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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Brackwasser der Sumpfseen auf Beutefische. Ein langschnäuziges rundliches Geschöpf mit schlammfarbenem Fell und Augen wie grüne Schalen watete auf hohen kahlen Stelzbeinen im seichteren Uferbereich umher und schaufelte zappelnde graue Schlickkriecher mit trotz der unbeholfen wirkenden Stöße erstaunlichem Erfolg in sich hinein. In weiter Ferne gab ein Geschöpf, das offenbar von beträchtlicher und schrecklicher Größe sein mußte, unentwegt unheilverkündende, dunkle grollende Laute von sich.
    »Ja, aber wo sind denn die ganzen Caviandisse?« fragte Vyrom.
    »An raschfließendem Wasser«, sagte Sipirod. »Die diese üblen stinkenden Pfützen hier speisen. Drüben werden wir auf ein paar von ihnen stoßen.«
    »Also, mir wäre es recht, wenn wir die Sache da in einer Stunde hinter uns bringen könnten«, sagte Kaldo Tikret. »Und wenn ich dann heil und im Ganzen wieder in der Stadt bin. Was für eine Idiotie, daß wir hier für ein paar stinkende Tauschfetzen unser Leben riskieren…«
    »Also, so wenige sind’s ja auch wieder nicht«, sagte Vyrom.
    »Trotzdem. Die Sache ist es nicht wert.« Auf dem Anmarsch hatten sie darüber geredet, daß ihnen da in der Wildnis möglicherweise was Scheußliches über den Weg laufen könnte. Und wäre es dann die paar Tauschlinge wert, hier zu sterben? Gewiß nicht. Aber so war die Sache nun einmal: Du ißt gern und möglichst regelmäßig, also ziehst du los und jagst, wo sie es dir befehlen, und da fängst du eben, was sie haben wollen. So ist das nun mal. Die befehlen – wir tun es.
    »Also, bringen wir’s hinter uns«, sagte Kaldo Tikret.
    »Genau«, sagte Sipirod. »Aber vorher müssen wir erst einmal durch den Sumpf.«
    Sie ging voran. Auf Zehenspitzen, als rechnete sie damit, daß der schwammige Grund sie verschlucken könnte, wenn sie mit vollem Gewicht auftrat. Während sie südwärts vordrangen, auf den nächsten See zu, verdichtete sich der Pollendunst in der Luft mehr und mehr. Der Samenstaub setzte sich in ihrem Pelz fest und verklebte ihnen die Nüstern. Die Luft schien zum Greifen dick, und die Hitze war drückend. Sogar in den Eistagen des Langen Winters mußte hier ein milderes Wetter geherrscht haben, und nun, wo der Neue Frühling von Jahr zu Jahr mit größerer Wärme heraufzog, keuchte das Land im Griff einer fast unerträglichen schwülen Hitze.
    »Schon irgendwo ‘nen Caviandis gesichtet?« fragte Vyrom.
    Sipirod schüttelte den Kopf. »Hier doch nicht. An den Flußläufen, den Bächen.«
    Sie zogen weiter. Das ferne polternde Gebrüll wurde lauter.
    »Hört sich fast an wie ein Gorynth«, bemerkte Kaldo Tikret nachdenklich. »Wir sollten vielleicht ‘ne andre Richtung einschlagen?«
    »Es sind aber Caviandis hier«, sagte Sipirod.
    Und Kaldo Tikret sagte finster: »Ja, und wir setzen unser Leben aufs Spiel, damit der Chronist nur ja seine Caviandisse zum Studieren kriegt. Bei der Heiligen Fünffaltigkeit, der ist geil auf ihre Kopulationstechnik, meint ihr nicht auch?«
    »Der nicht«, sagte Vyrom mit einem Lachen. »Ich wette, den interessiert sowas ebensowenig wie ein feuchter Hjjk-Furz, so wie der ist.«
    »Also, aber er muß doch wenigstens einmal«, sagte Kaldo Tikret. »Immerhin gibt’s da ja Nialli Apuilana!«
    »Seine wilde Tochter. Stimmt.«
    »Andrerseits, wer weiß, ob er überhaupt was mit ihrer Entstehung zu tun hat? Also, wenn ihr mich fragt, dann ist Nialli Apuilana ganz ohne Hreshs Mitwirkung dem Bauch Tanianes entsprossen. Sie hat so gar nichts von ihm. Wie Schwestern sehen die zwei aus, nicht wie Mutter und Tochter.«
    »Seid still«, sagte Sipirod und warf den zwei Männern einen drohenden Blick zu. »Das ganze Geschnatter ist hier wirklich nicht grad nützlich für uns.«
    Kaldo Tikret sprach dennoch weiter: »Aber man sagt, daß Hresh zu sehr in seinen Studien und Zaubersprüche vertieft ist, als daß er die Zeit für eine Kopulation erübrigen kann. Was für eine Verschwendung! Ich will euch mal was sagen, wenn ich eine von den beiden, die Mutter oder die Tochter, ha, oder beide, nur mal für eine Stunde bei mir im Bett haben dürfte…«
    »Schluß!« sagte Sipirod mit diesmal schärferem Ton. »Wenn ihr schon keinen Respekt vor dem Häuptling oder ihrer Tochter habt, so zeigt doch wenigstens ein bißchen für euren eigenen Hals. Solche Rede ist Hochverrat. Außerdem haben wir zu tun. Da, seht ihr?«
    »Ist das ein Caviandi?« flüsterte Vyrom.
    Sie nickte. Hundert Schritt weiter vorn, wo sich ein hurtiges schmales

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