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Drei Wunder (German Edition)

Drei Wunder (German Edition)

Titel: Drei Wunder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Bullen
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    »Du musst Olivia sein.«
    Seine Schuhe waren das Erste, was sie sah: weiche Halbschuhe mit dicken Nähten und breiten, elastischen Sohlen. Sie erinnerten Olivia an Pilze, nicht nur, weil sie die gleiche Farbe hatten – das Beige dieser gummiartigen, vorgeschnittenen Dinger, die normalerweise in Plastikschalen eingeschweißt verkauft wurden –, sondern auch, weil sie genauso gut aus einer besonderen Sorte von Pilzen gemacht sein konnten.
    »Du bist Olivia.« Der Pilzfuß wechselte unsicher das Gewicht von einem Giftpilz auf den anderen. »Oder?«
    Olivia Larsen löste ihre vor der Brust verschränkten Arme und setzte sich im Gras auf. Hatte sie geschlafen? Sie erinnerte sich, dass sie sich einen abgelegenen Platz in der Nähe der riesigen Doppeltür gesucht hatte, als der Gong der Golden Gate High die Mittagspause verkündet hatte. Sie erinnerte sich, dass sie wie benommen auf den Weg gestarrt und so den Ausblick auf die Knöchel ihrer neuen Klassenkameraden gehabt hatte, während sie rein und raus gingen. Aber so wie dieser Junge mit dem dunklen Wuschelkopf sie ansah, mit einem verlegenen Lächeln, nahm sie an, dass er schon eine Weile dastand.
    »Entschuldige«, sagte sie, stand auf und klopfte den Po ihrer Khakis ab. Das fehlte ihr gerade noch: dass sie an ihrem ersten Schultag mit feuchten braunen Flecken am Hosenboden herumlief. »Ich meine, ja. Ich bin Olivia.«
    Sobald sie aufgestanden war, wurde ihr ein wenig schwindelig, als ob ihr Gehirn durchgeschüttelt worden wäre. Sie kniff die Augen zusammen und bohrte die Fingerspitzen in die Schläfen, um den dumpfen Kopfschmerz zurückzudrängen, der sie nun schon seit Monaten begleitete und sich eben wieder hinter ihren blauen Augen breitmachen wollte.
    »Ich bin Miles. Ich soll dich hier rumführen. Unsere Mütter arbeiten zusammen, weißt du?« Er reichte ihr die Hand zu einem Händedruck, zog sie dann aber sofort wieder zurück, als hätte er sich verbrannt. »Alles okay mit dir?«
    Olivia versuchte zu nicken und konnte nichts gegen ein Gähnen machen, das ihren Mund weit öffnete, wobei ein Reflex sie gleichzeitig die Augen zukneifen ließ. Sie hatte nicht mehr richtig geschlafen, seit sie mit ihrer Familie vor ein paar Tagen in San Francisco angekommen war. Fremde Geräusche hatten sie wachgehalten, und heute Morgen hatte sie ruhelos auf die Ziffern ihres Weckers gestarrt und gebetet, dass er vielleicht einfach nicht klingelte.
    »Du siehst ein wenig müde aus«, meinte Miles mitfühlend und strich sich das Haar aus der Stirn.
    Olivia schwang ihren leeren Rucksack über die Schulter. Sie hätte ihn am liebsten gar nicht mitgenommen – was für einen Sinn hatte es, eine Büchertasche zu tragen, wenn man keine Bücher hatte? Aber es war derselbe Rucksack, den sie seit der siebten Klasse jeden Tag mit zur Schule genommen hatte, ein marineblauer JanSport mit ausgeblichenen Nylonträgern, und er erinnerte sie an zu Hause.
    »Wenn es dir lieber ist, können wir das auch wann anders machen«, sagte Miles, und schob die Hände in die Taschen seiner dünnen dunkelgrünen Cordhose. Sie wurde unterhalb der Taille von einer ausgefransten Schnur gehalten, die zu einem Knoten zusammengebunden war und unter dem ebenfalls ausgefransten Saum seines hellorange und blau karierten Button-down-Hemds hervorhing.
    »Nein«, sagte Olivia schnell und hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Es war ja nicht seine Schuld, dass ihre Mütter in der gleichen Anwaltskanzlei arbeiteten und vereinbart hatten, dass er sie in der Mittagspause herumführte, wie bei einem arrangierten Date. »Alles bestens.«
    Miles zog die Hände aus den Hosentaschen und schlug sie ineinander, zuckte aber sichtlich zusammen, als sei er über den Lärm, den das machte, erstaunt. »Okay«, sagte er, nachdem er sich noch einmal geräuspert hatte, »also bist du bereit für die große Führung?«
    Olivia versuchte ihr Bestes, ein Lächeln hervorzubringen, während Miles die Tür aufstieß.
    Die Eingangshalle hatte eine merkwürdige Form, direkt über dem Eingang ragte eine Zwischendecke in den Raum, und vor einer makellos weißen Wand befand sich ein futuristischer Empfangstisch. Dahinter stand eine jüngere Frau mit kurzem pinkfarbenen Haar und silbernen Piercings in beiden Augenbrauen. Im Augenblick hatte sie ein schnurloses Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt.
    Miles zeigte auf sie. »Olivia, Bess. Bess, Olivia.« Die Empfangssekretärin sah kurz auf und lächelte ihr zu, während Miles sich auf seinen

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