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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf ihn. Es gab nichts mehr, was ihn noch stoppen konnte. Er war auch nicht genau zu sehen, obwohl Felix auf ihn schaute, als er heranflog.
    Groß, dunkel, ein weißer Fleck irgendwo!
    Ein Lachen oder ein Schrei.
    Und dann erlebte er den Aufprall!
    Felix Molina hatte das Gefühl, von einem Stein getroffen worden zu sein. Er flog zurück. Die Luft wurde ihm knapp. Er konnte nicht mal schreien und verwandelte sich in eine Puppe, die mit beiden Beinen in der Luft herumtrat.
    Etwas griff zu!
    Es war mörderisch. Er konnte es auch nicht beschreiben. Es waren keine Hände, das mussten Krallen sein, wie man sie bei einem Menschen nicht erwartete. So etwas gehörte auch nicht zu einem Vogel. Er kannte überhaupt kein Tier, das mit derartigen Krallen ausgerüstet war. Zumindest nicht hier in Europa.
    Mit einem brutalen Ruck wurde er in die Höhe gezogen. Er konnte sich nicht dagegen wehren. Seine Füße verloren den Kontakt. Er wand sich unter dem harten Griff, aber er kam nicht los. Die unheimliche Bestie zerrte ihn einfach vom Boden weg und flog mit ihm davon...
    ***
    Felix konnte es nicht glauben. Er wusste nicht, ob er träumte oder alles tatsächlich erlebte. Zwei Dinge sorgten dafür, dass er sich der Echtheit seines Zustands schon bewusst wurde.
    Die Spitzen der Krallen hatten seine Kleidung durchbohrt und griffen seine Haut an. Wie kleine Messer stachen sie hinein, und zugleich peitschte ihm der Flugwind ins Gesicht, so dass er nicht anders konnte, als die Augen zu schließen.
    Er hatte die Bestie nicht richtig gesehen, und auch jetzt bekam er sie nicht zu Gesicht, weil er mit dem Kopf nach unten lag. Aber er hörte sie über sich schreien, vielleicht auch lachen. Es konnte durchaus eine Mischung aus beidem sein.
    Er wurde kurz gedreht und merkte, wie beweglich die verdammten Krallen waren, dann lag er so, dass er nach unten schauen konnte. Er war zu einer Beute des Nachtschwärmers geworden. Der Riesenvogel hatte keinen Hasen gefangen, sondern sich einen Menschen als Beute geholt. Es war irgendwie nicht zu begreifen. Er zappelte als Beute in den verfluchten Fängen, und erst jetzt löste sich seine Starre.
    Er schrie!
    Felix schrie, was seine Lungen hergaben. Er brüllte so laut, dass ihm die Kehle wehtat, aber es war niemand da, der ihm half. Vielleicht hörte ihn auch niemand, denn der Flugwind schlug immer wieder gegen sein Gesicht. Er war wie ein Peitsche, die nicht aufhörte zu schlagen, und sie raubte ihm sogar die Luft.
    Sie hat Recht gehabt!, schrie eine Stimme in ihm. Verdammt, Wendy hat Recht gehabt. Es gibt die Bestie, und sie hat mich in ihrer Gewalt.
    Er wollte die Augen schließen und einfach nichts mehr hören und sehen. Aber er spürte auch mit geschlossenen Augen die Veränderung, die unter ihm stattgefunden hatte.
    Es gab das Land nicht mehr. Keine Felsen, keinen harten Boden, genau diese Gewissheit zwang ihn, die Augen wieder zu öffnen. Er schaute jetzt in die Tiefe, die sich bewegte und nicht mehr so dunkel war, weil sie hin und wieder ein paar helle Flecken aufwies.
    Es war das Wasser des Meeres mit seinen schäumenden Wellen, die diese tanzenden Flecken bildeten oder auch diese hochkochende Gischt, wenn das Wasser gegen die Klippen schlug.
    Sekundenlang vergaß er sein eigenes Schicksal und dachte daran, dass man die zerschmetterten Körper zwischen den Klippen gefunden hatte. Die Vorstellung, dass auch er fallen und aufschlagen könnte, entsetzte ihn. Er riss den Mund auf, doch es gelang ihm nicht mal, einen Schrei loszuwerden.
    Trotz der Schmerzen wünschte er sich, dass ihn der Unhold noch lange weitertragen würde. Dann merkte er wenigstens, dass er noch lebte.
    Felix stellte sich auch vor, was er bei einem Fall nach unten empfinden würde. Er hatte so etwas im Fernsehen oder im Kino gesehen. Plötzlich waren die Bilder der fallenden Körper wieder da. Wie sie in der Luft um sich schlugen und strampelten, als wollten sie irgendwo einen Halt finden, den es aber nicht gab.
    Von unten her peitschte ihm die Luft jetzt stärker entgegen. Er merkte, dass seine Kleidung zu flattern begann und aufgebläht wurde.
    Und jetzt...?
    Da wurde es Felix Molina klar. Er hing nicht mehr fest. Es war auf dem Weg nach unten. Er fiel. Er raste in den Tod.
    All diese Gedanken erwischten ihn innerhalb einer Sekunde. Das Fazit erlebte er ebenfalls.
    Ich bin schon tot!, dachte er.
    Dieser Gedanke brachte eine gewisse Sprengkraft mit. Plötzlich löste sich die innere Starre. Er konnte wieder schreien, und er

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