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Der Musentempel

Der Musentempel

Titel: Der Musentempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Maddox Roberts
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führte, war aus Ebenholz, mit Elfenbeinintarsien verziert und mit Leopardenfellen behängt.
    Eine über meinen Kopf gespannte Plane schützte mich vor der Sonne, während mir ein mit einem Federfächer ausgestatteter Sklave frische Luft zufächelte und die Fliegen in Schach hielt.
    Das war unbedingt eine Verbesserung gegenüber den Galliern.
    Zu meiner Erleichterung nahmen Creticus und die Eunuchen die andere Sänfte. Die Musiker fanden auf den niederen Rängen der Sänften Platz, während die Tänzerinnen und Akrobaten zwischen den Stangen umhertollten, wundersamer weise ohne den Trägern vor die Füße zu laufen. Dann brachen wir auf, wie Standbilder von Göttern, die in einer heiligen Prozession durch die Straßen getragen wurden.
    Von meinem Aussichtspunkt konnte ich unmittelbar erkennen, wie solch riesige Gefährte die Stadt durchqueren konnten. Die Straßen waren breit und absolut gerade, etwas in Rom völlig Unbekanntes. Die Straße, auf der wir uns befanden, verlief von Norden nach Süden quer durch die Stadt.
    »Das ist die Straße des Soma«, erklärte Rufus mir und zog einen Weinkrug unter seinem Sitz hervor. Er goß einen Becher voll und gab ihn mir. »Der Soma ist Alexanders Grabstätte. Sie liegt nicht direkt an der Straße, aber ganz in der Nähe.« Wir passierten eine Reihe von Querstraßen, ebenfalls völlig gerade, allerdings nicht so breit wie die, auf der wir uns befanden. Alle Gebäude waren aus weißem Stein und von derselben hohen Qualität, ganz anders als in Rom, wo Villen und Elendsquartiere in einem Straßenzug nebeneinander stehen. Wie ich später erfahren sollte, waren alle Gebäude in Alexandria komplett aus Stein erbaut, ohne Fensterrahmen, Fußböden oder Dächer aus Holz. Die Stadt war absolut feuerfest.
    Wir kamen zu einer Querstraße, die sogar noch breiter war als die, auf der wir uns befanden. Hier bogen die Sänften in östlicher Richtung ab wie Schiffe, die im Wind wendeten.
    Menschenmassen in den Straßen jubelten unserer kleinen Prozession zu, um so lauter, so kam es mir vor, wenn sie die charakteristische römische Tracht erblickten. Es gab auch Ausnahmen, wie etwa die an scheinbar jeder Straßenecke stehenden Soldaten, die uns mürrisch musterten. Ich erkundigte mich nach ihnen.
    »Makedonier«, sagte Rufus. »Nicht zu verwechseln mit den degenerierten Makedoniern bei Hof. Diese hier sind Barbaren aus dem Bergland.«
    »Makedonien ist seit den Tagen von Aemilius Paullus eine römische Provinz«, sagte ich. »Wie kommt es, daß sie hier eine Armee haben?«
    »Es handelt sich um Söldner in Diensten der Ptolemäer. Sie mögen die Römer nicht besonders.«
    Ich hielt ihm meinen Becher zum Nachschenken hin. »Warum sollten sie auch, wenn man bedenkt, wie oft wir sie geschlagen haben. Das letzte, was ich gehört habe, ist, daß sie sich noch immer im Aufstand gegen Rom befinden. Sie haben Antonius Hybrida verjagt.«
    »Das sind rauhe Burschen«, meinte Rufus. »Am besten geht man ihnen aus dem Weg.«
    Abgesehen von den mißmutigen Soldaten, schien die Bürgerschaft ein fröhlicher und kosmopolitischer Haufen zu sein. Ich hatte noch nie eine derartig bunte Mischung aus Haut-, Haar und Augenfarben gesehen, es sei denn auf einem Sklavenmarkt. Griechische Kleidung war vorherrschend, aber darüber hinaus gab es Gewänder aus aller Herren Länder, von wüstentauglichen Wickelroben bis zu Fellen und Federn. Der Effekt all des weißen Steins wurde durch die Massen von Grünzeug, das von Baikonen und Dachgärten hing, etwas abgeschwächt. Die Vasen waren mit Blumen gefüllt, und überall hingen üppige Festtagsgirlanden.
    Es gab jede Menge Tempel für griechische, orientalische und ägyptische Gottheiten. Es gab sogar einen Tempel der Roma, ein Beispiel jenes Sockelküssens, in dem die Ägypter sich so hervortaten. Die Hauptgottheit der Stadt war jedoch Serapis, ein Gott, der speziell für Alexandria erfunden worden war. Sein Tempel, das Serapeion, war einer der berühmtesten auf der ganzen Welt. Die Architektur war griechisch, aber er war mit ägyptischen Ornamenten und zahlreichen Hieroglyphen großzügig ausgeschmückt. Vor uns ertönte der Klang einer Kapelle, die noch mehr Lärm veranstaltete als unsere eigene.
    Aus einer Seitenstraße tauchte eine wilde Prozession auf, und die Sänftenträger der höfischen Fraktion kamen zum Stehen, um ihr den Vortritt zu lassen. Eine große Menge ekstatischer Götzendiener strömte auf den breiten Boulevard, viele von ihnen nur mit knappen

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