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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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Erste. Sein Körper krümmte sich vornüber, während ihm Flecken brauner und schwarzer Haare sprossen. Ein zweites Paar Arme wuchs ihm aus den Schultern. Die Beine bogen und verdrehten sich. Und der Kopf wurde zu einem riesigen Kiefer voller makelloser weißer Reißzähne. Die Bestie scharrte mit den Tatzen auf dem Marmorboden, hob den Kopf und heulte.
    Sie drehte sich und kam auf Calvin zu, während die anderen Gäste ihre Verwandlung vollendeten. Mit geblähten Nüstern und wachsamen gelben Augen musterte die Kreatur Calvin. Der erwiderte den Blick unverwandt mit finsterem Ausdruck, bis sich das Monster vor ihm duckte.
    »Verpiss dich, Greg!«
    Die jaulende Bestie zog sich zurück und gesellte sich zur Meute. Schnappend und knurrend rannten die wilden Kreaturen in den dunklen Wald. Erst am nächsten Morgen würden sie zurück sein, wenn sie als erschöpfte nackte Menschen mit Blut an den Lippen zum Herrenhaus zurückschlichen.
    Irgendwo in der Dunkelheit bellte ein unmenschliches Monster den Mond an.
    Calvin ging in das kleine Gästehaus. Ein Tier wartete auf dem Sofa zusammengerollt auf ihn. Es hob den Kopf und wedelte mit dem Schwanz.
    »Hallo, Sharon.«
    Er kraulte sie hinter den Ohren, und sie zerfetzte vor Vergnügen den Sofabezug mit ihren Krallen. Dann senkte sie den Kopf.
    Er lächelte. »Ist nicht schlimm. Es ist nicht mein Sofa.«
    Er setzte sich neben sie. Sie legte ihm den Kopf in den Schoß. Er schaltete den Fernseher an. Es lief Der Wolfsmensch .
    Seufzend schaltete er um und wartete auf den Tagesanbruch.

ZWEI

    »Dritte Regel: Nicht den Hund streicheln«, sagte Mr   West.
    Ein Welpe saß mit traurigen Augen vor einer der drei Türen im Flur. Er war weiß mit schwarzen und braunen Flecken und großen Schlappohren, und er jaulte, als sie vorbeigingen.
    »Beißt er?«, fragte Diana.
    »Nein.«
    »Wem gehört er?«
    »Er gehört zu Nummer Zwei«, sagte West, »aber der hat vor ungefähr einem Jahr die Kontrolle über ihn verloren. Jetzt hat er Glück, wenn der Hund ihn am Wochenende rauslässt, um einkaufen zu gehen.«
    Er wandte sich um und starrte sie mit schmalen Augen an. So schmal, dass sie sich nicht einmal sicher war, ob sie überhaupt offen waren.
    »Merk dir meine Worte, Nummer Fünf: Demjenigen, der die Regeln nicht befolgt, passieren schlimme Dinge.«
    Sein langer Schnurrbart zuckte, und er kratzte sich in seinem ungepflegten Bart, dann wandte er sich wieder um und ging die sechs Stufen zu Apartment Nummer fünf hinauf. Dort hantierte er mit einem übervollen Schlüsselring herum. Soweit Diana sehen konnte, gab es nur sieben Apartments in diesem kleinen Gebäude, aber er hatte bestimmt mindestens drei Dutzend Schlüssel an diesem Ring.
    »Das wäre dann deiner«, sagte er.
    Sie war sich nicht so sicher. Die Miete hier war bemerkenswert niedrig, aber wenn ein grusliger Vermieter dazugehörte, musste sie noch mal darüber nachdenken.
    Lange hatte sie dafür keine Zeit.
    Die kleine Wohnung war vollständig möbliert. Es gab ein brandneues Sofa, einen Fernseher, eine altmodische Jukebox, wie sie sie immer gewollt hatte. In der Jukebox fanden sich sogar all ihre Lieblingssongs.
    »Funktioniert die?«, fragte sie.
    West zuckte die Achseln und brummte etwas vor sich hin.
    Die Kochnische war bis auf ein bisschen Besteck in einer Schublade leer, aber sie kochte sowieso nicht. Allerdings gab es im Kühlschrank ein paar Flaschen Mr   Fizz .
    »Ich wusste gar nicht, dass diese Marke noch hergestellt wird«, sagte sie. »Das ist meine Lieblingslimo.«
    »Bedien dich.«
    »Wirklich? Sind Sie sicher, dass das in Ordnung ist? Was ist mit dem Vormieter?«
    »Er ist weg.«
    »Aber kommt er nicht seine Sachen holen?«
    »Das bezweifle ich.«
    Sie zögerte, beschloss dann aber, dass eine Limo nicht schaden konnte. Sie schmeckte genauso gut wie in ihrer Erinnerung. Besser.
    Er zeigte ihr das Schlafzimmer. Superman-Poster schmückten die Wände, außerdem Kunstdrucke und ein riesiges Schwarz-Weiß-Foto vom Arc de Triomphe und eines vom Eiffelturm. Es war merkwürdig. Sie wusste, sie hatte einen vielseitigen Geschmack, und sie hätte nie erwartet, dass noch jemand denselben besäße.
    »Diese Sachen würde doch keiner zurücklassen!«, sagte sie.
    »Es sind nicht seine Sachen«, erwiderte er. »Sie gehören dir. Wenn du willst.«
    Die Miete war halb so hoch wie sie erwartet hatte, und die Ausstattung bedeutete, dass sie einfach ihre drei Koffer aus dem Auto holen und innerhalb von einer Stunde eingerichtet sein

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