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Der Nachtelf (German Edition)

Der Nachtelf (German Edition)

Titel: Der Nachtelf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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jetzt offen ins Antlitz. »Ach, das. Das war doch nichts. Das hätte jeder so gemacht.«
    Gervana nahm sie ins Visier. »Das Eigentümliche ist«, sagte sie langsam, »dass ich mir sicher bin, gar keinen Ohrring verloren zu haben.«
    Ausrede. Ausrede. Sie brauchte eine Ausrede ...! »Da muss ich Euch mit jemandem verwechselt haben und es war gar nicht Euer Ohrring«, sagte Dadalore scheinbar leichthin.
    »Ich habe nachgesehen«, erwiderte Gervana scharf. »Es ist mein Ohrring. Jemand hat ihn aus meinem Schmuckkästchen gestohlen.«
    Dadalore hörte ihr Herz hämmern. Sie musste jetzt alles auf eine Karte setzen. Sie raunte der Schamanin zu: »Ja, und ich weiß auch, wer es gewesen ist.« Sie sah sich hektisch um und raunte weiter: »Lasst uns nicht hier darüber sprechen. Er könnte uns hören.«
    Gervana schien unschlüssig, ob sie dem Mädchen vor sich Glauben schenken, oder es gleich hier tot hexen sollte. »In Ordnung«, sagte sie reserviert. »Gehen wir nach draußen.«
    Dadalore warf einen letzten Blick auf Ulbunna, dem es an nichts zu mangeln schien.
    Sie trat hinaus auf den Korridor. Und lotste Gervana soweit wie möglich weg von der Waffenkammer. Es ging nicht besonders weit. Nach ein paar Schritten blieb die Schamanin einfach stehen und reckte trotzig das Kinn. Zumindest schaffte es Dadalore, sich so zu positionieren, dass sie zur Haupthalle hin zu stehen kam. Wenn Gervana die Kultisten herbei rief, hätte die Capitalobservatorin damit wenigstens einen freien Fluchtweg.
    »Also? Wer vergreift sich an meinen Sachen?«
    Dadalore spulte im Geiste die möglichen Antworten ab. Schmerzlich wurde ihr bewusst, dass sie kaum einen der Kultisten namentlich kannte. Horwonga? Mit dem wollte sie sich lieber nicht anlegen. Ulbunna? Sie konnte den Jungen nicht schon wieder hineinreißen. Schließlich sagte sie: »Kennt Ihr den korpulenten Herrn, der neben mir saß?«
    »Bangaward? Flüchtig.«
    Das musste reichen. »Er kann Euren Freund nicht leiden, den mit dem Ra... raumfüllenden Charme. Er wollte ihm den Ohrring unterschieben, damit er als Dieb da steht. Ihr müsst nämlich wissen, dass Bangaward sich selbst gern an Eurer Seite sähe.«
    Dadalore hatte improvisiert. Sie war froh, dass die Worte überhaupt über ihre Zunge geflossen waren. Dennoch wurde sie den Verdacht nicht los, dass sie gerade hanebüchenen Unsinn zusammenfaselte.
    »Und wie kommt der Ohrring nun zu Euch?«, fragte Gervana irritiert.
    Das hätte Dadalore auch gerne gewusst. »Ich bin mit Bangaward befreundet«, sagte sie stockend. »Ich konnte ihn gerade noch von diesem Unsinn abhalten.«
    »Ich denke, Ihr seid neu hier?« Gervanas Miene war noch immer misstrauisch.
    »Ja«, erwiderte Dadalore eilig, »wir kennen uns noch von früher.«
    »Und jetzt geniert Euer Freund sich für seine Dummheit?«, spöttelte die Schöne.
    Tyrtalla sei gepriesen! Sie schien diese an den Haaren herbei gezogene Geschichte tatsächlich zu glauben. Dadalore fiel ein Stein vom Herzen.
    »Ja«, lachte sie in ganz und gar nicht gespielter Erleichterung. »Er ist da ein wenig eigen.«
    Schwere Schritte näherten sich von hinten. Wenn jetzt Konmani erschiene, wäre doch noch alles verloren!
    Dadalore drehte sich um.
    Es war Patmelu.
    »Dachte ich mir doch, dass ich Euch gehört hatte. Ich für meinen Teil konnte heute eine Fülle von belastenden Zeugenaussagen sammeln. Der Tag neigt sich dem Ende entgegen und ich darf doch annehmen, dass Ihr immer noch mit leeren Händen da steht? Wollt Ihr mich an dem kriechenden Fortgang Eurer Ermittlungen teilhaben lassen, Eure Capitalobservatorin?«
    Dadalore war kurz davor, ihn zu erwürgen.
    Gervanas Augen weiteten sich. Sie sah erst zu dem Prinzipalprotektor, dann zu Dadalore. »So ist das also«, stellte sie fest. »Irre ich mich, oder seid Ihr hier eigentlich gar nicht zuständig? Aber ich vermute, die Stadtwache schickt Euch, weil einer der ihren ermordet wurde.«
    »Von uns wurde niemand gemeuchelt«, erwiderte Dadalore verständnislos.
    »Ja, stellt Euch nur dumm«, warf Gervana ihr schnippisch hin. »Ich weiß, dass er für Euch gearbeitet hat.«
    Jetzt wurde es Dadalore zu bunt. »Ich bin die leitende Capitalobservatorin der Wache. Wenn ich einen Ankubu beauftragt hätte, glaubt mir, das wüsste ich. Dieser Unsinn verfängt bei mir nicht.«
    »Ihr lasst wahrhaft nichts unversucht«, lachte die Priesterin. »Aber Ihr könnt die Schauspielerei aufgeben: Er hatte es mir selbst gesagt.«
    Dadalore fühlte, dass ihr die Kontrolle

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