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0846 - Flucht aus Tilasim

0846 - Flucht aus Tilasim

Titel: 0846 - Flucht aus Tilasim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Professor Zamorra starrte den Zwitter an. Dessen locker vorgebrachtes »Willkommen, da seid ihr ja endlich« verschlug ihm in ersten Moment die Sprache.
    Die lapidaren Worte erschienen dem Meister des Übersinnlichen gänzlich unpassend, als hätten sie sich lediglich zum Eisessen verabredet und Zamorra wäre eine Viertelstunde zu spät gekommen, weil Nicole sich nicht darüber schlüssig hatte werden können, welches Kleid sie tragen sollte.
    Die Wirklichkeit sah vollkommen anders aus. Sie befanden sich seit wenigen Minuten in einer fremden Dimension, hatten gerade einen Kampf gegen eine halbe Armee schleimiger Monster überstanden und von Sid Amos etwas erfahren, das sie erst einmal verdauen mussten.
    Der ehemalige Höllenfürst war es auch, der ihm die Suche nach einer passenderen Begrüßung abnahm. Er verneigte sich leicht und zog in einer völlig übertriebenen Geste einen imaginären Hut. »Auf diese Art begegnen wir uns endlich einmal persönlich. Das wurde auch Zeit.«
    Zamorra bemerkte, dass seine Kampfgefährtin und Geliebte Nicole Duval seinen Blick suchte. Er las in ihren Augen dasselbe Erstaunen und dieselbe Verwirrung, die er empfand. Aber noch eine weitere Empfindung funkelte darin -Zorn, den sie nur mühsam unterdrückte.
    Der Parapsychologe nickte ihr zu.
    »Jetzt tauchst du hier auf, als sei es die normalste Sache der Welt«, ereiferte sie sich und wies anklagend auf den Zwitter. »Vor weniger als einer halben Stunde haben wir einen verzweifelten Kampf ausgefochten! Da hätten wir dich und deine Kräfte brauchen können.«
    Der Zwitter verzog seine Lippen zu einem süffisanten Lächeln. Für Zamorra und Nicole war es immer wieder verstörend, ihm gegenüberzustehen und zu wissen, dass er zwar noch den Körper ihres Freundes, des Auserwählten Andrew Millings, besaß, aber in Wirklichkeit etwas völlig anderes darstellte, ein Wesen, das niemand wirklich einschätzen und beurteilen konnte.
    Der Zwitter war entstanden, als Andrew Millings mit der aus ihrem Gefängnis in der Hölle der Unsterblichen befreiten Seele Torre Gerrets verschmolzen war. Dabei hatte das Langka, ein nach wie vor geheimnisvoller magischer Gegenstand, als Katalysator gedient und war ebenfalls Teil der neuen Verbindung geworden. Dabei war »Gegenstand« im Grunde genommen eine falsche Bezeichnung, denn das Langka war auf unbestimmbare Weise lebendig gewesen und hatte eine eigene Persönlichkeit besessen.
    So war ein völlig neues Wesen geboren worden, das über unbegreiflich große magische Fähigkeiten verfügte - doch zugleich psychisch zerrüttet und krank war Die Verschmelzung dreier Individuen zu einem einzigen war nicht ohne Persönlichkeitsstörungen vor sich gegangen, zumal Torre Gerrets Seele Prägungen durch die unendlichen Qualen seiner jahrelangen Gefangenschaft aufwies. [1]
    Seitdem fragte sich Zamorra, auf welcher Seite der Zwitter stand. War er ein Freund, ein Streiter für das Gute, wie es manchmal den Eindruck erweckte? Konnte er das sein, wenn Torre Gerret, Zamorras alter Feind, einen Teil seines Ichs bildete? Und wie wirkte sich der Einfluss des Langkas aus?
    Alles in allem gab es im Bezug auf den Zwitter zwar viele Fragen, aber keinerlei Antworten. Sein Verhalten war undurchschaubar.
    Warum tauchte er gerade jetzt auf, in der Minute, nachdem die Kampfgefährten und ihre höchst ungewöhnlichen Begleiter die Dimensionsgrenze überschritten und in die Welt eingedrungen waren, in der sich Kelvo aufhielt, der Dämon, den sie aus vielen Gründen jagten?
    »Wieso hast du uns nicht beigestanden, als wir deine Hilfe dringend nötig hatten?«, fragte Nicole direkt und machte damit ihrem Ärger Luft.
    Verwirrung breitete sich auf den Gesichtszügen des derart Angeklagten aus. »Hätte ich das tun müssen?«
    Seine Frage spiegelte derart große Unschuld und Naivität wider, dass Zamorra wieder einmal klar wurde, in welchen fremden Bahnen sich das Denken des Zwitters abspielte. Man konnte ihn nicht mit menschlichen Maßstäben fassen.
    »Du hättest…«, begann Nicole, brach jedoch ab, als sie dieselben Schlussfolgerungen zog wie ihr Geliebter. »Wie lange weißt du schon, dass sich Kelvo in dieser Welt aufhält?«
    »Hier nimmt die Zeit nicht denselben Verlauf wie auf der Erde«, erwiderte der Zwitter, »aber im übertragenen Sinn entspricht es wohl einigen irdischen Minuten.«
    »Hast du Kelvo bereits genau lokalisiert?«, fragte Zamorra. »Wo hält er sich auf? Kannst du uns hinbringen?«
    Der Zwitter hob abwehrend die

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