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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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gut. Das ist, was mein Zweig der Rasse auch zu tun versucht, Brock, und vielleicht werden Sie erfolgreicher sein als wir. Ich weiß es nicht. Und werde es vielleicht nie wissen, weil ich nicht lange genug lebe.
    Aber ich will Ihnen etwas sagen. Ich war draußen im Weltraum – zwischen den Sternen –, und es hat noch weitere Expeditionen gegeben. Wir haben festgestellt, daß die Galaxis voller Leben ist, und es scheint überall dem der alten Erde zu gleichen: viele Formen und Arten, viele Zivilisationen, aber nirgendwo Wesen wie die neuen Menschen. Der durchschnittliche IQ des gesamten Universums liegt wahrscheinlich nicht viel höher als hundert. Es ist zu früh, um es mit Sicherheit sagen zu können, aber wir haben gute Gründe für diese Hypothese.
    Und was sollen wir, die sogenannte normale Menschheit, mit unseren sonderbaren Fähigkeiten anfangen? Wo können wir etwas finden, das uns herausfordert und in Anspruch nimmt, etwas, das groß genug ist, um uns demütig zu machen, und uns eine Aufgabe stellt, der wir uns stolz widmen können? Ich glaube, unsere Antwort sind die Sterne. Das soll nicht heißen, daß wir die Absicht haben, ein galaktisches Imperium zu gründen. Eroberungswille ist etwas so Kindisches, daß wir es schon jetzt hinter uns gelassen haben. Wir wollen auch keine väterlichen Schutzengel sein, die all die ungezählten Welten hegen, pflegen und leiten, bis ihre Rassen zu kraftlos geworden sind, um auf den eigenen Füßen zu stehen. Nein, nichts von der Art.
    Wir werden unsere eigene Zivilisation schaffen, eine, die sich zwischen den Sternen erstreckt und ihre eigenen inneren Werte und Vorstellungen, ihre Kämpfe und Hoffnungen haben wird – das bestimmende Moment für den Menschen ist immer noch der Mensch.
    Aber ich glaube auch, daß diese Zivilisation einen Sinn, eine Aufgabe haben wird: Zum erstenmal in der Geschichte hat der Mensch wirklich ein Ziel, und ich denke, daß dieser neue Sinn über Tausende und Millionen von Jahren alles Leben im erreichbaren Universum erfassen und einschließen wird. Ich glaube, daß schließlich eine endgültige Harmonie erreicht werden wird, wie man sie jetzt nicht einmal erahnen kann.
    Wir werden keine Götter sein, nicht einmal Leiter oder Führer. Aber wir – das heißt einige von uns – werden Gelegenheiten schaffen, Möglichkeiten geben. Wir werden darauf achten, daß das Böse nicht übermächtig wird und daß es dort Chancen und Hoffnung geben wird, wo sie am dringendsten von den Milliarden von bewußt denkenden Wesen benötigt werden, die leben und kämpfen, lieben und weinen, lachen und sterben, wie der Mensch es einmal getan hat. Nein, wir werden nicht das personifizierte Schicksal sein, aber vielleicht können wir irgendwie das Glück verkörpern – und vielleicht sogar die Liebe.“
    Dann lächelte der Mann ein sehr menschliches Lächeln über sich und seine Visionen. „Nun ja, ich glaube, ich rede zuviel. Die Herbstluft ist berauschend wie Wein, wie das alte Klischee es sagt.“ Er wandte sich direkt an Brock: „Was ich eigentlich sagen wollte: Wir – unsere Art – werden nicht auf der Erde bleiben.“
    Brock nickte schweigend.
    „Euer Zweig der Rasse wird nicht mehr belästigt werden“, erklärte Lewis. „Und dann, in ein paar Jahren, wenn alles soweit ist, werden wir im Himmel verschwinden. Die Erde wird euch und den Tieren überlassen. Und danach seid ihr völlig frei. Es wird an euch und den anderen Lebensformen sein, euer Schicksal zu gestalten. Und falls ihr hin und wieder etwas Glück habt – nun, das hat es schließlich immer gegeben.“
    „Danke“, drang es als leises Flüstern aus Brocks Kehle.
    „Danken Sie nicht mir oder sonst irgend jemandem. Es ist die logische Folge der sich entwickelnden Ereignisse. Aber ich wünsche euch allen Glück, jedem von euch.“
    Lewis stand auf und ging auf sein Luftfahrzeug zu. „Ich muß jetzt gehen.“ Er hielt inne. „Ich war zu Anfang nicht ganz ehrlich zu Ihnen. Es war nicht Rossmans Neugier, die mich hergebracht hat; er hätte sie befriedigen können, indem er den Kolonisierungsausschuß fragen oder selbst kommen würde. Ich wollte mich hier persönlich umsehen, weil … nun ja, Sie werden bald ein neues Mitglied in Ihrer Gemeinde haben.“
    Brock sah ihn fragend und leicht verwundert an. Lewis blieb stehen, als er seine Maschine erreicht hatte.
    „Es handelt sich um eine alte Freundin von mir“, erklärte er. „Ihre Geschichte ist ziemlich tragisch; sie wird sie Ihnen selbst

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