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Der Nachtschwärmer

Der Nachtschwärmer

Titel: Der Nachtschwärmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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du mir nicht?«
    Wendy bekam einen starren Blick. »Der Nachtschwärmer ist kein Scheiß!«, flüsterte sie. »Verdammt noch mal, wann geht das endlich in deinen Kopf hinein?«
    »Nie.«
    »Aber man hat ihn gesehen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Nicht nur, dass Menschen verschwunden sind, es hat auch Tote gegeben. Man fand sie hier bei den Klippen. Sie lagen zwischen den Felsen. Abgestürzt, heißt es offiziell, weil ihre Körper zerschmettert waren. Aber daran glaube ich nicht. Sie sind bestimmt nicht abgestürzt. Nicht auf normale Art und Weise. Nein, nein, daran kann ich nicht glauben, Felix. Man hat sie einfach dort zwischen die Klippen geworfen. Das ist es.«
    »Und wer, bitte, soll das getan haben?«
    »Der Nachtschwärmer. Wer sonst.«
    »Die Bestie?«
    »Ja.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Ist mir auch egal, was du glaubst oder nicht. Das ist seine Zeit. Es geschah immer in der Nacht, und ich will auch nicht länger hier am Rand der Klippen bleiben. Ich will kein Opfer von ihm werden.« Sie schlug gegen den Wagenhimmel. »Und auch das Auto hier bietet keinen Schutz. Treib es nicht auf die Spitze. Es gibt einige, die von der Disco direkt in den Tod gefahren sind.«
    »Dann aber gegen den Baum«, erwiderte Felix trocken.
    »Nein, verdammt, auch nicht. Nicht gegen den Baum und nicht gegen einen Felsen. Sie sind...«
    HUSCH!
    Nach einem leisen Schrei verstummte Wendy und wurde von einer Sekunde zur anderen bewegungslos.
    »Was ist denn?«
    »Hast du das gehört?«
    »Wie? Was...?«
    »Das Geräusch«, flüsterte sie.
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Du lügst!«, fuhr sie ihn an.
    Felix Molina verdrehte die Augen. »Verdammt noch mal, warum sollte ich lügen?«
    »Weil du die Wahrheit nicht vertragen kannst. Da ist ein Geräusch gewesen, und zwar direkt über uns. Furchtbar.« Sie suchte nach einem Vergleich. »Als wäre ein riesiger Vogel über uns hinweggeflogen.«
    »Riesige Vögel gibt es nicht in Europa!«, erklärte er.
    »Aber es gibt einen Nachtschwärmer!« Wendy ließ nicht locker. Sie schien ihrem Freund die Tatsache einhämmern zu wollen. »Warum glaubst du das denn nicht?«
    »Weil...«
    HUSCH!
    Das war es wieder. Und jetzt hatten beide das Geräusch gehört. Es war nichts zu sehen gewesen, auch wenn sich Felix Molina duckte, um besser aus dem Fenster schauen zu können.
    Wendy atmete heftiger. »Hast du es auch gehört, verflucht noch mal? Hast du das?«
    Er schwieg.
    Das gefiel ihr nicht. Der rechte Arm schnellte vor. Ihre Hand krallte sich an der Schulter ihres Freundes fest. »Hast du das wenigstens gehört, verdammt?«, schrie sie ihn an und schüttelte ihn dabei. Ihr hübsches Gesicht hatte sich verzerrt, und Angst leuchtete in ihren Augen.
    »Lass mich los!«
    »Nein, hast du es gehört?«
    Felix Molina verdrehte die Augen. »Ja, da ist etwas gewesen. Bist du nun beruhigt?«
    Sie ließ ihn los und sagte: »Nein.«
    »Ein Windstoß. Eine Bö, Du weißt ja, dass sich hier an der Küste alles blitzschnell verändern kann. Das ist nun mal so.«
    »Aber nicht jetzt. Es gibt so gut wie keinen Wind. Kein Drachenflieger würde von hier starten.«
    Felix verdrehte die Augen. »Dann war es eben doch ein Vogel.«
    Wendy Baxter hatte keine Lust mehr, lange zu diskutieren. Sie winkte mit einer Hand ab. »Okay, lass uns fahren. Ich weiß, dass du damit Probleme hast. Dann ist es besser, wenn wir abhauen. Und wenn du nicht fahren willst, steige ich aus und renne zurück.«
    Molina grinste breit. »Und was ist mit deinem Nachtschwärmer? Hast du davor keine Angst?«
    »Ja, ich habe Angst. Aber es kann sein, dass er mir noch eine Chance gibt. Ich will auch nicht bis an den Rand der Klippen laufen. Ich will nur weg.«
    »Klar, ich weiß.«
    Zwischen ihnen wurde es still. So still, dass sie sogar das Rauschen des Meeres hörten, wenn sich das Wasser mit seiner gewaltigen Kraft an den Klippen brach.
    HUSCH!
    Jetzt schreckten beide zusammen. Wendy schrie auch nicht mehr. Sie saß wie eine Statue und schielte zur Seite, um die Reaktion ihres Freundes zu beobachten.
    Felix hielt die Hände zu Fäusten geballt. Er hatte sich verändert. Plötzlich war auch er jemand, der bestimmten Dingen Glauben schenkte. Nach einer kurzen Zeit der Starre bewegte er sich und versuchte, so viel wie möglich durch einen Blick aus dem Fenster erkennen zu können, was ihm aber nicht gelang. Er sah die Felsen, die auch hier in die Höhe ragten, und er sah den dunklen Himmel über der Erde, der sich wie ein gewaltiges Tuch spannte und von

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