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Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht allein (H´Veredy Chroniken) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Hühn
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vor, die deutschen Teams ein weiteres Mal zu blamieren, indem sie ihnen davonliefen. Verenas Gruppe brauchte nicht lange, um zu begreifen, was hier gespielt wurde. Dann steigerte auch sie ihr Tempo, und ein Wettlauf begann. Es zeigte sich, dass sich die Franzosen diesmal verrechnet hatten. Anscheinend wurden die Vergabekriterien für die Gürtel in Deutschland oder zumindest in Verenas Verein, deutlich lockerer gehandhabt als bei den Franzosen. Daher hatten die Deutschen im eigentlichen Wettkampf keine rechte Chance gehabt. Solche Unterschiede waren, wie Verena wusste, international keine Seltenheit. Doch das Konditionstraining hatten sie nicht schleifen lassen. Bald vermischten sich die Gruppen und der Wettlauf ging richtig los. Hier, als anonymes Mitglied einer großen Gruppe, hatte Verena kein Problem. Binnen Kurzem fand sie sich im Spitzenfeld wieder, das sich nach der ersten Runde um die Halle von den übrigen Judokas abzusetzen begann. Verena sah sich um und registrierte mit Befriedigung, dass nur drei von zehn Läufern in ihrer Nähe Franzosen waren. Die gaben sich allerdings umso größere Mühe, ihre zahlenmäßige Unterlegenheit auszugleichen und gaben gehörig Gas. Verenas Konstitution war hervorragend, und sie hätte sich ohne große Mühe an die Spitze setzen können. Doch dann hätte sie wieder unangenehm im Mittelpunkt gestanden und das war ihr die Ehre ihres Teams keinesfalls wert. Außerdem würde ich schon wieder als die positive Ausnahme dastehen. Die Anderen hätten nichts davon.
    Einer der französischen Jungen, er konnte nicht älter als fünfzehn sein und sah in Verenas Augen eher unvorteilhaft aus, griff ihr von hinten an den Hintern. Er zog an ihr vorbei und grinste unverschämt, während sie noch wegen der unangenehmen Überraschung aus dem Takt war. Ach ne, was heißt jetzt Machoarschloch auf Französisch? Und warum riecht es auf einmal minzig? Puh, ist das heiß und stickig in der Halle geworden.
    Verena spürte einen Wind hinter sich aufkommen. Dann überfiel sie, das stetig zunehmende Gefühl zu stürzen. Ihre Füße gerieten ganz aus dem Tritt. Auch die Läufer vor und neben ihr schienen mit den gleichen Problemen zu kämpfen.
    Nasses Laub und Äste klatschten ihr ins Gesicht und sie fiel senkrecht durch dichtes Astwerk. Dann kam ihr Sturz abrupt zu einem Ende. Sie schlug mit dem Bauch auf einem sehr dicken Ast auf.
    Sekundenbruchteile lang registrierte sie noch, wie andere Menschen in weißen Judoanzügen an ihr vorbeistürzten, wie manche entsetzt schrien. Warmer Regen tropfte auf sie herab und sie fragte sich, wo wohl das Pflanzengewirr unter ihr enden mochte. Alles was sie erkennen konnte, war, dass es immer tiefer hinabreichte und schließlich im Dämmerlicht verschwand. Dann setzte lähmender Schmerz in ihrem Bauch ein und fesselte ihre ganze Aufmerksamkeit.
     
    Langsam und vorsichtig setzte sich Verena auf dem Ast auf und bemühte sich nicht, ihr Stöhnen zu unterdrücken. Mann tut das weh! Das hier ist kein Ast, eher ein querliegender Baumstamm. Jedenfalls ist er dick genug für eine tausendjährige Eiche. Wo bin ich hier bloß gelandet?
    Das schmerzhafte Pochen und Ziehen in ihrem Leib brachte sie von diesen Fragen schnell wieder ab. Verstört begann sie, ihren Bauch zu untersuchen. Ein Bluterguss, breit wie ein Elefantenfuß, begann, sich dort zu bilden. Das wird länger wehtun, und mit dem Training muss ich mich wochenlang zurückhalten. Na klasse. Aber den Typen, der mich angegrapscht hat, werde ich so oder so noch verdreschen, den kleinen Perversen. Jedenfalls, wenn ich ihn irgendwo allein erwische. Der wird sich noch wünschen, er hätte nur einen Bluterguss wie ich, wenn ich mit ihm fertig bin. Beim Laufen haben wir uns nicht blamiert. Vielleicht gewinnen die Anderen ja morgen noch ein paar Wettkämpfe. Mit der Prellung kann ich jedenfalls nicht wieder antreten.
    Langsam ging ihr auf, dass sie mit unfokussiertem Blick in die Leere starrte und dass ihre Gedanken wenig zur momentanen Situation passten. Das galt selbst, wenn sie davon absah, dass ihre Rachepläne auch unter normalen Umständen, nur Träumereien darstellten, um sich abzureagieren, die aber nie, niemals zur Ausführung kommen würden. Anscheinend kann ich das alles noch nicht richtig als die Wirklichkeit akzeptieren. Aber das hier ist ganz klar kein Traum und wenn ich so darüber nachdenke …, s cheiße! Ich bin in eins von diesen Phänomenen geraten!
     
    Seit Jahren geisterten ´diese Phänomene´ durch

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