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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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angetapst. Doch gegen welches Ziel hätte er ihn schleudern sollen? Das Wenige, das vom Leib des Gorynthen sichtbar war, steckte unter dicken überlappenden Panzerschuppen, von denen sein Speer einfach abprallen mußte. Der lange Hals war verwundbarer, aber weniger leicht zu treffen. Und dann verschwand auch dieser und tauchte mit Kaldo Tikret in das trübe dunkle Wasser hinab, aus dem schwärzliche Blasen aufstiegen.
    Das Wasser schäumte eine Zeitlang. Sie schauten dem zu, eine Weile lang, und brachten verlegen ihren Pelz wieder in Ordnung.
    Plötzlich sagte Sipirod: »Da, schau, da ist ein andrer Caviandi, dort bei dem Sack. Vielleicht versucht er, seinen Partner zu befreien.«
    »Ja, aber wollen wir denn nichts für Kaldo Tikret tun?«
    Sie schnitt mit einer Bewegung durch die Luft. »Was denn? Sollen wir hinter ihm her ins Wasser springen? Er ist futsch, begreifst du das nicht? Vergiß ihn! Wir müssen Caviandis fangen. Dafür werden wir schließlich bezahlt. Je rascher wir noch eins erwischen, desto rascher können wir von diesem Scheißort weg und zurück nach Dawinno.« Da begann die schwarze Fläche des Sees gerade sich wieder zu glätten. »Futsch ist er eben, ja. Genau wie du vorhin gesagt hast: Klug sein und Glück haben… darum geht es.«
    Vyrom schauderte es. »Und Kaldo Tikret hatte kein Glück…«
    »Nein. Und er war auch nicht besonders klug. – Also, ich werd jetzt im Bogen rumschleichen, und du kommst mit dem zweiten Sack hinterher…«
    Dawinno-Zentrum, Verwaltungssektor, ein Labor in der zweiten Tiefetage des Hauses der Wissenschaft. Helle Beleuchtung, überhäufte Arbeitstische, überall verstreut die Bruchstücke uralter Zivilisationen. Plor Killivash drückt behutsam den Startbuckel auf dem kleinen Schneidewerkzeug in seiner Hand. Ein bleicher Lichtstrahl badet den stinkenden unförmigen Klumpen von Ich-weiß-nicht-was in Helligkeit. Das Ding ist scheffelgroß und stumpf gerundet wie ein Ei, und er hat dieses Ei schon seit einer ganzen Woche in jeder Weise bebrütet. Er zentriert das Ding und setzt einen raschen Oberflächenschnitt an, einen zweiten und einen dritten, vierten und hat eine feine Inzision der Außenseite.
    Letzte Woche war es gewesen, da hatte ein Fischer das Ding abgeliefert und behauptet, es sei ein Relikt aus der Großen Welt, eine Schatztruhe der uralten Rasse der Seelords. Nun gehörte alles, was möglicherweise seelordisch sein konnte, zum Aufgabenbereich von Plor Killivash. Die Oberfläche des Objekts war von einer schleimigen Kruste von Spongien, Korallen und weichen rötlichen Algen bedeckt, und aus dem Innern träufelte unablässig säuerlich trübes Meerwasser. Wenn man mit einer Zwinge darauf klopfte, klang es hohl und dumpf. Nein, er setzte nicht die geringste Hoffnung in das Ding.
    Wäre Hresh hier gewesen, vielleicht hätte er sich dann weniger mutlos gefühlt. Aber der Chronist war an diesem Tag nicht im Haus der Wissenschaft; er weilte zu Besuch in der Villa seines Halbbruders, Thu-Kimnibol. Denn die Lady Naarinta, Thu-Kimnibols Gefährte, war ernstlich erkrankt; und so fiel es denn Plor Killivash, welcher einer der drei Assistenz-Chronisten war, wie gewöhnlich schwer, seine Arbeit in Hreshs Abwesenheit gebührend ernstzunehmen. Wenn dieser sich nämlich im Komplex aufhielt, gelang es ihm stets irgendwie, jedem in seinem Aufgabenbereich das Gefühl von bedeutsamer Wichtigkeit der jeweiligen Arbeit einzuflößen. Sobald er jedoch den Bau verlassen hatte, versandete die ganze trübselige Scherben- und Fetzchenmanipulation historischer Relikte zur puren Absurdität, zum sinnlosen, zwecklosen Herumstochern im Schutt einer mit vollem Recht in Vergessen versunkenen fernen Vergangenheit. Das Studium der verflossenen Tage erschien einem dann immer stärker wie ein unsinniger Zeitvertreib, wie eine erbärmlich dumpfe Herumsucherei in versiegelten Grabgewölben, die nichts weiter preisgaben als den Gestank des Todes.
    Plor Killivash war ein kräftiger untersetzter Mann aus der Koshmar-Linie. Er hatte die Universität besucht und war darauf sehr stolz. Früher hatte er eine Weile die Hoffnung gehegt, eines Tages selbst Chef-Chronist zu werden. Er war sicher, daß er sich auf dem richtigen Aufsteigertrip bewegte, denn unter den Assistenten war er der einzige Koshmar; Io Sangrais gehörte zu den Beng, und Chupitain Stuld sogar zu dem kleinen Stamm der Stadrain.
    Natürlich waren auch seine Kollegen Universitätsleute; doch es gab gute politische Gründe, warum man die

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