Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
Vom Netzwerk:
wenig aus. Nahrung wurde, von Notvorräten abgesehen, fast gar nicht gelagert, sondern täglich frisch herbeigeschafft oder aus den eigenen Gärten entnommen. Konstantin musste jedoch nahezu alles zukaufen, da er keine Ahnung hatte, was hier essbar war. Der ungeheure Artenreichtum machte es schwer, sich diese Kenntnis durch bloßes Abschauen anzueignen. Es gab so viele verschiedene Pflanzenarten, dass man, auch an Verkaufsständen, selten zweimal auf dieselbe Art stieß. Cenimnir hatte ihm in Aussicht gestellt, dass sie sich einmal gemeinsam mit Gartenarbeit beschäftigen sollten, wozu auch das Thema Ernte gehörte. Bisher waren sie noch nicht dazu gekommen. Nach dem Ersten Schlaf während des Morgengewitters, das als solches manchmal ausfiel und dann ein besonders intensives Nachmittagsgewitter ankündigte, begann Konstantins Mittagsschicht. In der arbeitete er mit Cenimnir zusammen. Er erfuhr auch, dass diese Schicht deshalb so dünn besetzt war, weil es Brauch war, die Zeit zwischen den Gewittern ausschließlich mit sich allein zu verbringen. Nach dem Nachmittagsgewitter oder Zweiten Schlaf folgte noch eine kürzere Hauptarbeitszeit von nur einer Langen Stunde, die man als Abend im engeren Sinne bezeichnen konnte. In dieser Zeit hatten Handel und Handwerk noch einmal Hochkonjunktur. Konstantin versuchte, in diesen Zeiten meist zu Hause etwas zu lernen. Das wurde dadurch erschwert, dass Cenimnir die beiden Schiefertafeln wieder abgeholt hatte, da sie der Schule gehörten, für die er arbeitete. Konstantin konnte sich zu seinem Entsetzen trotz der zweiten Schicht keine Schreibgeräte leisten. Ebenso wenig konnte er Rücklagen für neue Kleidung oder irgendwelche Werkzeuge anlegen und die Rückzahlung seiner Schulden bei Cenimnir zog sich hin.
    Häufig unternahm er daher einfach einen Bummel durch sein Viertel. Jedes Mal entdeckte er Neues. Die meisten Grundstücke waren ähnlich wie sein eigenes angelegt, und so bekam er davon nur wenig zu sehen. Allerdings wurde ihm bald klar, dass die meisten Familien über viel größere Flächen verfügten als er. Darauf stand in der Regel eine Vielzahl von, fast immer nur einen Raum umfassenden, Häuschen. Niemals mehr als die halbe Grundstücksfläche zu überdachen war, wie er mittlerweile wusste, nicht nur üblich, sondern gesetzliche Vorgabe. Von Cenimnir wusste er, dass dieses Maximum in der teuren Wohngegend der Altstadt häufig ausgereizt wurde. In den tiefer gelegenen Stadtvierteln gab es deutlich größere Gärten. Zu jedem Grundstück gehörte ein noch einmal genauso großer Dschungelbereich, der als öffentlicher Park fungierte und von den Bewohnern des benachbarten Grundstücks gepflegt werden musste. Auch Konstantin hatte einer solchen Pflicht nachzukommen. Allerdings musste er dazu vorerst nur mit seiner Machete einen Pfad freihalten, der zu drei versteckten Sitzbänken im Inneren des ansonsten wild wuchernden Dschungelfleckens führte. Solche öffentlichen Ruheplätze waren nur eine Variante. Viele Anwohner mussten öffentliche Latrinen auf diesem Gelände unterhalten. Diese Örtlichkeiten kamen so häufig vor, dass eine Kombination mit einer direkt angeschlossenen Klärfläche ausreichte, um für Sauberkeit zu sorgen. Auch für den Unterhalt einer öffentlichen Frischwasserentnahmestelle oder kleiner Ruheräume konnten die Anwohner verantwortlich sein. Ein Netz von Kanälen verteilte das Wasser der Schmelzwasserströme aus dem Gebirge im Stadtgebiet. Die Glücklichsten hatten eine Entnahmestelle auf dem eigenen Grund und Boden. Dass Konstantins Grundstück ungünstig zur nächstgelegenen Entnahmestelle lag, da er die schweren Wasserfässer ein Stück bergauf und nach dem Füllen wieder bergab rollen musste, war einer der Gründe, warum diese Wohnlage überhaupt für ihn erschwinglich war.
    Jetzt war es wieder Frühe Nacht und an diesem Feierabend war nur Cenimnir zu Besuch gekommen, um sich, wie so oft in den letzten Tagen, ausgiebig mit Konstantin zu unterhalten. Wie meistens hatte er Essen und Genussmittel als Gastgeschenk mitgebracht und sie saßen schlemmend auf Konstantins Lieblingsplatz zwischen Küche, Schuppen und Teich.
    „Selljin hat dich für morgen um diese Zeit zu einem freundlichen Beisammensein mit einer Besprechung im kleinen Kreise in sein ansehnliches Domizil eingeladen, Constantin. Mich hat er gleichfalls gebeten zu erscheinen. Ich habe mich ein wenig umgehört. Unter anderem wird ein Vertreter einer der Waldläufergilden dort sein. Die

Weitere Kostenlose Bücher