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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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    Prinzipiell stellt sich doch die Frage, ob es der menschlichen Natur nach überhaupt möglich ist, dass sich jemand grundlegend ändert. Die Fehler, die andere Leute machen, liegen meist klar auf der Hand. Unsere eigenen zu erkennen ist schon schwieriger. Normalerweise lässt sich bei Betrachtung unseres Lebenswegs ablesen, wer wir heute sind und wer wir von Geburt an waren. Wir sind Optimisten oder Pessimisten, fröhlich oder depressiv, leichtgläubig oder zynisch, abenteuerlustig oder risikoscheu. Eine Therapie könnte unsere Vorzüge besser zur Geltung bringen oder unsere Mängel ausgleichen, aber meistens machen wir das, was wir machen, weil wir es schon immer so gemacht haben, selbst wenn es böse endet … ja, vielleicht gerade dann, wenn es böse endet.
    Dies ist eine Geschichte über verschiedene Arten der Liebe – Liebe, die glückt, Liebe, die missglückt, und manches andere dazwischen.
    An diesem Tag fuhr ich um Viertel nach eins in Santa Teresa los und machte mich auf den Weg in das nur zehn Meilen weiter südlich gelegene Montebello. Der Wetterbericht hatte Höchsttemperaturen bis vierundzwanzig Grad versprochen. Die morgendliche Bewölkung war von Sonnenschein abgelöst worden, eine willkommene Abwechslung zu dem ständig bedeckten Himmel, der uns meist den Juni und den Juli vergällt. Ich hatte an meinem Schreibtisch zu Mittag gegessen und mir ein in Viertel geschnittenes Sandwich mit Oliven-Paprika-Schmelzkäse auf Weizenbrot gegönnt, mein drittliebstes Sandwich auf der ganzen Welt. Wo lag das Problem? Ich hatte keines. Das Leben war schön.
    Jetzt, da ich die Angelegenheit zu Papier bringe, erkenne ich, was mir von Anfang an hätte ins Auge stechen sollen, doch die Ereignisse schritten in so gleichförmigem Tempo voran, dass ich bildlich gesprochen am Steuer eingenickt bin. Ich bin Privatdetektivin, siebenunddreißig Jahre alt und übe meinen Beruf in der kleinen südkalifornischen Stadt Santa Teresa aus. Meine Aufträge sind unterschiedlich, nicht immer lukrativ, aber ausreichend, um Wohnung, Essen und sämtliche anfallenden Rechnungen zu bezahlen. Ich stelle Ermittlungen über Firmenmitarbeiter an. Ich suche nach Vermissten oder spüre Erben auf, denen im Zuge von Nachlassregelungen bestimmte Geldbeträge zugefallen sind. Gelegentlich untersuche ich Entschädigungsforderungen im Zusammenhang mit Brandstiftung, Betrug oder fahrlässiger Tötung.
    Ich war zweimal verheiratet und bin zweimal geschieden, und sämtliche nachfolgenden Beziehungen sind gescheitert. Je älter ich werde, desto weniger verstehe ich die Männer, und deshalb halte ich mich eher von ihnen fern. Infolgedessen habe ich kein nennenswertes Sexualleben, aber so werde ich wenigstens nicht von unerwünschten Schwangerschaften oder sexuell übertragbaren Krankheiten geplagt. Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass Liebe und Arbeit eine zweifelhafte Mixtur ergeben.
    Ich fuhr auf einem Stück Landstraße dahin, das früher unter dem Namen Montebello Parkway bekannt war und 1927 infolge einer Kampagne zur Mittelbeschaffung entstanden ist, die es ermöglichte, parallel zu den Schnellstraßen weitere Straßen mit von Landschaftsarchitekten gestalteten Mittelstreifen zu bauen, die noch heute existieren. Da gleichzeitig Werbetafeln und Geschäftsbauten entlang der Straße verboten wurden, ist dieser Abschnitt des Highway 101 nach wie vor reizvoll, außer wenn er vom Stoßverkehr verstopft ist.
    Montebello selbst hat 1948 einen ähnlichen Wandel vollzogen, als der örtliche Schutz- und Verschönerungsverein erfolgreich darum stritt, Gehsteige, Betonschwellen, Reklameschilder und alles andere zu verbieten, was die ländliche Atmosphäre verschandeln könnte. Montebello ist bekannt für seine über zweihundert Luxusanwesen, von denen viele von Männern erbaut wurden, die ihr Vermögen mit dem Verkauf gewöhnlicher Haushaltsartikel gemacht hatten, unter anderem Salz und Mehl.
    Ich war unterwegs zu Nord Lafferty, einem älteren Herrn, dessen Konterfei mit schöner Regelmäßigkeit in der Gesellschaftsspalte des Santa Teresa Dispatch abgebildet war. Anlass hierfür war meist, dass er wieder einmal eine beträchtliche Summe für irgendeinen wohltätigen Zweck gespendet hatte. Zwei Gebäude der UCST waren ebenso nach ihm benannt wie ein Flügel des Santa Teresa Hospital und eine Sammlung seltener Bücher, die er der Stadtbibliothek geschenkt hatte. Vor zwei Tagen hatte er mich angerufen und erklärt, er wolle »ein kleines Anliegen« mit mir

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