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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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feiern.«
    Alle Bildschirme zeigten Gold. Reines, weiches Edelmetall, zu nichts nütze außer zu Prunk und Pracht. Alle Bäume des Säulenwaldes strahlten auf in weichem Gold.
    »Und wir müssen etwas miteinander besprechen.«
    »Aha.«
    »Ja. Was willst du tun? Was wollen wir tun? Soll ich dich zum Clan zurückbringen? Wollen wir selber aktiv werden? Ich gehöre jetzt dir. Du könntest mich verkaufen und alle deine Schulden einlösen. Du könntest deine Körperteile zurückkaufen. Rein rechtlich ginge das. Die Taan waren meine rechtmäßigen Eigentümer, bis du Eline erschossen hast. Jetzt gehöre ich dir.«
    Um das Schiff zu testen, fragte sie: »Wie stehen die Aktien? Was bist du im Moment wert?«
    »Etwa vier Gigaprozent. Rapide steigend.«
    Latil war schockiert. Das konnte nicht sein.
    »Du willst mir einreden, dass ich über den Gegenwert von vierzig Millionen Menschen verfüge?«
    »Es hat kürzlich einen Wertverfall an der Börse gegeben. Die Dolza haben eine neue Technologie demonstriert, mit der man sehr gute Fleischmondos sehr billig herstellen kann. Der Standardindex sinkt beständig und steht kurz vor dem Zusammenbruch. Die zentralen Organbanken sprechen mittlerweile schon von einem Einfrieren des Marktes, wenn nicht gar von einer radikalen Währungsreform.«
    So schnell konnte es also gehen. Wie lange war sie im Opal gewesen? Vielleicht einen Standardmonat. Vorher hatte immer das System gegolten, mit dem sie auf gewachsen war: 100% entsprachen einem menschlichen Körper, was immer der im Moment wert sein mochte. Jetzt herrschte plötzlich Inflation, wegen der Dolza. Verrecken sollten sie.
    »Du willst damit sagen, dass ich nichts mehr wert bin?«, fragte sie.
    »Auf dem freien Markt nicht mehr viel, nein. In einigen Systemen gelten schon andere Bezugswährungen, manchmal sogar das gute, alte Gold. Manche der Organe, die du verkauft hast, könntest du mit ein bisschen Goldstaub auslösen. Willst du das tun?«
    Wieder diese Nervosität in der Stimme des Schiffes.
    »Nicht, wenn ich dich dafür verkaufen muss.«
    »Danke«, sagte das Schiff fröhlich. »Aber was willst du tun? Wie sieht die Zukunft aus? Wohin gehen wir?«
    Latil überlegte.
    »Ich bin also im ganzen bekannten Universum nichts mehr wert. Und meine Schulden kann ich nicht unterlaufen. Wie ich die Welt kenne, wird sie einen Weg finden, dass Schulden wie meine ihren Wert behalten. Das heißt, dass ich in jedem Raumhafen, in den wir einlaufen, daran erinnert werden kann, dass meine Zähne jemand anders gehören und dass er sie jetzt endlich haben will. Oder ihren Gegenwert in bar. Manche Leute sind so, Fleischmondos hin oder her. Sie haben ja schließlich für meine Zähne bezahlt, nicht wahr. Dann müsste ich dich verkaufen, gegen altes oder neues Geld, und das will ich nicht.«
    Sie tat so, als überlege sie ernsthaft. »Ich weiß es nicht. Ich habe nicht die geringste Idee, was ich tun soll.«
    Das Schiff entgegnete nichts.
    »Wie lange können wir unterwegs sein, ohne in einem Raumhafen anlegen zu müssen?«
    »Vierzig Jahre Standard, mindestens.«
    »Aber das würden sehr langweilige vierzig Jahre werden, nicht wahr?«
    »Denkbar.«
    Sie nippte an einem Glas, das ihr vom Schiff hingestellt worden war. Die süße Flüssigkeit schärfte ihre Ohren, und denken konnte sie auch klarer. Tricks, dachte sie, Tricks. Aber wenn sie es recht bedachte, hatte sie keine Wahl. Sie wollte die Passage englouti auf keinen Fall verlieren. Teile des Schiffes zu verkaufen war unmöglich, dagegen hatte ein Schiff wie die Passage ein Einspruchsrecht. Also alles oder nichts, und das wollte sie nicht.
    »Wenn ich mich recht erinnere, glaubst du, dass es gar keinen Ausweg aus dem konventionellen, uns bekannten Universum gibt, nur diese seltsamen ›Abflüsse‹, die wir zum Tunneln benutzen. Und was, wenn der große Sprung doch möglich ist?«
    »Das habe ich befürchtet.« Das Schiff seufzte. »Du willst verschwinden, oder? Wirklich, wirklich ausbrechen, nicht wahr?«
    »Es wäre eine Möglichkeit.«
    »Ich könnte Einspruch dagegen erheben. Ich gehöre dir zwar, aber was du willst, grenzt an Selbstmord. Ich muss das nicht mitmachen. Außerdem ist es illegal, dir zur Flucht vor dem Clan zu verhelfen.«
    Latil schlug mit der flachen Hand auf die Konsole.
    »Hör auf mich zu verscheißern. Wenn du etwas Besseres weißt, schlag es vor. Willst du die nächsten vierzig Jahre umherziehen, bis dir die Reserven ausgehen? Wenn ich das wollte, hättest du nichts gegen mich

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