Der Nachtelf (German Edition)
die Werkbank, in der noch Konmanis Messer steckte. Sie zog die Waffe heraus. Es war eine gefährliche Klinge, die vermutlich zum Präparieren von Tieren eingesetzt wurde. Sie fixierte Gervana.
Die Schamanin stand unter äußerster Anspannung, erwartete jeden Moment den tödlichen Wurf.
Dadalore hob das Messer, holte aus. Doch statt zu werfen, verpasste sie plötzlich der Werkbank vor sich einen Tritt. Der Tisch flog auf Gervana zu und überrumpelte sie buchstäblich. Dadalore sprang hinterher, schenkte der zu Fall Gekommenen keine Beachtung und zerrte stattdessen den Hund an sich.
Konmani schrie erbost auf. Er verpasste Patmelu einen rechten Haken und lief auf Dadalore zu. Mit dem Tier in den Armen konnte sie sich unmöglich wehren. Sie warf es über Konmani hinweg zu Patmelu, der es überrascht auffing.
Der Schamane fluchte, machte sofort kehrt und stürmte auf den Prinzpalprotektor zu.
Patmelu wusste sich auch nicht anders zu helfen, als das Tier rasch wieder zu ihr zu werfen.
Er schien die Zusammenhänge noch nicht ganz durchschaut zu haben. »Eure Capitalobservatorin«, rief er misstrauisch, »warum werfen wir mit einem toten Hund?«
»Weil ein Schwein zu schwer wäre«, knurrte Dadalore.
Sie erwartete den Schamanen mit dem Kadaver in den Armen. Sie konnte fühlen, dass das Kästchen tatsächlich darin war.
Konmani grinste sie böse an. Dadalore beschlich das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Plötzlich traf sie ein Schlag auf den Kopf. Gervana. Es wurde dunkel.
Sie fing sich mit den Händen auf dem Boden ab und blinzelte. Benommen kam sie wieder in die Höhe. Patmelu kämpfte vor ihr mit Konmani. Gervana quetschte sich an den beiden vorbei und schlüpfte zur Tür hinaus. Verflucht!
Dadalore taumelte zur Tür. In ihrem Zustand war sie zu langsam. Sie besann sich und umklammerte Konmani mit beiden Armen von hinten. Rattengesicht war überrascht und versuchte, sich ihrem Griff zu entwinden.
Da traf ihn die Faust Patmelus am Kinn. Die Schläge prasselten nur so auf ihn ein. Als Dadalore spürte, wie Konmanis Körper in ihren Armen schlaff wurde, rief sie: »Es reicht!« Sie ließ den Bewusstlosen auf den Boden sinken und lief endlich Gervana hinterher. Die Frau hatte nun einige Augenblicke Vorsprung, in dieser Zeit konnte sie im Gewirr der Gänge untertauchen. Aber was würde ihr das bringen? Günstigenfalls könnte sie das Kästchen irgendwo verstecken und hätte dadurch im Vergleich zu vorher nichts gewonnen. Nach den jetzigen Ereignissen würden Patmelu und Dadalore das ganze Gebäude auf den Kopf stellen, um die Beweise zu finden. Nein, wenn Gervana auch nur einen Funken Vernunft besaß, nutzte sie die Chance, um in die Stadt zu flüchten.
Was Dadalores Verstand gerade nachvollzog, hatten ihre Beine bereits begriffen und rasten in Richtung der Eingangshalle. Sie presste das Letzte aus ihrer Lunge, ihr Herz hämmerte bis zum Zerspringen. Versagen war inakzeptabel! Sie stürzte in die Halle – und tatsächlich: Gervana rannte vor ihr und sie war in keinem guten Zustand. Dadalore hatte vorhin gesehen, wie schnell die Schamanin sein konnte. Aber jetzt trug sie zusätzlich noch das Gewicht des toten Hundes und war am Ende ihrer Kräfte.
Sie hielt direkt auf den Brunnen zu. Mit einem Satz war sie über den Brunnenrand hinweg und kletterte platschend nach oben. Patmelu erreichte keuchend die Halle.
Die Capitalobservatorin fiel vor dem Brunnen auf die Knie. Ihr Atem! Jeder Zug ein neuer Schmerz. Bunte Sterne tanzten vor ihren Augen.
Ihre einzige Befriedigung war, dass es Gervana noch viel schlechter erging. Sie war inzwischen auf der Spitze des Brunnenaufbaus angelangt und stützte sich jämmerlich japsend auf die Statue Tyrtallas.
»Was ... will sie denn ... da oben?«, hechelte Patmelu.
»Wieder ... zu Kräften ... kommen?«, riet Dadalore.
Sie kniete einfach nur da und wartete, dass ihr Leib sich beruhigte. Sie waren zu zweit und Gervana war nun auf sich allein gestellt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie aufgeben musste, die Frau hatte es nur noch nicht begriffen.
Abgesehen davon schien die Schamanin dort oben seltsame Aktivitäten zu entwickeln. Sie klappte den bereits angeschnittenen Hundekadaver auf und begann, in den Eingeweiden herumzuwühlen. Dadalore musste an Waltumpes Küche denken. Eine Schamanin könnte mit Innereien möglicherweise üble Dinge anstellen ...
Dadalore sprang auf.
Gervana zog das Holzkästchen aus dem toten Tier. Sie öffnete es.
Dadalore lief auf
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