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Der Neue Frühling

Der Neue Frühling

Titel: Der Neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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konnte, und doch darauf bestanden, dass sie es schafften. Das zweite Jahr, nachdem sie die Stola errungen hatte, war noch schlimmer gewesen, bis sie endlich die Burg verlassen hatte. Die meisten ihrer Streiche waren viel harmloser gewesen, obwohl selbst der unschuldigste Streich einem eine schnelle und harte Bestrafung einbringen konnte, vor allem, wenn das Ziel eine Aes Sedai war. Ihr größter Triumph war es gewesen, letzten Sommer den größten Springbrunnen im Wassergarten mit dicken grünen Forellen zu füllen. Der größte Triumph, weil es ihr schwierigstes Unternehmen gewesen war und auch, weil man sie nicht ertappt hatte. Ein paar Schwestern waren misstrauisch gewesen, aber glücklicherweise hatte es ihnen niemand beweisen können. Glücklicherweise hatte sie niemand direkt gefragt, ob sie es getan hatten; so etwas machte man bei Aufgenommenen nicht. Forellen in den Springbrunnen zu schmuggeln hätte ihnen keinen Besuch im Arbeitszimmer der Oberin der Novizinnen eingebracht, das Burggelände ohne Erlaubnis zu verlassen, um sie zu kaufen – und was noch viel schlimmer war, auch noch in der Nacht! – hätte es mit Sicherheit. Moiraine hoffte, dass Siuan mit diesem ganzen Gerede über das Brechen der Regeln nicht einen weiteren Streich im Sinn hatte. Sie war zu müde dazu; man würde sie mit Sicherheit erwischen.
    »Machst du den Anfang oder soll ich?«, fragte sie. Vielleicht würden die Übungen Siuan davon ablenken, sich in Schwierigkeiten zu bringen.
    »Du brauchst die Übungen mehr. Heute Morgen konzentrieren wir uns auf dich. Und heute Nachmittag. Und heute Abend.«
    Moiraine verzog das Gesicht, aber es stimmte. Bei der Prüfung für die Stola musste man einhundert verschiedene Gewebe perfekt und in der genauen Reihenfolge ausführen, während man unter großem Druck stand. Und es war unbedingt nötig, die ganze Zeit über völlige Gelassenheit zu zeigen. Wie genau dieser Druck aussehen würde, wussten sie nicht; ihnen war lediglich bekannt, dass man Versuche unternehmen würde, sie abzulenken und aus der Ruhe zu bringen. Zur Übung störten sie einander, und Siuan war sehr gut darin, sie im denkbar schlechtesten Augenblick abzulenken oder sie zu provozieren. Zu viel innerer Aufruhr, und man konnte Saidar nicht halten; selbst nach sechs Jahren Arbeit erforderte ihr Machtlenken zumindest ein Minimum an Ruhe und Gelassenheit. Siuan konnte man nur selten aus dem Gleichgewicht bringen; ihre Gefühle hatte sie eisern im Griff.
    Moiraine umarmte die Wahre Quelle und ließ Saidar in sich strömen. Nicht so viel, wie sie hätte halten können, aber genug, um damit zu üben. Machtlenken war ermüdende Arbeit, und je mehr Macht man lenkte, desto schlimmer wurde es. Selbst die winzige Menge, die sich jetzt in ihr ausbreitete, erfüllte sie mit Freude und Leben, mit Frohlocken. Das Wunderbare daran war fast schon eine Qual. Als sie Saidar das erste Mal umarmt hatte, hatte sie nicht gewusst, ob sie lachen oder weinen sollte. Sie verspürte augenblicklich den Drang, mehr davon in sich aufzunehmen, und bekämpfte das Verlangen. Mit der Macht in ihr waren alle Sinne schärfer und klarer. Sie glaubte, Siuans Herz schlagen zu hören. Sie konnte den Luftzug spüren, der ihre Hände und das Gesicht berührte, und die Farben auf dem Gürtel ihrer Freundin waren viel intensiver, das Weiß der Wolle weißer. Sie konnte winzige Risse in der Wandvertäfelung sehen, die sie ohne die sie durchdringende Macht nur hätte sehen können, wenn sie die Nase an die Wand gepresst hätte. Es war aufregend. Sie fühlte sich ... lebendiger. Ein Teil von ihr wünschte, sie könnte Saidar jeden wachen Augenblick halten, aber das war streng verboten. Dieses Verlangen konnte dazu führen, dass man immer mehr in sich zog, bis man schließlich mehr nahm, als man beherrschen konnte. Und das brachte einen entweder um oder brannte einem die Fähigkeit des Machtlenkens aus. Diesen ... Segen ... zu verlieren würde schlimmer als der Tod sein.
    Siuan nahm einen Stuhl, und das Leuchten hüllte sie ein. Natürlich konnte Moiraine das Licht, das sie selbst umgab, nicht sehen. Siuan überzog das Zimmer mit einem Schutzgewebe, das ein Belauschen unmöglich machte, ließ es sich auf den Boden, die Wände und die Decke schmiegen, dann verschnürte sie es, um es nicht länger aufrechterhalten zu müssen. Zwei Gewebe gleichzeitig zu halten war doppelt so kräfteraubend wie nur eines, drei hingegen doppelt so ermüdend wie zwei zu halten. Darüber hinaus traf es

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