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Der Modigliani Skandal

Der Modigliani Skandal

Titel: Der Modigliani Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Julian forsch. »Am besten unterhalten wir uns wohl im Souterrain, wie?«
    Tom und Samantha sahen einander an. Samantha nickte kaum merklich, und Tom öffnete die Tür zur Kellertreppe. Julian stieg hinunter.
    Er setzte sich auf die Couch und sagte: »Ich will mein Bild zurück haben.«
    Samantha sagte: »Ich habe nicht die leiseste Idee -«
    »Hör schon auf, Sammy«, sagte Julian. »Ich weiß es. Ihr seid gestern nacht in Lord Cardwells Haus eingebrochen, um seine Bilder zu stehlen. Sie waren fort, und so habt ihr das einzige gestohlen, das noch da war. Unglücklicherweise war es nicht sein Bild. Es war meins. Wenn ihr's mir zurückgebt, werde ich nicht zur Polizei gehen.«
    Samantha erhob sich wortlos und ging zu einem Schrank.
    Sie öffnete die Tür und nahm das Gemälde heraus. Sie reichte es Julian.
    Er betrachtete ihr Gesicht. Es wirkte ausgemergelt: hohle Wangen, ungepflegtes Haar und in den geweiteten Augen irgend etwas, das weder Angst noch Anspannung zu sein schien.
    Julian empfand eine ungeheure Erleichterung. Und gleichzeitig fühlte er sich sehr schwach.
    Tom wechselte kein Wort mit Samantha. Seit drei oder vier Stunden hockte er im Sessel, rauchte, starrte ins Leere. Sie hatte ihm diese Tasse mit dem Kaffee gebracht, den Anita gemacht hatte, doch die Tasse stand unberührt auf dem niedrigen Tisch, und der Kaffee war inzwischen kalt.
    Sie versuchte es erneut. »Tom, was spielt das schon für eine Rolle? Man wird uns nicht fassen - er hat versprochen, nicht zur Polizei zu gehen. Wir haben nichts verloren. Es war doch nur ein Abenteuer, ein Spiel.«
    Er gab keine Antwort.
    Samantha lehnte ihren Kopf zurück und schloß die Augen. Sie fühlte sich leergepumpt: erschöpft in einer Weise, daß ihre Nervosität sie trotz aller Müdigkeit nicht zur Entspannung kommen ließ. Gern hätte sie ein paar von den Pillen genommen, aber es waren keine mehr da. Tom hätte hinausgehen und ihr neue besorgen können, wäre er nur imstande gewesen, sich aus seinem tranceartigen Zustand zu lösen.
    Es klopfte an der Vordertür. Plötzlich kam Bewegung in Tom. Furchtsam, wie ein in die Enge getriebenes Tier, blickte er die Treppe empor. Samantha hörte in der Diele Anitas Schritte. Ein gedämpftes Gespräch folgte.
    Plötzlich erschienen oben auf der Treppe mehrere Paar Füße. Kamen die Stufen herab. Tom stand auf.
    Samantha beachtete die drei Männer nicht.
    Zwei von ihnen waren überaus kräftig gebaut und von athletischer Haltung. Der dritte war eher klein. Er trug einen Mantel mit einem Samtkragen.
    Es war der Kleinwüchsige, der sprach. »Du hast den Boß enttäuscht, Tom. Was ihn nicht grad fröhlich stimmt. Er möchte ein paar Worte mit dir wechseln.«
    Tom bewegte sich schnell, doch die beiden Muskelmänner bewegten sich noch schneller. Als er zur Tür rennen wollte, stellte ihm der eine ein Bein, und der andere half noch mit einem Stoß nach.
    Sie hoben ihn vom Boden hoch, jeder hielt ihn an einem Arm gepackt. Auf dem Gesicht des Kleinwüchsigen lag ein sonderbares Lächeln. Er schlug Tom abwechselnd mit beiden Fäusten in den Bauch, wieder und wieder. Selbst als Tom längst schlaff und mit geschlossenen Augen zwischen den beiden Hünen hing, hörte er nicht auf.
    Samantha saß mit weit geöffneten Mund, aber schreien konnte sie nicht.
    Der Kleinwüchsige schlug Tom mit der flachen Hand ins Gesicht, bis dieser die Augen öffnete. Und dann verschwanden alle vier.
    Samantha hörte, wie die Haustür zuknallte. Ihr Telefon läutete. Automatisch hob sie ab, hörte auf die Stimme.
    »Oh, Joe«, sagte sie. »Joe, Gott sei Dank, daß es dich gibt.« Dann begann sie zu weinen.
    Zum zweitenmal innerhalb von zwei Tagen klopfte Julian an die Tür von Dunroamin. Moore öffnete und musterte ihn überrascht.
    »Diesmal habe ich das Original«, sagte Julian.
    Moore lächelte. »Na, hoffentlich«, sagte er. »Nur herein, Jungchen.«
    Diesmal ging er ohne weitere Umstände zum Labor voraus. »Dann mal her damit.«
    Julian reichte ihm das Gemälde. »Ich hatte ein unverschämtes Glück.«
    »Ja, ja, so nennt man so was. Die Details will ich lieber gar nicht hören.« Moore nahm sein Gebiß heraus und begann, den Rahmen des Gemäldes zu lösen. »Sieht genauso aus wie das gestern.«
    »Gestern, das war eine Kopie.«
    »Und jetzt möchten Sie Gaston Moores Bestätigung haben.« Moore nahm sein Messer und spachtelte damit am Rand der Leinwand ein winziges Farbpartikelchen ab. Wie am Tag zuvor goß er eine Flüssigkeit in ein Reagenzglas

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