Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Hochhäuser sich wieder aufbauten und die Flugzeuge wegflogen, bis sie nur noch ein Punkt über dem Horizont waren. Ich wünschte, es wäre alles so einfach: das Buch umdrehen und die Geschichte auslöschen, die Twin Towers wieder aufbauen, den Krieg beenden.
Mir meinen Dad wiederbringen.
Priti redet ohne Unterbrechung, während ich in meine Gedanken versunken bin, und deshalb beobachtet keiner von uns den Weg, bis Priti plötzlich ruft: »Oh nein! Da kommt Shakeel!« Sie stemmt sich schnell hoch und springt in einer raschen Bewegung vom Klettergerüst auf den schwammigen grünen Bodenbelag darunter. Sie landet auf ihren Rollen und kann sich gerade noch an der Rutschstange festhalten, um nicht auf die Nase zu fallen.
»Lauf !«, ruft sie zu mir hoch. »Sag es Zara. Ich lenk ihn ab.«
»Wieso ich?«
»Weil Shakeel dich nicht kennt und du sowieso keine zwei Wörter zusammenkriegst. Wie willst du ihn in ein Gespräch verwickeln?«
Darauf weiß ich keine Antwort, deshalb springe ich vom Gerüst und renne in Richtung des Wäldchens, in dem sich Zara und Tyreese herumtreiben.
Hinter mir höre ich Priti mit lauter Stimme zählen. »Eins … zwei … drei … vier …« Anscheinend tut sie so, als würden wir Verstecken spielen.
Ich höre auf zu rennen, als ich den Waldrand erreiche. Die Erde zwischen den Bäumen ist staubig und kahl, bis auf ein paar weggeworfene Zigarettenschachteln und leere Bierflaschen.
Ich höre auf zu rennen, weil ich Tyreese sehe, der an einem Baum lehnt, während Zara sich gegen ihn drückt. In einer Hand hält er eine Dose mit Apfelwein, die andere hat er auf Zaras Po. Für mich sieht es so aus, als knutscht sie ihn ab und nicht umgekehrt.
Ich rechne damit, dass sie aufhören, als sie mich kommen hören, aber sie machen weiter. Hinter mir höre ich Priti: »Sechzehn … siebzehn … Hi, Shakeel … Wir spielen Verstecken. Achtzehn … neunzehn … Machst du mit?«
Ich versuche etwas zu sagen, aber ich bringe kein Wort heraus.
»Mum will, dass Zara und du kommt und eure Hausaufgaben macht«, höre ich Shakeel hinter mir auf dem Spielplatz sagen. »Wo ist Zara überhaupt, ich dachte, sie soll auf dich aufpassen?«
»Sie versteckt sich. Zwanzig … einundzwanzig … zweiundzwanzig.«
Ich öffne den Mund und stammle etwas, aber die Knutschenden bemerken mich nicht.
»Wir haben früher immer bei zwanzig aufgehört«, sagt Shakeel.
»Vielleicht bist du deshalb so schnell alt geworden!«, erwidert Priti. »Dreiundzwanzig … vierundzwanzig …«
Tyreese und Zara drehen sich noch immer nicht um.
»Komm schon, Priti. Ich habe keine Zeit dafür. Mum will, dass du sofort nach Hause kommst, und ich habe selbst noch zu tun.«
Ich huste so laut ich kann.
Sie hören mit dem Knutschen auf, drehen sich zu mir um und starren mich an. Von Zaras Mund ist der ganze Lippenstift abgewischt.
»Was geht ab, Kleiner?«, fragt Tyreese, der groß und schlaksig ist. Er hat den Kopf rasiert, und seine Jeans ist von seinem Hintern runtergerutscht, sodass ich fast seine ganze Unterhose sehen kann.
»Willst wohl zugucken, was?«, fragt Zara und schiebt sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
»Da schießt dir das Blut in den Kopf, was, kleiner Bruder?« Tyreese lacht. »Oder vielleicht auch woanders hin?« Grinsend nimmt er einen Schluck aus der Dose.
Ich werde noch röter.
Da ruft Shakeel: »Los jetzt, Priti! Ich habe wirklich keine Zeit!«
Zara zuckt zusammen, als sie seine Stimme hört. »Ach du Scheiße. Was macht der denn hier?«
»Siebenundzwanzig … achtundzwanzig …«, höre ich Priti zählen.
»Mach, dass du hier wegkommst«, zischt Zara Tyreese zu.
»Ich hab’s nicht eilig«, erwidert er mit dem gleichen lässigen Grinsen, das er mir zugeworfen hat.
»Neunundzwanzig.«
»Verstecken«, sage ich.
»Was ist los?«
Beide sehen mich an, als wäre ich ein Idiot.
»Wir sollen Verstecken spielen«, sage ich mit Mühe. »Priti sucht uns.«
»Dreißig. Ich komme!«
»Scheiße! Schnell!« Zara packt mich und zieht mich in den Busch links von ihr. Neben ihr festgeklemmt, weiß ich nicht, wo ich hinsehen oder was ich mit meinen Händen anstellen soll.
Wir hören, wie Priti mit sich selbst redet, während sie so tut, als würde sie uns suchen.
Tyreese rührt sich nicht vom Fleck. Er grinst und trinkt noch einen Schluck Apfelwein.
Zara atmet heftig neben mir. »Hau endlich ab, Tyreese«, faucht sie. Ihre Bluse ist noch offen, und ich sehe ganz kurz einen weißen BH auf brauner Haut
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