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Der Opal

Der Opal

Titel: Der Opal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hammerschmitt
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Reformer ausschließlich um das eine, kleine Geheimnis, das ich schon erwähnt habe. Errätst du, was es ist?«
    Jetzt sah er sie zum ersten Mal wirklich an. Es war, als würden seine Blicke physische und psychische Kräfte übertragen, als taste er mit ihnen nicht nur ihre Augen und ihr Gesicht, sondern auch ihr Inneres ab. Sie fürchtete sich vor diesen Augen und wollte gleichzeitig dorthin, um die Gabelendungen auf die geschlossenen Lider zu drücken. Sie kämpfte sich zentimeterweit nach vorne, gegen die geschrienen Ratschläge ihrer Vorsicht, gegen das Gewimmer ihrer Angst.
    »Du brauchst nicht zu antworten. Ich erkläre dir alles. Das kleine Geheimnis hat mit den Begleitern zu tun. Sie sind viel mehr als nur Futter für die Schiffe und Spielzeug für unsere Sänger. Sie sind auch keine modifizierten Taan. In Wirklichkeit sind sie die Abkömmlinge einer weitaus primitiveren Art von Schmarotzern, die wir auf Keik vorgefunden haben, als wir hierher kamen. Schon diese Schmarotzer waren intelligent, etwa so intelligent wie die Mollusken auf der alten Erde. Wir entdeckten, dass sie auch intelligent miteinander kommunizieren konnten, auf eine Art, die wir heute noch erforschen…« Er unterbrach sich. »Nun ja, die wir bis vor kurzem erforscht haben. Wir bemühten uns sehr, diese primitiven Wesen zu vervollkommnen, damit sie unseren Bedürfnissen entsprachen. Die Reichweite ihrer Kommunikation veränderte sich, ihre Körperform veränderte sich leicht zum Kugelförmigen hin, sie wurden immer stärker von Menschen angezogen. Und sie wurden immer intelligenter. Schließlich kamen wir beim heutigen Begleiter an, einem Wesen, das Menschen so sehr liebt, dass es krank wird, wenn es außerhalb Keiks zu lange von ihnen getrennt ist, das von unseren Schiffen unbedingt gefressen werden will, das trotz seiner immensen Intelligenz nur einen Wunsch kennt: dem Opal und den Taan zu dienen. Ja, du hast richtig gehört, Begleiter sind enorm intelligent. Ein einzelner Begleiter steht weit jenseits der geistigen Kräfte eines normalen Menschen, eine größere Gruppe von ihnen würde jeden Schiffsintellekt niederdenken, als Spezies sind sie eine Ungeheuerlichkeit. Und woher wissen wir das? Unsere Schiffe haben mit ihnen über andere Sachen zu sprechen versucht als über unseren Gesang, und sie haben davon Kopfweh bekommen. Vom Standpunkt der Intelligenz aus gesehen sind wir ihre Begleiter und nicht sie unsere. Wir können sie nicht wirklich verstehen, und was uns die Schiffe übersetzt haben, waren schimmernde Bruchstücke von herzzerreißender Schönheit, die nirgendwo zusammenzupassen schienen. Welten, Latil, Welten. Und was noch viel schlimmer ist: Wir können ohne sie nicht singen. Singen vielleicht, aber niemand würde uns hören. Wir singen, und sie tragen unsere Gesänge zu den Schiffen und zurück. Es muss dir aufgefallen sein. Du musst dich gewundert haben. Wirkliche Kommunikation in interplanetarem Maßstab kann nicht auf Schall beruhen, auch in einem gasgefüllten Sonnensystem nicht. Ihr benutzt Funk, Laser, den Tunnelprozess. Wir benutzen die Begleiter, die sich ohne Zeitverlust über weite Strecken miteinander unterhalten können. Wie das geht? Wir wissen es nicht. Sie essen nicht nur die Bakterien auf unserer Haut, wenn sie an uns hochklettern. Sie essen unsere Gedanken und Gefühle. Verstehst du?«
    Sie verstand sehr gut. Aber es war ihr gleichgültig. Sie wollte nur näher und immer näher heran. Auf dem Boden lagen Finger verstreut. Eline hatte keine Angst vor ihr. Er lockte sie an.
    »Komm näher, Latil, damit du mich besser hörst. Die Begleiter waren uns also immer überlegen, intellektuell und auch moralisch, wenn man so will, und alle wussten es. Ein Widerspruch zu meinen Bemerkungen über die fortgeschrittenen und die unentwickelten Gesellschaften von vorhin, nicht wahr? Mit seinen Widersprüchen muss man leben. Das ist etwas, was Reformer wie Haku und Kea nie begriffen haben. Sie wollten den Widerspruch zwischen ihren zarten Seelen und der Tatsache, dass unsere Schiffe bei einer Mahlzeit Millionen von Begleitern auffraßen, nicht länger ertragen. Und an diesem Punkt der Entwicklung kommst du ins Spiel.«
    Ein Mondo begann über seinem Kopf zu entstehen. Sie betrachtete sich selbst von unten, nackt, hässlich, stumm. Alles war genau zu sehen, ihre kurzen Haare, ihr breites Gesicht, die kreisrunden Narben auf ihren Unterarmen.
    »Da gab es dieses wichtigste aller Opalgesetze: Kein Taa tötet einen anderen. Nie.

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