Der Musentempel
sich gegenseitig praktisch ausgerottet, und ein wütender alexandrinischer Mob hatte dann den Rest erledigt. Man hatte einen königlichen Bastard gefunden, Philopator Philadelphus Neos Dionysos, der nüchtern betrachtet nicht mehr als ein Flötenspieler war, um den vakanten Thron zu besetzen. Seit mehr als einem Jahrhundert liefen die eigentlichen Machtfäden Ägyptens in römischer Hand zusammen, und der Flötenspieler hatte sich hilfesuchend an Rom gewandt, damit wir seinen wackeligen Anspruch unterstützten, was wir bereitwillig getan hatten. Rom hatte stets lieber einen schwachen König gestützt als mit einem starken verhandelt.
Ptolemaios und Creticus umarmten sich, wobei Creticus ein säuerliches Gesicht zog, als der Geruch Ptolemaios' in seine Nase stieg. Wenigstens trug er keine ägyptischen Gewänder, wie sie bei Hof bevorzugt wurden. Seine Kleidung war griechisch, und auch die spärlichen Reste seines Haupthaars waren nach griechischer Mode frisiert. Er hatte jedoch reichlich Farbe aufgetragen, um die Verwüstungen zu überdecken, die die Zeit und die Ausschweifungen hinterlassen hatten.
Während Creticus und der König den Palast betraten, um an dem offiziellen Empfang teilzunehmen, verzog ich mich mit Rufus und einigen anderen zur römischen Botschaft, wo wir wohnen sollten. Die Botschaft war in einem Flügel des Palastes untergebracht und bestand aus Wohnquartieren, Bankettsälen, Bädern, einem Gymnasium und einer Sklavenschar, mit der man bequem die größte Plantage Italiens hätte bestellen können. Das Quartier, das man mir zuwies, war weit geräumiger als mein Haus in Rom, mit zwanzig Sklaven zu meiner persönlichen Verfügung.
»Zwanzig?« protestierte ich, als mir mein Personal vorgestellt wurde. »Ich habe Hermes, und der Schuft hat schon jetzt nicht genug zu tun!«
»Nimm sie trotzdem, Decius«, beharrte Rufus. »Du weißt doch, wie Sklaven sind; sie werden sich schon mit irgendwas beschäftigen. Ist das Quartier genehm?«
Ich musterte die Luxussuite. »Das letzte Mal, als ich etwas Vergleichbares gesehen habe, war ich Gast in Lucullus' neuem Stadthaus.«
»Ist doch ein bißchen besser, als ein kleiner Beamter zu Hause zu sein, oder nicht?« sagte Rufus zufrieden. Offenbar hatte er die bestmögliche Sackgasse für seine Karriere gefunden.
Wir begaben uns in einen kleinen Hof, um ein paar der hiesigen Weine zu probieren und uns gegenseitig über die jüngsten Geschehnisse auf den neuesten Stand zu bringen. Im Schatten der Palmen, wo einige zahme Esel herum trabten, war es angenehm kühl. In einem Marmorbecken schwammen fette Karpfen zur Fütterung an die Oberfläche, die Mäuler aufgerissen wie Jungvögel.
»Bist du auf dem Weg hierher in Rom vorbeigekommen?«
fragte der Sekretär begierig.
»Nein, wir sind über Sizilien und Kreta gefahren. Deine Neuigkeiten vom Capitol sind wahrscheinlich frischer als meine.« »Und was ist mit Gallien?« fragte Rufus. »Ärger. Die Helvetier rasseln bereits mit den Säbeln. Sie haben etwas gegen die römische Präsenz und reden davon, die Provinz zurück zu erobern.«
»Das dürfen wir nicht zulassen!« sagte irgend jemand. »Es ist unsere einzige Landverbindung nach Iberien!«
»Genau das wollten wir verhindern«, sagte ich. »Wir haben eine Reihe von Stammesfürsten besucht, sie an unsere alte Freundschaft und Allianz erinnert und ein paar Bestechungsgelder verteilt.«
»Glaubst du, daß sie friedlich bleiben?« fragte Rufus. »Das kann man bei den Galliern nie wissen«, erwiderte ich. »Sie sind ein emotionales Volk, und sie lieben es zu kämpfen. Sie könnten sich genauso gut auf die eine wie die andere Seite schlagen. Als wir abgereist sind, machten die meisten von ihnen einen ganz zufriedenen Eindruck, aber schon morgen könnte irgendein politischer Brandstifter sie beschimpfen, weibisch zu sein, weil sie die römische Oberherrschaft hinnehmen, und übermorgen könnte sich ganz Gallien im Aufstand befinden, nur um seine Männlichkeit zu beweisen.«
»Na ja, wir haben sie ja schon oft genug besiegt«, meinte der Sekretär aus sicherem Abstand zu Gallien.
»Sie haben uns auch ein paarmal kräftig zugesetzt«, erinnerte ich ihn. »Ein oder zwei Stämme sind keine Gefahr. Aber wenn alle gallischen Stämme beschließen, uns rauszuwerfen, sehe ich nicht, was wir dagegen tun könnten. Sie sind fünfzig zu eins in der Überzahl und kämpfen auf heimischem Boden.«
»Wir brauchen einen neuen Marius«, sagte jemand. »Der wußte, wie man mit
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