Der Papalagi
DER PAPALAGI
Die Reden des Südseehäuptlings Tuiavii
aus Tiavea
Illustrationen Maxine van Eerd-Schenk
Verlag Tanner & Staehelin
Erweiterte Neuauflage der Originalausgabe von 1920, Felsenverlag, Buchenbach/Baden
© 1978 by Verlag Tanner & Staehelin.
CH-8702 Zollikon-Zürich
Herausgeber: Christian G. Staehelin und Robert Tanner Druck: Zollinger AG, Adliswil-Zürich
Satz: Optisatz, Heinz Waldvogel, Zürich
Bindung: Eibert AG, Eschenbach
Umschlag: Maxine van Eerd-Schenk
Herstellung und Gestaltung: Christian G. Staehelin ISBN 3 859 31020 8
Inhalt
Einführung von Erich Scheurmann ............ 9
Vom Fleischbedecken des Papalagi ............ 19
Von den steinernen Truhen .................. 33
Vom runden Metall ......................... 47
Die vielen Dinge ............................ 61
Der Papalagi hat keine Zeit ................... 75
Der Papalagi hat Gott arm gemacht ........... 85
Der große Geist ist stärker ................... 95
Vom Berufe des Papalagi ..................... 107
Vom Orte des falschen Lebens ................ 119
Die schwere Krankheit des Denkens ........... 131
Der Papalagi und eine Dunkelheit ............. 145
Über dieses Buch ........................... 157
Versuch einer Biographie ..................... 163
Es genügt nicht, den Papalagi zu lesen. Unsere innersten, oft verschütteten Gefühle wieder wahrnehmen, das werden wir lernen.
Die Herausgeber
Allen Personen, die bei dieser Ausgabe mitgeholfen haben, danken wir herzlich. Es sind: Richi Bhend, Bonaventura van Eerd, Paul Hurschler, Christian Rentschler, Mario Righetto, Elisabeth Tanner. Mit ganz speziellem Dank gedenken wir Elisabeth John †, verw. Scheurmann. Ihr Einsatz ermöglichte, dass dieses Buch erscheinen konnte.
Einführung von Erich Scheurmann
E s war nie die Absicht Tuiaviis, diese Reden 1 für Europa herauszugeben oder überhaupt drucken zu lassen; sie waren ausschließlich
für seine polynesischen Landsleute gedacht. Wenn ich dennoch ohne sein Wissen, und sicherlich gegen seinen Willen, die Reden dieses Eingeborenen der Lesewelt Europas übermittle, so geschieht es in der Überzeugung, daß es auch für uns Weiße und Aufgeklärte von Wert sein dürfte, zu erfahren, wie die Augen eines noch eng an die Natur gebundenen uns und unsere Kultur betrachten. Mit seinen Augen erfahren wir uns selbst; von einem Standpunkt aus, den wir selber nie mehr einnehmen können. Obwohl, zumal von Zivilisationsfanatikern, die Art seines Schauens als kindlich, ja kindisch, vielleicht als albern empfunden werden mag, muß den Vernunftvolleren und Demütigeren doch manches Wort Tuiaviis nachdenklich stimmen und zur Selbstschau zwingen; denn seine Weisheit kommt aus der Einfalt, die von Gott ist und keiner Gelehrsamkeit entspringt.
Diese Reden stellen in sich nichts mehr und nichts weniger dar, als einen Anruf an alle primitiven Völker der Südsee, sich von den erhellten Völkern des
1 Die Reden des Südseehäuptlings Tuiavii aus Tiavea sind zwar noch nicht gehalten, doch aber gleichsam als einen
europäischen Kontinents loszureißen. Tuiavii, der Verächter Europas, lebte in der tiefsten Überzeugung, daß seine eingeborenen Vorfahren den größten Fehler gemacht haben, als sie sich mit dem Lichte Europas beglücken ließen. Gleich jener Jungfrau von Fagasa, die vom hohen Riff aus den ersten weißen Missionaren mit ihrem Fächer abwehrte; »Hebt euch hinweg, ihr übeltuenden Dämonen!« – Auch er sah in Europa den dunklen Dämon, das zerstörende Prinzip, vor dem man sich zu hüten habe, wolle man seine Unschuld wahren.
Als ich Tuiavii zuerst kennen lernte, lebte er friedlich und abgesondert von Europens Welt auf der weltfernen kleinen Insel Upolu, die zur Samoagruppe gehört, im Dorfe Tiavea, dessen Herr und oberster Häuptling er war. Sein erster Eindruck war der eines massigen, freundlichen Riesen. Er war wohl an die zwei Meter hoch und von ungewöhnlich starkem Gliederbau. Ganz im Widerspruch dazu klang seine Stimme weich und milde wie die eines Weibes. Sein großes, dunkles, von dichten Brauen überschattetes, tiefliegendes Auge hatte etwas Gebanntes, Starres. Bei plötzlicher Anrede jedoch glutete es warm auf und verriet ein wohlwollendes lichtes Gemüt.
Nichts unterschied Tuiavii im übrigen von seinen Entwurf in der Eingeborenensprache niedergeschrieben, aus welcher sie ins Deutsche übersetzt wurden.
eingeborenen Brüdern. Er trank seine Kava 1 , ging am Abend und Morgen zum Loto 2 , aß Bananen, Taro und Jams
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