Der Mörder mit der Spritze
eine Hand und strich über die riesige Beule auf seiner Stirn.
»Ronda hat mir den
entscheidenden Hinweis auf das Rauschgift gegeben«, fuhr ich fort und war nicht
sicher, daß er mir überhaupt zuhörte. »Sie erzählte mir, daß ihre Mutter völlig
aufgelöst von einer Begegnung mit Charles zurückgekommen war, und daß sie ihn
getroffen hatte kurz bevor ein Junge in meinem Hotelzimmer aufgetaucht war,
vollgepumpt mit einer tödlichen Dosis Heroin. Der Junge wußte, wo er mich
finden konnte, weil ich es einem seiner Freunde gesagt hatte, aber was wollte
er von mir? Die einzig logische Antwort war, er wollte mir etwas sagen,
brauchte meine Hilfe oder beides. Wenn er in Schwierigkeiten war und wieder
herauskommen wollte, war die beste Adresse der nächste Anwalt. Und das war ich.
Er wollte mir wahrscheinlich sagen, daß er für Ihren Sohn Heroin verkauft
hatte, und daß sie gerade bei einer Übergabe erwischt worden waren. Mrs. Holloway war Charles suchen gegangen und hatte es
irgendwie fertiggebracht, ihn zu finden — und das ganze Zeug muß offen auf dem
Tisch gelegen haben .«
»Ich war auf dem Weg zur
Polizei und sah Charles in einem alten Auto vorbeifahren. Da bin ich ihm gefolgt«,
sagte Mrs. Holloway. Sie hob den Blick nicht, und
ihre Stimme war schwach, kaum hörbar.
»Sie müssen gedroht haben, ihn
der Polizei zu verraten«, sagte ich sanft. »Und der Junge, der bei ihm war,
drehte durch. Er lief einfach weg, und Ihr Sohn folgte ihm und brachte ihn um.
Da wußte er, daß er seinen anderen pusher ebenfalls aus dem
Weg räumen mußte und alle, die ihn mit dem ersten Mord in Verbindung bringen
konnten. So rief er Richard an, der es Carlotti sagte. Carlotti kam her, um dafür zu sorgen, daß
alles unter Kontrolle blieb — und bis er angekommen war, hatte Richard die
Situation in die Hand genommen. Er hatte mit seiner Mutter geredet und sie
beruhigt, sie davon überzeugt, daß er Charles dazu überreden konnte, sich aus
diesen Geschäften zurückzuziehen, wenn sie nur schwieg. Ronda hörte sie
streiten und nahm an, ihre Eltern würden sich streiten, weil das öfter vorkam .«
Ronda schaute mich unglücklich
an, aber sie weinte nicht mehr. »Wußten Sie, daß es Richard war? Aber — aber
selbst ich habe nicht gewußt...«
»Es hätte auch Ihr Vater
gewesen sein können«, stimmte ich zu. »In diesem Fall wären beide in den
Rauschgifthandel verwickelt gewesen. Deshalb habe ich diesen Anruf inszeniert,
um zu sehen, wie er auf eine Erpressung reagiert .« Ich
drehte mich zu Holloway um. »Was Sie sagten, überzeugte mich davon, daß Sie mit
der Rauschgiftsache nichts zu tun hatten — und mit dem Mord an Ihrem Sohn .«
»Warum — warum hat Richard
Charles umgebracht ?« keuchte Ronda.
»Richard konnte ihn entweder
gehen lassen und riskieren, daß er die Polizei über die ganze Organisation
informierte, um seinen Hals zu retten, oder ihn umbringen. Richard muß das
Risiko zu groß gewesen sein .«
»Der Depp hätte doch gesungen«,
grollte Richard und kam taumelnd auf die Beine. Ich richtete den Revolver auf
ihn. »Der hatte doch nichts im Kopf und die Hose voll. Er hätte überhaupt
nichts fertiggebracht, wenn ich ihm nicht gesagt hätte, was er tun sollte.
Bevor er den ersten umgelegt hat, kam er in totaler Panik angerannt. Ihm fiel nichts
Besseres ein, als das ganze Geld zu nehmen und ins Ausland zu gehen .«
»Aber Sie haben ihn darauf
hingewiesen, wieviel einfacher es sei, ein paar Leute
umzubringen und sich dann aus dem Geschäft zurückzuziehen ?« sagte ich schneidend. »So konnte keiner etwas beweisen, noch nicht einmal Ihre
Mutter, und sie hätten nichts aufzugeben brauchen .«
»Oh, Richard, du hast mir doch
versprochen...«, stöhnte seine Mutter, deren Gesicht sich plötzlich in tiefe
Kummerfalten gelegt hatte; es sah aus, als wollte die Haut brechen. Als ihr die
Tränen kamen, begann das dicke Make-up an ihren Augen wie Schlamm
herunterzulaufen. Sie hatte sich lange beherrscht. »Du hast gesagt, du würdest
der Sache ein Ende setzen, und alles wäre wieder in Ordnung. Du hast es
versprochen, Richard, Richard...« Sie stöhnte immer wieder seinen Namen, hatte
das Gesicht in den Händen vergraben, während Ronda wie betäubt neben ihr saß.
Ich hielt den Revolver auf
Richard gerichtet, der mich jetzt aufmerksam beobachtete. In seinem Gesicht
stand jene Gerissenheit, die ihm geholfen hätte, es weit zu bringen, wenn er
sich die richtige Branche ausgesucht hätte.
Holloway ignorierte seine
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