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Der Nachtelf - Himmel und Abgrund (German Edition)

Der Nachtelf - Himmel und Abgrund (German Edition)

Titel: Der Nachtelf - Himmel und Abgrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Tillmanns
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Eunuchen gegeben hatte. Aber das war lange her und sie bezweifelte, dass die Zeiten heute sicherer waren. Der Mann überragte sie und wirkte auch stärker.
    »Ich werde jetzt einen kleinen Spaziergang machen.«
    »Schön«, sagte sie. Er glaubte hoffentlich nicht, dass sie ihn begleitete.
    »Ich verspüre Lust, mich ein wenig in der Stadt umzusehen.«
    Dadalore verschränkte die Arme vor der Brust. »Um diese Zeit lassen die Rittari nur noch Beamte in wichtigem Auftrag durch.«
    Da war es wieder, dieses leise Lachen. »Ich hatte nicht vor, die Wächter um Erlaubnis zu fragen.«
    »Ungesehen wirst du es kaum herausschaffen.«
    »Ich kenne einen Weg.«
    Dadalore spürte, wie sich die Härchen auf ihren Armen aufrichteten. Er kannte einen Weg? Das war vielleicht ihre Chance! Obwohl alles in ihr schrie, sich keinem Unbekannten anzuvertrauen, hörte sie sich selbst sagen: »In Ordnung. Ich begleite dich.«
    Statt einer Antwort griff er nach ihrer Hand. Und führte sie in das Dunkel. Verflucht, konnte er mehr sehen als sie? Oder kannte er die Strecke im Schlaf? Es war vermutlich nicht ihre klügste Entscheidung, sich ihm blind auszuliefern. Aber die Alternative, Aljani in die Arme zu laufen, wäre auch nicht besser. Mit einem Mal kam ihr der Gedanke, dass es vorhin klüger gewesen wäre, sich einfach umzudrehen und einzuschlafen.
    Dazu war es nun zu spät.
    Waldini lenkte sie in traumwandlerischer Sicherheit durch den Sklavenpferch. Dabei wählte er einen absonderlichen Weg, der verschlungen treppauf und treppab führte. Bald meinte sie, er habe sich verlaufen. Aber da war der Umstand, dass ihnen die ganze Zeit nicht ein einziger Wächter in die Arme lief. Das mochte ein Zeichen sein, dass er doch wusste, was er tat.
    Es gab etwas anderes, dass Dadalore mehr beunruhigte: Trotz des verwirrenden Wegs hatte sie das Gefühl, dass sie häufiger treppauf als treppab gingen. Wo zum Abgrund lotste er sie hin? Aber sie wagte nicht, ihn zu fragen. Wenn Rittari in der Nähe waren, konnte jedes Wort eines zu viel sein.
    Er führte sie eine weitere Treppe hinauf, an deren Kopfende ein Gang mit den typischen Zwiebelfenstern des Palastes auf sie wartete. Kühle Nachtluft wehte ihr schon auf den Stufen entgegen. Und sie hatte sich nicht getäuscht: Am Kopfende des Aufgangs hatte man einen atemberaubenden Blick über die Dächer der Stadt. Dadalore entriss ihm die Hand und deutete zornig hinaus.
    Er nickte nur.
    Dadalore wagte nicht, Laut zu geben, obschon sie vor Zorn sprühte. Da geschah etwas Unerwartetes: Mit einer eleganten Bewegung schlüpfte Waldini durch das Fenster.
    Sie brauchte einen Moment, um zu realisieren, was geschehen war. Dann stürzte sie zur Öffnung und stützte sich auf. Einige Schritte tiefer war ein herrlicher Dachgarten. Waldini stand dort unten und sah zu ihr hinauf. Eine Palme neben ihm wippte auf und ab, als habe er sich gerade an ihr hinuntergelassen.
    Dadalore schluckte. Es war nicht allzu tief, aber sie hatte ein Problem mit Höhen. Musste denn der Weg aus dem Palast ausgerechnet dort entlang führen? Sie rührte sich keinen Fingerbreit. Dann sah sie in beide Richtungen den Gang hinunter. Sie war hier völlig schutzlos. Es blieb nur wenig Zeit, bis eine Nachtpatrouille vorbeikam. Verflucht!
    Dadalore nahm Anlauf, lief auf das Fenster zu und stieß sich ab. Sie flog in die Nacht hinaus und sah in Todesangst den Boden auf sich zu rasen. Da bekam sie fleischige Palmblätter zu fassen und klammerte sich fest. Die Palme bog sich hinunter. Einzelne Blätter rissen. Dadalore ließ los, stürzte und schlug hart auf.
    »Hast du dich verletzt?«
    »Ja. Au. Nein.«
    »Aha. Du bist also auf den Kopf gefallen.«
    »Nein!« Was erlaubte er sich? Sie rappelte sich mühsam auf. Ihre Hände taten weh. »Wo sind wir hier?«
    Waldini ging über einen Kiesweg, der gespenstisch im Mondlicht leuchtete. »Komm!«
    Dadalore folgte. Der Kies fühlte sich eigentümlich unter ihren nackten Füßen an. Und er knirschte. Jedes Geräusch könnte sie verraten und dieser Irre führte sie ... wohin eigentlich? Sie holte auf, fest entschlossen, ihn zur Rede zu stellen.
    Da blieb Waldini stehen. »Ist es nicht schön hier?«
    Sie waren auf einer Lichtung. Wasser glitzerte vor ihnen. Wasser? Fließendes Wasser? »Sind wir nicht mehr im Palast?«
    »Wir können sein, wo immer du willst.«
    Sie versuchte, in dem spärlichen Licht etwas von ihm zu erkennen, aber er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Sie wollte jetzt endlich wissen, was das

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