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Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition)

Titel: Der Mond ist nicht genug: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. Lee Martinez
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fair«, sagte sie. »Ich wollte doch nur eine Wohnung.«
    »Du scheinst mir eine anständige Lady zu sein«, sagte Vorm. »Tut mir wirklich leid, dass ich dich fressen muss.«
    Sie ging zum Schrank hinüber. »Das sagst du die ganze Zeit, aber wenn es dir wirklich leidtäte, würdest du es nicht tun. Dann könnte ich diesen Schrank öffnen, und wir würden beide hier rauskommen.«
    »Klingt nach einem guten Plan.«
    »Dann bist du also einverstanden?«
    »Klar. Kein Fressen. Ich verspreche es.«
    Sie griff nach dem Türknauf und hielt inne, bevor sie ihn berührte.
    »Woher weiß ich, dass ich dir vertrauen kann?«
    »Das weißt du nicht. Und ich muss zugeben – ich bin nicht vertrauenswürdig. Ich habe allen anderen auch versprochen, sie nicht zu fressen. Und ich habe es auch jedes Mal ehrlich gemeint. Aber dann passiert es einfach irgendwie doch. Allerdings nicht immer. Da war dieser Spanier, den ich nicht gefressen habe. Ein guter Typ. Sehr lustig. Er fehlt mir.«
    »Warum war er anders?«
    »Er hatte das Ding.«
    »Das Ding?«
    »Du weißt schon, was ich meine. Das Ding. Die Sache. Das Mojo.«
    »Was soll das heißen?«
    »Es heißt, was es heißt«, sagte Vorm. »Wenn jemand das Ding hat, weiß man es einfach.«
    »Das ist nicht besonders hilfreich.«
    »Es gibt Mysterien, die sogar meinen Horizont übersteigen. Hör mal, ich habe das tausend Mal gemacht. Ich weiß, wie dieses Spiel läuft. Manche Leute öffnen den Schrank sofort. Andere halten eine Weile durch. Ein Typ hat es mal ein ganzes Jahrhundert geschafft. Aber du wirst diese Tür eines Tages öffnen. Wie wäre es also, wenn wir die Spannung abkürzten und sofort zu dem ohnehin unvermeidlichen Ende kämen?«
    Diana hätte gerne widersprochen, aber wenn zutraf, was West und Vorm ihr gesagt hatten, dann war es wirklich unvermeidlich. Die Frage war nicht, ob sie den Schrank öffnete. Die Frage war, wann .
    Sie brauchte vier Tage, bis ihr langweilig genug war, um darüber nachzudenken, endlich die Tür zu öffnen. Vier Tage, in denen sie fernsah, die Zeiger der Uhr anstarrte, wie besessen jede Ritze und jeden Winkel des Apartments nach irgendeiner Art Ausgang absuchte, darauf wartete, dass das Telefon klingelte und West ihr sagte, dass er es sich anders überlegt habe und sie gehen könne.
    Niemand würde sie herausholen, denn niemand wusste, dass sie hier war. Wenn sie hier rauswollte, musste sie selbst dafür sorgen. Und vier Tage ständiger Grübelei über das Thema führten immer wieder zurück zu diesem verfluchten Schrank.
    Sie ging zum Kühlschrank und verlangte noch ein Putensandwich. Und noch eines. Und noch eines. Dann hörte sie auf, im Kleinen zu denken und verlangte einen Truthahn. Dann fing sie einfach an, »Essen« zu denken und überließ es dem Kühlschrank, ihr zu liefern, wonach ihm gerade war. Sie häufte die Sandwiches und Truthähne und Kuchen und Hamburger und Körbe mit Äpfeln und Haggis und alles andere im Wohnzimmer auf. Als ihr der Platz auf dem Couchtisch ausging, deponierte sie die Sachen auf dem Boden. Sie warf alles auf einen riesigen chaotischen Haufen. Sie hörte nicht auf, bis der Berg Essen den halben Raum füllte und fast bis zur Decke ging.
    Sie wusste nicht, ob es genug sein würde, um seinen Appetit zu befriedigen, aber sie hatte schon genug vom Warten. Sie würde nicht den Rest ihres Lebens in diesem Käfig verbringen und das Unvermeidliche fürchten. Besser, sie brachte es gleich hinter sich.
    Sie riss die Schranktür auf.
    Leuchtend grünes Fell bedeckte Vorm den Hungrigen. Sein flacher, breiter Kopf besaß weder Augen noch Nase noch Ohren. Nur einen riesigen Mund. Ein zweites Gebiss teilte seinen Schmerbauch. Er war gleichzeitig schmächtig und pummelig. Ihr erster Gedanke war der einer alten Puppe, die man in der Sesamstraße ausgemustert und in eine Rumpelkammer zwischen feuchte Regenmäntel und Budapester verbannt hatte. Erst als er auf sie zutorkelte, die Arme erhoben und sich mit beiden Mündern die Lippen leckend, wurde ihr bewusst, dass er lebendig war.
    Sie hieb ihm eine zusammengerollte Zeitschrift über den Kopf.
    »Nein!«, schalt sie ihn sanft, aber bestimmt.
    Vorm knurrte und griff wieder nach ihr.
    »Nein!« Sie schlug ihn noch einmal. »Aus! Das ist nicht für dich!«
    Er rieb sich stirnrunzelnd die Schnauze.
    Sie deutete auf den Essenshaufen. »Das da ist deins.«
    Vorm stürzte sich auf die Mahlzeit und schob sich fröhlich alles in die Münder. Sie war gleichzeitig angewidert und fasziniert von

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