Naechte der Leidenschaft
1. Kapitel
Eileen Ryan schaute ihre Großmutter kampfeslustig an, obwohl sie genau wusste, dass sie diese Schlacht letztlich verlieren würde, denn ihre Großmutter ging aus al en Gefechten als Siegerin hervor. Wenn sie etwas wollte, dann fand Margaret Mary, die von al en Freunden nur Maggie genannt wurde, immer einen Weg, es zu bekommen.
Aber Eileen war entschlossen, ihre Position standhaft zu vertreten. “Granny, ich bin keine Sekretärin mehr.”
Sonnenlicht durchflutete das kleine Wohnzimmer. Das winzige Häuschen am Strand, seit mehr als vierzig Jahren Maggie Ryans Zuhause, war voller Erinnerungsstücke, aber immer tadellos aufgeräumt. Maggie, deren graues Haar perfekt frisiert war, trug ein helles pfirsichfarbenes Kleid und bequeme schwarze Schuhe. Ihr faltiges Gesicht verzog sich zu einem geduldigen Lächeln, und ihre Arme ruhten auf den Lehnen ihres Lieblingssessels. Sie sah geradezu königlich aus, was einer der Gründe war, warum wirklich niemand jemals einen Streit mit ihr gewann.
“Ja, aber mit einem Job ist es ist wie mit dem Radfahren”, konterte Maggie. “Man verlernt es nie.”
“Doch, wenn man hart genug daran arbeitet”, erklärte Eileen stur.
Sie hatte wahrlich alles getan, um zu vergessen, dass sie Sekretärin gewesen war.
Es war jetzt drei Jahre her, dass sie zuletzt in einem Büro gearbeitet hatte, und sie vermisste es kein bisschen.
Sie hatte es immer gehasst. Zum einen, weil sie sich hinter ihrem Schreibtisch stets gefangen vorgekommen war, zum anderen, weil sie es fürchterlich fand, dass der Chef ihr ständig über die Schulter geschaut hatte. Doch das Schlimmste an der Arbeit für sie war, vom Chef als Dummkopf behandelt zu werden, während sie genau wusste, dass sie die Klügere war. Ihr letzter Chef, Joshua Payton, hatte vorgegeben sie zu lieben und sie zu brauchen. Bis er die Beförderung bekommen hatte, die ihn die Erfolgsleiter hinaufkatapultiert hatte, während sie zurück in den Sekretärinnen-Pool gewandert war.
Nun, sie würde sich nicht wieder benutzen und abschieben lassen. Sie war geflüchtet und hatte nicht vor, wieder zurückzukehren. Nicht einmal zeitweise.
“Quatsch”, meinte Maggie nur.
“Quatsch?” wiederholte Eileen.
Maggie rümpfte die Nase. “Es ist ja nicht so, dass ich dich den Löwen zum Fraß vorwerfe.”
“Es kommt dem aber nahe.”
“Ich bitte dich nur, Rick zwei Wochen lang auszuhelfen. Seine Sekretärin ist im Mutterschutz und …”
“Auf keinen Fall, Granny.” Wieder in ein Büro zu gehen, wäre ein Schritt zurück in eine Vergangenheit, die sie endgültig hinter sich lassen wollte.
Maggie zuckte nicht mit der Wimper. Sie starrte Eileen einfach an und wartete.
Eileens Widerstand bröckelte. “Komm schon, Granny. Es ist mein Urlaub.”
“Dein Urlaub wurde abgeblasen.”
Das stimmte. Sie und ihre Freundin Tina hatten eigentlich zwei Wochen nach Mexiko fahren wollen. Doch dann hatte Tina überraschend beschlossen, ihren langjährigen Freund heimlich zu heiraten und mit ihm in die Flitterwochen zu fahren. Sie hatte lediglich eine kurze Entschuldigung auf Eileens Anrufbeantworter hinterlassen. Die stand jetzt mit ihrem Pass in der Hand da, ohne richtige Lust, ganz al ein in die Sonne zu fahren.
Was ziemlich frustrierend war, zumal sie sich solche Mühe gemacht hatte, al es so zu arrangieren, dass ihr Blumenladen während ihrer Abwesenheit reibungslos weiterlief.
Sie hatte ihre Angestellten instruiert, ihre stellvertretende Geschäftsführerin eingewiesen und ihren Schreibtisch leer geräumt, um endlich einmal in den wohlverdienten Urlaub zu fahren. Anfang Oktober war die beste Zeit, um sich freizunehmen, da es die einzige Zeit war, in der bei den Blumenläden das Geschäft ohnehin nur schleppend lief. Danach ging es mit der Weihnachtszeit wieder vol los, und bis zum Valentinstag hätte sie keine ruhige Minute.
Fast glaubte sie, schon den Stress zu spüren. Die freie Zeit lief ihr davon. “Die Reise ist abgesagt, aber ich habe immer noch meine zwei freien Wochen.”
“Und nichts zu tun”, erinnerte ihre Großmutter sie.
Das stimmte auch. Verflixt, ihre Großmutter kannte sie einfach zu gut. Ja, sie würde wahrscheinlich wirklich verrückt werden, wenn sie nichts zu tun hatte. Aber sie war bereit, das Risiko einzugehen. “Das kann man nie wissen. Vielleicht finde ich ja sogar Gefal en am Nichtstun.”
Maggie lachte. “Du nicht, Liebling. Du hast noch nie stil gesessen, wenn du auf den Beinen sein und herumlaufen
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