Sie doch tun müssen, da ich beabsichtige, im Bett meines Verlobten zu schlafen“, erwiderte Jade in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
Die ältere Frau murmelte etwas auf Italienisch und stolzierte davon. Dabei machten ihre harten Absätze ein ärgerliches Geräusch auf dem polierten Marmorboden.
Langsam entließ Jade ihren angehaltenen Atem und ging die breite Treppe hinauf. Mühelos fand sie zu Nics Zimmer, das genauso aussah, wie sie es sich vorgestellt hatte. Der Raum war riesig, ebenso wie das Bett, und die elegante Einrichtung war braun und cremefarben gehalten. Es wirkte edel und maskulin, und das angrenzende Badezimmer war – genau wie das Erdgeschoss – mit viel Marmor und Gold verziert.
Die kühle Dusche war zwar erfrischend, nur leider stellte Jade sich dauernd vor, wie Nics nackter, nasser Körper sich direkt neben ihr räkelte. Im Geiste sah sie, wie das Wasser über seine gebräunte Haut rann, seine dunklen Härchen durchnässte, die einen lustvollen Weg über seine breite Brust hinab über den flachen Bauch bis hinunter zu seiner stolzen Männlichkeit beschrieben.
Ihr stockte der Atem, und sie musste husten. Hastig drehte sie das Wasser ab und angelte sich eines der riesigen flauschigen Handtücher aus dem Badezimmerschrank. Doch als sie ins Schlafzimmer zurückging, fiel ihr sofort auf, dass die Haushälterin dem Wunsch, das Gepäck in diesen Raum zu bringen, nicht entsprochen hatte.
Gereizt trat Jade auf den Flur hinaus. „Guilia?“ Ihre Stimme hallte durch die ganze Villa. „Werden Sie bitte augenblicklich heraufkommen und tun, worum ich Sie gebeten habe?“
Keine Antwort.
Kurzerhand stürmte Jade in das gelbe Zimmer und riss den Schrank auf, um etwas zum Anziehen zu finden. Ihre nassen Haare hingen offen um ihre Schultern, und Make-up würde sie hier im Haus auch keines brauchen. Schließlich erwartete sie niemanden und wollte auch nicht ausgehen.
Unten im Erdgeschoss war ebenfalls keine Spur von der Haushälterin, aber Jade fand einen kleinen Zettel, der gegen den Wasserkessel in der Küche gelehnt war. Die Schrift war krakelig, und Jade konnte nicht einmal unterscheiden, ob die Nachricht auf Englisch oder Italienisch verfasst war. Frustriert knüllte sie das Stück Papier zusammen und ließ es auf dem Küchentresen liegen.
Den Rest des Abends verbrachte sie damit, ihre Malsachen zu sortieren und einen Teil in eine kleinere Tasche einzuräumen, um sie nach Bellagio mitzunehmen. Sie ahnte, dass die
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