Der Mitternachtsdieb: Roman
nächsten Tag ging Keiko, während die Kinder in der Schule waren, wieder auf Wohnungssuche. Sie besorgte sich den Anzeigenteil der Ne w York Times und zog los. Sie fuhr durch ganz Manhattan und besichtigte Wohnungen auf der West Side und auf der East Side und im Norden und im Süden. Aber nicht eine konnte sich mit ihrer jetzigen Wohnung messen. Andererseits wußte sie, daß ihr Mann fest entschlossen war, diese aufzugeben. Also suchte sie weiter.
Nach fünf Tagen hatte sie endlich etwas einigermaßen Passendes gefunden. Es war immer noch nicht so schön wie ihre jetzige Wohnung und auch teurer, aber zumindest ließ sich annehmen, daß sie sich dort wohl fühlen konnten.
Als Takesh an diesem Abend von der Arbeit nach Hause kam, sagte Keiko: „Jetzt habe ich etwas gefunden."
„Gut", sagte Mr. Yamada erleichtert. „Wann können wir dort
einziehen?!"
„Morgen schon."
„Ausgezeichnet."
Und so zog die Familie Yamada am nächsten Tag um. Als sie die neue Wohnung betraten, sagte Mitsue:
„Nicht einmal so übel, wie ich befürchtete. Ich habe immerhin ein schönes, großes Zimmer für mich allein."
Kenji besichtigte sein Zimmer und sagte: „Gar nicht schlecht, nein. Zwar ohne Blick auf den Park, aber das ist ja nicht so wichtig."
Mr. Yamada sagte zu Keiko: „Das hast du gut gemacht. Jetzt kann ich endlich wieder ungestört schlafen." Sie gingen an diesem Abend zum Essen aus.
„Morgen koche ich wieder für euch", sagte Keiko. „Aber dazu muß ich erst einkaufen gehen."
„Mach dir darüber keine Sorgen", sagte Mr. Yamada. „Wir können auch morgen wieder zum Essen ausgehen, wenn du möchtest." Der Umzug in die neue Wohnung hatte ihn sehr zufrieden gemacht.
Nach dem Essen kehrte die Familie in ihre neue Wohnung zurück.
„Heute nacht werden wir alle gut schlafen", erklärte der Vater. Er und Keiko gingen in ihr Schlafzimmer und die Kinder jedes in das seine.
Aber Kenji konnte nicht gleich einschlafen. Er dachte an die ganzen Fernsehprogramme, in denen er inzwischen aufgetreten war, und an die Zeitungsberichte und wie er in der Schule wie ein Held gefeiert wurde.
Mitsue hatte ebenfalls ihre Einschlafschwierigkeiten. Sie dachte daran, wie sehr sie Angst gehabt hatte, als John Feeney mit dem Messer auf sie zugekommen war, um sie zu töten. Erst ihre Freundin, das Geistermädchen, hatte sie im letzten Moment gerettet. Sie hoffte, ihr Geist sei erlöst und zufrieden, wo er jetzt war. Dann schlief sie aber doch endlich ein. Takesh Yamada hatte keine Schwierigkeiten einzuschlafen. Die seltsamen Ereignisse in der Wohnung hatten sein Leben durcheinandergebracht, und das war einfach zuviel geworden. Jetzt war endlich wieder Ruhe und Frieden. Alle Probleme waren vorbei.
Um Mitternacht aber erwachte Takesh Yamada von einem seltsamen Laut. Es war ein leises Stöhnen, das den ganzen Raum zu erfüllen schien. Zuerst dachte er, Keiko gehe es nicht gut.
Er setzte sich im Bett auf. Aber da schwebte ein alter Mann mit grauen Haaren in der Luft über ihm und stöhnte: „Hilf mir! Hilf mir!"
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