Der Modigliani Skandal
Anschlüssen im Loch, die vom Haus am weitesten entfernt waren. Sodann löste er die weißen Drähte von den gegenüberliegenden beiden Anschlüssen. Er erhob sich. »Direktverbindung zur lokalen Polizeistation«, flüsterte er. »Jetzt kurzgeschlossen.«
Zu dritt näherten sie sich dem Haus. Wright leuchtete mit seiner Taschenlampe sorgfältig den Rahmen eines Fensters ab. »Gerade das richtige«, flüsterte er. Wieder griff er in seine Werkzeugtasche. Diesmal holte er einen Glasschneider hervor.
Dicht beim inneren Fenstergriff ritzte er die Seiten eines kleinen Dreiecks in die Scheibe. Von einer Rolle zog er ein Stück Klebeband, biß es mit den Zähnen ab. Das eine Ende des Streifens wickelte er sich um den Daumen, das andere drückte er gegen das Glas. Dann schnitt er die vierte Seite des Rechtecks in die Scheibe und hob das am Klebeband haftende Glasstück heraus. Behutsam legte er es auf den Boden.
Tom schob seine Hand durch die Öffnung und bewegte den Fenstergriff. Dann ließ er das Fenster weit aufschwingen und kletterte hinein.
Wright nahm Samanthas Arm und führte sie zur Eingangstür, die gleich darauf lautlos geöffnet wurde. Innen stand Tom.
Zu dritt durchquerten sie die Vorhalle und stiegen dann die Treppe empor. Oben vor der Galerie zupfte Tom Wright am Ärmel und deutete auf den Fuß des Türpfostens.
Wright stellte seine Tasche auf den Boden und öffnete sie. Er nahm eine Infrarotlampe heraus, schaltete sie an und richtete sie auf die winzige fotoelektrische Zelle im Holz. Mit seiner freien Hand holte er eine Art Stativ hervor, das er unter die Lampe schob, um sodann die entsprechende Höhe einzustellen. Er hantierte sehr geschickt. Schließlich richtete er sich auf.
Tom holte den unter der Vase verborgenen Schlüssel und schloß die Tür zur Galerie auf.
Julian lag wach und lauschte auf Sarahs Atemzüge. Sie hatten sich entschlossen, die Nacht nach der Dinnerparty in Lord Cardwells Haus zu verbringen. Sarah war inzwischen fest eingeschlafen. Julian blickte auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Es war 2.30h.
Jetzt wurde es Zeit. Er schob die Bettdecke beiseite, setzte sich langsam auf und schwang seine Beine über den Bettrand. Sein Magen fühlte sich an wie ein Knoten.
Es war ein einfacher Plan. Er würde zur Galerie gehen, Lampeths Modigliani nehmen und in den Kofferraum des Cortina tun. Sodann würde er den gefälschten Modigliani in die Galerie bringen und wenig später wieder im Bett liegen. Er schlüpfte in den Hausmantel und die Hausschuhe, die Sims ihm gegeben hatte, und öffnete die Schlafzimmertür.
Mitten in der Nacht in einem Haus umherzuschleichen war kinderleicht - rein theoretisch. Denn natürlich ging man davon aus, daß alle anderen schliefen und niemand etwas merkte. In Wirklichkeit schienen jedoch überall Gefahren zu lauern. Wie, wenn plötzlich einer der alten Herren aufstehen mußte, um zur Toilette zu gehen? Und was würde wohl geschehen, falls er selbst im Dunkeln über irgend etwas stolperte?
Während er auf Zehenspitzen am Geländer entlangging, überlegte Julian, was er sagen würde, falls man ihn erwischte. Nun, er würde einfach behaupten, er habe Lampeths Modigliani mit seinem eigenen vergleichen wollen. Das würde genügen.
Er erreichte die Tür der Galerie und erstarrte. Sie war geöffnet.
Er überlegte. Cardwell schloß die Galerie immer ab. Julian erinnerte sich, daß sein Schwiegervater dies auch am vergangenen Abend so gehalten hatte: Er hatte den Schlüssel im Schloß herumgedreht und dann an der üblichen Stelle versteckt.
Also war da noch jemand, der sich mitten in der Nacht zur Galerie aufgemacht hatte.
Er hörte ein geflüstertes »Verdammt!«
Eine andere Stimme zischte: »Die verfluchten Dinger müssen heute weggebracht worden sein.«
Julian verengte unwillkürlich seine Augen. Jene Stimmen -das konnten nur Einbrecher sein. Aber sie hatten Pech gehabt: Die Bilder waren fort.
Es knarrte leise, und Julian drückte sich hinter einer Großvateruhr gegen die Wand. Drei Gestalten kamen aus der Galerie. Eine davon trug ein Gemälde.
Die Einbrecher stahlen den echten Modigliani.
Julian öffnete den Mund, um Alarm zu schlagen - doch im selben Augenblick glitt eine der Gestalten durch einen Streifen Mondlicht, der durch ein Fenster fiel. Er erkannte das berühmte Gesicht von Samantha Winacre. Und brachte vor Verblüffung keinen Laut hervor.
Konnte das wirklich Sammy sein? Dann - dann war sie also zu dem Dinner gekommen, um alles für
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