Der Nachtelf (German Edition)
Schamane wollte ihnen im Gewirr der Gänge entkommen. Sie musste so dichtauf bleiben, dass sie ihn nicht aus den Augen verlor! Dadalore war äußerst flink, aber der Flüchtige sauste auf weitaus längeren Beinen dahin. Er nahm eine Abzweigung nach links.
Dadalore keuchte hinterher. Gervana hatte inzwischen Patmelu überholt, war dicht hinter ihr. Der Prinzipalprotektor folgte ihr.
Der Schamane nahm wieder eine Abzweigung nach links, Dadalore raste hinterher. Heftige Seitenstiche plagten sie. Gervanas Keuchen war nun hinter ihr. Patmelus Schritte folgten.
Rattengesicht bog zum dritten Mal links ab. Verflucht, er lief zurück zum Hauptgang. Dadalore hielt den Abstand, aber lange würde ihre Lunge das nicht mehr mitmachen. Gervana schien ein ähnliches Problem zu haben, sie fiel zurück. Patmelu schloss wieder auf.
Der Schamane rannte über den Hauptgang zurück in die Eingangshalle, Dadalore, Patmelu und Gervana hinterher.
Konmani lief diesmal rechts um den Brunnen herum, Dadalore scherte nach links aus, Patmelu folgt rechts. Auf der gegenüberliegenden Seite blieb Rattengesicht stehen und atmete schwer.
Dadalore und Patmelu ging es nicht besser. Sie verharrten ebenso und rangen nach Luft.
»Ihr werdet mich niemals einholen!«, schrie Konmani.
Was sollte denn der Unsinn? »Ihr könnt nicht ewig weglaufen«, schrie Dadalore zurück.
»Kann ich nicht?«
War ihm die Atemluft zu knapp, oder was faselte er da zusammen?
Patmelu begriff zuerst. »Gervana!«, keuchte er. Die Schamanin verschwand in einer Gangöffnung. Kalungaverflucht! Das war ein Ablenkungsmanöver. Der Prinzipalprotektor hetzte der Frau hinterher, Dadalore folgte, irgendwo hinter ihr waren die stampfenden Schritte Konmanis.
Dadalore konnte die Flüchtende nicht mehr sehen, sie konnte nur beten, dass Patmelu mehr sah und hielt sich an ihn. Sie rannte, so schnell sie konnte, und schaffte es, den Abstand zu dem Prinzipalprotektor zu halbieren. Plötzlich tauchte Rattengesicht mit riesen Schritten neben ihr auf und grinste abgründig. Dann schlug er ihr den knochigen Arm ins Gesicht. Dadalore geriet ins Schleudern, sie stürzte. Im Fallen streckte sie noch beide Beine dem Schamanen zwischen die Füße. Sie prallte hart auf dem Boden auf, Lidschläge später stürzte Konmani neben sie.
Dadalore war zuerst wieder auf den Beinen. Ihre ganze linke Seite schmerzte. Sie rammte dem halb aufgerichteten Konmani den Stiefel in die Seite. Er krümmte sich, sie lief rasch weiter.
Der Abstand zu Patmelu war viel zu groß geworden. Sie konnte ihn nirgends mehr sehen. Sie lauschte angestrengt und sauste nur noch dem Geräusch seiner Stiefel nach.
Sie lief und lief und hörte einzig das Rauschen ihres Blutes und die Schritte Patmelus. Plötzlich blieb sie stehen. Da waren tatsächlich nur das Rauschen und die Schritte. Wo zum Abgrund blieb Konmani? So schwer hatte sie ihn auch wieder nicht getroffen.
Verflucht, das hieß, er nutzte die Gelegenheit, um sich abzuseilen oder die Beweise verschwinden zu lassen. Dadalore machte auf dem Absatz kehrt und rannte zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. Dort! Sie sah das Gewand des Schamanen gerade noch um die Ecke flattern. Nicht nachlassen, Mädchen! Sie hetzte in den gleichen Gang und sah Konmani in einer Abzweigung verschwinden. Dadalores Herz hämmerte, aber sie konnte jetzt nicht aufgeben. Sie warf sich in den Seitengang geradezu hinein. Kein Konmani. Keine Schritte mehr. Aber da stand eine Tür offen!
Dadalore sauste in den dahinter liegenden Raum.
Das Erste, was sie dort wahrnahm, war der entsetzliche Todesschrei.
Der Raum war groß. Werkbänke zogen sich in langen Reihen hindurch. Auf dem Holz lagen tote Tiere zu Hunderten, dazwischen Klumpen rohen Tons, Messer, Schüsseln, Knochen und Innereien.
Dadalore preschte bis in die Mitte vor und wirbelte herum.
Im hinteren Teil des Raumes standen keine Werkbänke. Der Boden dort bestand aus verdreckten Gittern, auf denen gerade ein Ochse mit qualvoll verdrehten Augen ausblutete. Lakaien, hier wurden Lakaien gefertigt! Dadalore suchte in der Hoffnung, sie könnte einen fertigen Lakaien finden. Sie bräuchte jetzt dringend einen. Aber nirgendwo war eine Tonkugel zu sehen. Drei Schamanen taten zu dieser späten Stunde hier noch Dienst. Konmani war nirgends zu sehen.
»Wo ist er?«, herrschte sie die drei grimmig an.
Die Priester blickten sie an wie paralysiert.
»Capitalobservatorin-Was-soll-das-Dunkle-nachts, Capitalobservationskammer Zentrum,
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