Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
Plötzlich durchzuckte ihn ein unbeschreibbares Angstgefühl. Er mußte den Pavillon verlassen! Er mußte es, sofort! Aber er konnte sich nicht von seinem Stuhl erheben.
    Paniche richtete den Kugelprojektor auf die rosa Marmorkuppel. »Sehen Sie.« Die obere Hälfte des Raumes wurde dunkel, als trenne eine schwarze Wand sie von der unteren. »Dieses Gerät sucht die Energie des Sichtbereichs, zieht sie an und absorbiert sie«, erklärte der Merkantile. »Es ist von unschätzbarem Wert, wenn man einen Gegner verwirren will.«
    Beran drehte den Kopf und sah Bustamonte hilflos an.
    »Und jetzt – passen Sie auf!« rief Paniche. »Ich drehe diesen Knopf hier ...« Er tat es, und der gesamte Raum lag im Dunkeln.
    Bustamontes Hüsteln war der einzige Laut.
    Danach hörte man ein überraschtes Einatmen, eine raschelnde Bewegung und dann ein ersticktes Keuchen.
    Das Licht kehrte zurück. Jemand stieß einen Schrei aus. Alle Augen richteten sich auf den Panarchen. Er lag mit dem Kopf nach unten auf seinem weichen Sessel, und seine Beine stießen konvulsivisch gegen den Tisch, daß das Geschirr darauf klirrte und hüpfte.
    »Schnell! Einen Arzt!« brüllte Bustamonte.
    Aiellos Fäuste trommelten spasmodisch auf den Sessel. Seine Augen verschleierten sich, und sein Körper erschlaffte im Augenblick des Todes.
     

 
3.
     
    Die Ärzte untersuchten Aiello behutsam, konnten jedoch nur noch seinen Tod konstatieren. Beran, der neue Panarch, der Göttliche Atem der Paonesen, Alleinherrscher über die acht Kontinente, Führer des Universums (um nur einige seiner Titel aufzuzählen), saß zappelnd auf seinem Stuhl und empfand weder Trauer noch überhaupt ein Gefühl, denn er verstand nicht, was um ihn vorging. Die Merkantilen flüsterten miteinander. Palafox hatte sich nicht von der Stelle gerührt und blickte scheinbar uninteressiert vor sich hin.
    Bustamonte, jetzt Ayudor-Senior, verlor keine Zeit, die Autorität als Prinzregent für den neuen Panarchen zu übernehmen.
    »Keiner verläßt den Pavillon«, befahl er, »ehe die tragischen Umstände nicht geklärt sind.« Er stationierte eine Abteilung Mamaronen um das Haus, dann wandte er sich an die Ärzte. »Steht die Todesursache bereits fest?«
    Der erste der drei Mediziner verneigte sich. »Gift. Es gelangte durch eine Injektion in die Blutbahn.«
    »In diesem Fall«, folgerte Bustamonte, und sein Blick wanderte von den Merkantilen zu Lord Palafox, »ist einer der Anwesenden der Attentäter.«
    »Gestatten Sie mir, die Waffe zu betrachten«, wandte Sigil Paniche sich an die Ärzte.
    Der Oberarzt deutete auf ein Tablett. Darauf lag eine Hohlnadel, die aus einer winzigen, jetzt leeren Gummiblase herausragte.
    »Das ist das Objekt, das ich noch vor wenigen Minuten in der Hand des Medaillons bemerkt habe.«
    Bustamontes Augen funkelten wütend. »Diese Beschuldigung von einem – einem Merkantilbetrüger! Sie wollen also behaupten, der Junge habe seinen Vater gemordet?«
    Beran wimmerte. Sein Kopf wackelte von Seite zu Seite.
    Bustamonte blickte den Merkantilen drohend an. »Das Motiv der Tat dürfte feststehen!«
    »Nein, nein!« protestierte Sigil Paniche. Die drei Merkantilen wurden bleich.
    »Es besteht kein Zweifel«, fuhr Bustamonte fort. »Sie wußten, daß Ihr Betrug erkannt worden war, als sie nach Pergolai kamen. Sie waren fest entschlossen, etwas zu unternehmen, um die Folgen nicht tragen zu müssen.«
    »Aber das ist doch Wahnsinn!« rief Paniche. »Nie hätten wir ein solches Verbrechen geplant!«
    Bustamonte ignorierte den Protest. »Der Panarch ließ sich nicht besänftigen«, donnerte er. »Sie hüllten sich deshalb in den Schutz der durch Sie hervorgerufenen Dunkelheit und mordeten den großen Herrscher der Paonesen!«
    »Nein! Ganz gewiß nicht!«
    »Aber Sie werden durch dieses Verbrechen nicht profitieren! Ich, Bustamonte, bin noch unerbittlicher als Aiello! Als meine erste Amtshandlung bestimme ich Ihre Bestrafung!« Er hielt den Arm hoch, mit der Handfläche nach außen – das traditionelle Zeichen der Todesstrafe auf Pao.
    »Subaquäatiert diese Kreaturen!« befahl er dem Hauptmann der Mamaronen. Er blickte zum Himmel auf. Die Sonne stand bereits sehr niedrig. »Beeilt euch. Die Hinrichtung muß noch vor Sonnenuntergang ausgeführt sein.«
    Hastig – denn der Aberglaube der Paonesen verbot Töten während der Abend- und Nachtstunden – transportierten die Mamaronen die Händler zu einer Klippe, die ein Stück über eine tiefe Bucht hinausragte. Ihre Füße

Weitere Kostenlose Bücher