Der neue Geist von Pao
steht auf dem Spiel, und diese tumorähnlichen Enklaven müssen beseitigt werden.«
Esteban Carbone starrte düster auf den Boden, dann blickte er fast hilfesuchend seine Offiziere an. Doch auch ihre Mienen waren trüb, ja fast mutlos.
»Eine Tatsache, die Ihr überseht, Panarch, ist die der Truppenmoral«, sagte Carbone schwer. »Unsere Schlagkraft ...«
Beran unterbrach ihn brüsk. »Das sind Probleme, die du als Feldmarschall lösen mußt. Wenn du dazu nicht in der Lage bist, sehe ich mich gezwungen, deinen Posten einem anderen zu übertragen. Genug der Argumente. Meine Anordnungen werden ausgeführt. Du wirst dich mit den Ministern der Länder zur Besprechung von Einzelheiten zusammensetzen.« Er erhob und verbeugte sich abschließend.
Die Couraganten standen ebenfalls auf, verbeugten sich und verließen den Pavillon. Als sie zum Tor marschierten, trat eine zweite Gruppe in den einfachen grauen und weißen Coveralls der Technikanten ein. Sie erhielten im großen und ganzen ähnliche Anweisungen wie die Couraganten, und erwiderten sie mit ähnlichen Argumenten. »Weshalb müssen die Abteilungen so klein sein? Gewiß gibt es auf Pao doch ausreichend Bedarf an einer größeren Zahl von Industrieanlagen. Bedenkt, daß unsere Leistungsfähigkeit von einer Konzentrierung unserer Kräfte abhängt. In so kleinen Gruppen können wir uns nicht entfalten!«
»Eure Aufgabe ist mehr als die Produktion von Gütern«, erklärte ihnen Beran. »Ihr müßt eure Mitbürger ausbilden und einweisen. Zweifellos wird es eine Zeitlang Schwierigkeiten geben, doch die sind da, um überwunden zu werden. Und schließlich wird sich das Ganze zum Besten aller fügen.«
Die Technikanten verließen den Pavillon mit der gleichen Bitterkeit wie die Couraganten.
Am Nachmittag machte Beran einen Spaziergang am Strand mit Finisterle, von dem er wußte, daß er offen sprechen würde. Die Wellen rollten sanft über den Sand und glitten spielerisch zurück. Beran fühlte sich müde und ausgelaugt. Finisterle schritt schweigend neben ihm her, bis der Panarch ihn direkt nach seiner Meinung befragte.
»Ich bin der Ansicht, du hast einen Fehler gemacht, die Befehle hier auf Pergolai zu geben«, sagte er geradeheraus. »Die Couraganten und Technikanten kehren in ihre gewohnte Umgebung zurück, und es wird für sie wie eine Rückkehr in die Wirklichkeit scheinen. Deine Anordnungen werden ihnen dort einfach unglaublich vorkommen. In Dierombona und Cloeopter wären sie viel direkter und somit wirkungsvoller gewesen.«
»Glaubst du, man wird sich meinen Befehlen widersetzen?«
»Ich fürchte, ja.«
Beran seufzte. »Ich ebenfalls. Aber wir dürfen Ungehorsam nicht dulden. Nun müssen wir den Preis für Bustamontes Torheit bezahlen.«
»Und für die Ambitionen meines Vaters, Lord Palafox.«
Schweigend kehrten sie zum Pavillon zurück. Beran rief sofort den Minister für Innere Sicherheit herbei.
»Mobilisiere die Mamaronen, das gesamte Korps.«
Der Minister blickte ihn verwirrt an. »Die Mamaronen mobilisieren? Wo?«
»In Eiljanre. Sofort!«
Beran, Finisterle und ein paar Begleiter flogen durch den wolkenlosen Himmel nach Dierombona. Weit hinter ihnen, noch jenseits des Horizonts, folgte das Mamaronenkorps in sechs Himmelsbarken.
Der Luftwagen landete. Beran und sein Gefolge stiegen aus. Sie überquerten den leeren Paradeplatz mit der Heldenstele und betraten das niedrige Gebäude, das Esteban Carbone als sein Hauptquartier benutzte und Beran so vertraut wie sein Palast in Eiljanre war. Ohne auf die erstaunten Gesichter der ihm Begegnenden und diverse Frage zu achten, schritt er die Korridore entlang und riß die Tür zum Konferenzraum auf.
Der Feldmarschall und vier weitere Offiziere blickten verärgert hoch, ihre Mienen veränderten sich jedoch rasch zu einem schwer zu verheimlichenden Schuldbewußtsein.
Beran trat mit unbewegtem Gesicht an den Tisch. Ein Plan mit der Aufschrift, Feldübung 262: Manöver mit Type C Schlachtschiffen und Torpedo-Einheiten , lag offen darauf.
Beran fixierte Esteban Carbone mit durchdringendem Blick. »Ist das die Art und Weise, wie du meine Befehle ausführst?«
»Ich bekenne mich der Verzögerung schuldig, Panarch. Ich war überzeugt, daß Ihr nach einiger Überlegung den Fehler Eurer Anordnung sehen würdet ...«
»Es ist kein Fehler. Ich befehle dir hier und jetzt – führe sofort die Anweisungen aus, die ich dir gestern gegeben habe!«
Die beiden Männer standen einander Auge in Auge
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