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Der Name der Rose

Der Name der Rose

Titel: Der Name der Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Umberto Eco
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es von einem der Diener. Als ich dich schließlich mit Severin über ein seltsames Buch reden hörte, vorgestern morgen im Narthex, da wußte ich, daß du mir auf der Spur warst.«
    »Aber du hast es geschafft, mir das Buch zu entziehen. Du bist zu Malachias gegangen, der bis zu diesem Moment noch gar nichts begriffen hatte. Der Dummkopf war in seiner Eifersucht immer noch von dem Gedanken besessen, Adelmus habe ihm seinen geliebten Berengar weggenommen, den es allmählich nach jüngerem Fleisch verlangte. Er verstand nicht, was Venantius mit der Sache zu tun hatte, und du hast ihm den Kopf noch mehr verdreht. Du hast ihm gesagt, Berengar habe sich auf ein Verhältnis mit Severin eingelassen und habe ihm zur Belohnung ein Buch aus dem Finis Africae gegeben. Ich weiß nicht genau, was du ihm eingeredet hast, jedenfalls ist Malachias daraufhin, rasend vor Eifersucht, zu Severin gelaufen und hat ihn erschlagen. Aber er hatte nicht mehr die Zeit, nach dem Buch zu suchen, weil plötzlich Remigius erschien. War es so?«
    »Mehr oder minder.«
    »Allerdings wolltest du nicht, daß Malachias starb. Wahrscheinlich hat der Gute niemals die Bücher im Finis Africae angerührt, er vertraute dir und gehorchte deinen Verboten. Er beschränkte sich darauf, jeden Abend die Kräuter herzurichten, um eventuelle Eindringlinge abzuschrecken. Die Kräuter bekam er von Severin. Deswegen hat ihn auch Severin an jenem Morgen hereingelassen, er dachte, Malachias sei gekommen, um wie gewöhnlich die Kräuter zu holen, die er ihm jeden Tag frisch zubereiten mußte auf Geheiß des Abtes. Hab ich's erraten?«
    »Du hast es erraten. Ich wollte nicht, daß Malachias starb. Ich sagte ihm, er solle das Buch wiederholen, um jeden Preis, und es hierher zurückbringen, ohne es aufzuschlagen. Ich sagte ihm, es habe die Kraft von tausend Skorpionen. Doch zum ersten Male in seinem Leben wollte der Dummkopf selbständig handeln! Ich wollte seinen Tod nicht, er war ein getreuer Handlanger … Aber laß mich nicht wiederholen, was du längst weißt. Ich will deinen Stolz nicht nähren, dafür sorgst du schon selbst. Heute morgen im Skriptorium hörte ich, wie du den jungen Benno nach der Coena Cypriani fragtest. Da wußte ich, daß du der Wahrheit bereits sehr nahe warst. Ich weiß nicht, wie du das Rätsel des Spiegels gelöst hast, aber als ich vom Abt erfuhr, daß du ihm gegenüber das Finis Africae erwähnt hattest, war ich sicher, daß du binnen kurzem hier auftauchen würdest. Darum habe ich dich erwartet. Und nun sage mir, was du hier willst.«
    »Ich will etwas sehen«, sagte William. »Ich will den letzten Text jenes Bandes sehen, der vorher einen arabischen Text, einen syrischen Text und eine Bearbeitung oder Abschrift der Coena Cypriani enthält. Ich will jene alte griechische Handschrift sehen, die vermutlich von einem Araber oder Spanier angefertigt worden ist und die du gefunden hast, als du dich damals, in deiner Eigenschaft als Adlatus des Paulus von Rimini, in deine Heimat schicken ließest, um die schönsten Codizes der Apokalypse aus Leon und Kastilien einzusammeln, eine Beute, die dir Ruhm und Achtung eintrug in dieser Abtei – und den Posten des Bibliothekars, obwohl er eigentlich dem zehn Jahre älteren Alinardus gebührt hätte. Ich will den griechischen Codex sehen, der auf Leinenpapier geschrieben wurde, das damals noch überaus selten war, aber genau in Silos hergestellt wird, in der Nähe von Burgos, deiner Heimat. Ich will das Buch sehen, das du hier verwahrst, seit du es gelesen hast, weil du nicht willst, daß andere es lesen, das Buch, das du hier mit Hilfe allerlei raffinierter Machenschaften versteckt hältst und nicht zerstört hast, weil einer wie du keine Bücher zerstört, sondern hütet und vor fremden Blicken bewahrt. Ich will das zweite Buch der Poetik des Aristoteles sehen, das für alle Welt als verschollen oder niemals geschrieben gilt und dessen womöglich letzte Abschrift du hütest.«
    »Was für ein großartiger Bibliothekar du geworden wärst, William von Baskerville!« sagte Jorge bewundernd und zugleich neidisch. »So weißt du nun wirklich alles! Komm, ich glaube, es steht ein Hocker auf deiner Seite des Tisches. Setz dich und lies. Hier ist dein Preis.«
    William setzte sich und stellte die Lampe, die ich ihm gegeben hatte, auf den Tisch. Sie beleuchtete Jorges Gesicht von unten. Der Alte nahm einen Folianten, der vor ihm gelegen hatte, und reichte ihn meinem Meister. Ich erkannte den Einband, es war das

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